Als die durchwachsene Saison der EWE Baskets Oldenburg am vergangenen Donnerstag zu einem vorzeitigen Ende kam, da lieferten die Niedersachsen noch einmal einen durchaus sinnbildlichen Auftritt für das Spieljahr 2024/2025 in der easyCredit Basketball Bundesliga. Das Auf und Ab der mittlerweile 25. Saison eines Oldenburger Teams im Oberhaus spiegelte sich in der Partie beim SYNTAINICS MBC treffend wider.
Es gab spielerisch ordentliche Phasen und Momente der angemessenen defensiven Intensität. Es gab einzelne individuelle Highlights, die aus einer – bei allem Respekt – unübersehbaren Mittelmäßigkeit des Gesamtgefüges herausragten. Und es gab Augenblicke, in denen sich (einmal mehr) das Gefühl einstellte: Hier geht noch was! Zwei Tage nach dem Erfolg im ersten Play-In gegen Rostock schien nun ein zweiter möglich.
Das war aber aus Oldenburger Sicht leider nur die eine Seite.
Denn: Es gab dann eben auch einige Unkonzentriertheiten, Schläfrigkeit in der Verteidigung und individuelle Aussetzer, denen zufolge es ergo hieß: Hier geht nichts mehr. All das zog sich durch viele Begegnungen einer unrunden Saison, und irgendwie war der Auftritt in Weißenfels dann eben ein passender Schlussakt. 110 gegnerische Punkte; ein frustrierter Kapitän, der sich augenscheinlich erleichtert zeigte, per fünftem Foul die Veranstaltung vorzeitig verlassen zu dürfen; die 14. Niederlage im 17. Auswärtsspiel der Saison – dass die mitgereisten Fans beharrlich weiter supporteten, war ihnen hoch anzurechnen.

Es ist seit dem ersten Spieltag im September des vergangenen Jahres viel geredet und geschrieben worden über die Saison 24/25, und entsprechend der allgemein vernehmbaren Erleichterung, dass die Chose nun tatsächlich beendet ist, sollte man das Ganze am besten direkt zu den Akten legen. Dass zum dritten Mal binnen vier Jahren die Playoffs verpasst worden sind, dürfte auch bei den Verantwortlichen für Anspannung sorgen. Denn bei aller Begeisterung über eine fortwährend ausverkaufte EWE Arena: Das Kerngeschäft des Klubs, sprich: das Abschneiden der Profis in der BBL, entsprach zum wiederholten Mal nicht den Erwartungen. Dauerhaft wird das zum Problem.
Die Offseason 2025 dürfte daher eine der spannendsten jemals werden – dazu ein Blick auf die wesentlichen Faktoren.
Die Mannschaft: Nur ein Spieler aus dem aktuellen Kader besitzt einen Vertrag für die kommende Saison: Seth Hinrichs. Bleibt er tatsächlich? Und was passiert mit den anderen? Norris Agbakoko, der in Oldenburg durchaus das neue Gesicht des Clubs hätte werden können, hat dem Vernehmen nach einen Vertrag bei ALBA BERLIN unterschrieben. Ein herber Verlust für die EWE Baskets, denn der Center hat sich sportlich enorm entwickelt, ist hinsichtlich seines Auftretens ein Vorbild und wäre genau der Spieler gewesen, der die Lücke nach dem Karriereende von Rickey Paulding hätte schließen können. Hätte …
Die Gerüchteküche, die unter anderem Journalist Rupert Fabig regelmäßig bedient, sieht zudem Alen Pjanic bei den FIT/One Würzburg Baskets, und auch Len Schoormann wird immer mal wieder genannt, wenn es um Avancen anderer Clubs geht. Falls Agbakoko, Schoormann und Pjanic tatsächlich alle gehen und auch Max DiLeo erwartungsgemäß keinen neuen Vertrag erhält, dann wird die ohnehin große Spannung hinsichtlich des neuen Kaders sogar noch einmal größer – die Suche nach deutschen Spielern ist unter den gegebenen Umständen (die Besten landen bei den ganz großen Clubs, die Colleges locken mit dem ganz großen Geld) alles andere als einfach.
Die Club-Führung: Hermann Schüller ist nicht mehr geschäftsführender Gesellschafter der EWE Baskets Oldenburg. Er hat den Club entscheidend geprägt und stand satte 30 Jahre an der Spitze. Zudem verlässt auch Regina Kulms die EWE Baskets; sie war 20 Jahre lang kaufmännische Geschäftsführerin.
Spannend wird nun zu sehen sein, wie sich das neue Führungsduo in der Geschäftsführung schlägt. Christian Andresen hat beruflich keinen Profisport-Hintergrund und wird sich zunächst einmal vertraut machen müssen mit den Gegebenheiten, die grundsätzlich nicht die schlechtesten sind: Es gibt eine Vielzahl an oft langjährigen Sponsoringpartnern und ein sehr treues Publikum, das für eine hundertprozentige Auslastung der EWE Arena sorgt. Kein neues Gesicht ist hingegen Srdjan Klaric, der vom sportlichen Leiter zum Geschäftsführer Sport aufrückt und dieser Tage vermutlich wenig Ruhe finden wird. Denn: Nach der Saison ist vor der Saison, das Profigeschäft kennt keine Auszeiten.
Und dann ist da noch die Frage nach dem Trainer.
Nach allem, was zuletzt zu vernehmen war, ist diese allerdings schon beantwortet – und damit wird es richtig spannend. 13 Jahre nach dem Ende seiner eigenen Ära und 16 Jahre nach der sensationellen Deutschen Meisterschaft wird offenbar Predrag Krunic (Bild ganz oben: Ulf Duda/fotoduda.de) erneut die Geschicke der EWE Baskets von der Seitenlinie aus lenken.
Vorab: Bis zur offiziellen Verkündung dieser personellen – wie soll man es nennen? Wohl am ehesten: Überraschung – muss die Angelegenheit weiter als Gerücht behandelt werden. Aber: Es spricht dann doch sehr viel dafür, dass die Sache entschieden ist.
Krunic war von 2007 bis März 2012 Headcoach der EWE Baskets. Seine (zumeist sehr erfolgreiche) Zeit in Oldenburg im Schnelldurchgang: Er lockte gleich zu Beginn seiner Amtszeit Rickey Paulding zum Club, erreichte in seiner Debütsaison durch einen 3:1-Erfolg gegen Bamberg das Halbfinale, wurde 2009 mit den Oldenburgern Deutscher Meister und schloss 2010 die Hauptrunde als Erster ab. Es folgten: ein Ausscheiden im Viertelfinale gegen Braunschweig, 2011 ein Erstrunden-Aus gegen ALBA und 2011/2012 schließlich eine rumpelige Saison, die für ihn abseits der Playoffränge vorzeitig endete.
In einem Interview mit mir blickte Hermann Schüller vor Kurzem auf die damalige Zeit zurück und betonte, dass er Krunic nicht entlassen habe. Der Headcoach selbst habe einst das Signal gegeben: Es sei Zeit für Veränderung. 13 Jahre später scheint es so, als laute das Signal des Meistertrainers nun: Ich bin bereit, es erneut in Angriff zu nehmen.

Nach seiner Zeit in Oldenburg war Krunic in Bayreuth, Polen, Weißenfels, Bonn, Russland, Japan, erneut Weißenfels und noch einmal Japan tätig. Zuletzt coachte er dort einen Zweitligisten (mit Chaundee Brown im Kader), nach einer Negativserie endete seine Amtszeit im Februar 2025. Schließt sich jetzt eine Art Kreis mit der Rückkehr zu dem Club, mit dem er Meister wurde?
Seit November 2024 war klar, dass Mladen Drijencic die EWE Baskets nur bis zum Ende der Saison als Headcoach betreuen würde. Heißt auch: Mehr als sechs Monate Zeit, um einen Nachfolger zu bestimmen – für einen Standort, der sich selbst nach wie vor zum vorderen Drittel einer Liga zählt, die in der Breite anhaltendes Wachstum erfährt.
Unter den Fans und Beobachtern, das lässt sich aktuell deutlich vernehmen, ist in diesem Zeitraum entsprechend eine große Erwartungshaltung entstanden. Eine Erwartungshaltung, die zahlreichen Reaktionen nach durch die sich jetzt abzeichnende Lösung aus Sicht vieler eher nicht adäquat erfüllt wird. Vorerst bleibt das Warten auf die hochoffizielle Bestätigung – und die Neugier darüber, was ansonsten personell passieren wird. Spannung? Garantiert!
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Zu meinem Basketball-Background: Als wenig erfolgreicher Spieler hatte ich lange Zeit großes Interesse am aktiven Tun, allerdings beschränkt sich meine Liebe zu diesem Sport inzwischen auf die Besuche in den Hallen und Arenen und die entsprechende Arbeit an der Tastatur. Von 2004 bis 2014 habe ich die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit der EWE Baskets Oldenburg geleitet, seitdem beschäftige ich mich mit dem Club im Speziellen und dem Basketball im Allgemeinen als freier Journalist – unter anderem als redaktioneller Mitarbeiter für die easyCredit Basketball Bundesliga, als gelegentlicher Experte am Mikro bei den EWE Baskets oder in diesem Blog. Was ich sonst noch so mache: hier entlang.