Torben Rosenbohm

Freier Journalist aus Oldenburg

Einige Überraschungen zwischen ganz oben und ganz unten

Zwischen sieben und neun Spielen haben die Clubs in der easyCredit Basketball Bundesliga in der Saison 2024/2025 inzwischen absolviert. Das sogenannte Länderspielfenster sorgt an den 17 Standorten aktuell für eine Unterbrechung im nationalen Pflichtspiel-Programm, einzig der FC Bayern München und ALBA BERLIN müssen in dieser Woche bereits wieder Aufgaben im internationalen Wettbewerb nachgehen. Die Euroleague schert sich nicht um die Auftritte der Nationalmannschaften.

Die Unterbrechung in der Liga ist der passende Moment, um einen Blick auf das bisherige Geschehen und das Abschneiden der Teams zu werfen. Während ganz oben und ganz unten im Klassement durchaus Erwartbares eingetreten ist, geht es zwischen der Nummer eins, dem FC Bayern, und der Nummer 17, der BG Göttingen, zuweilen recht überraschend zu.

Die Playoffplätze

Auch in dieser Saison qualifizieren sich die besten Sechs der Tabelle direkt für das Playoff-Viertelfinale. Aktuell bekleiden diese Teams die begehrten Ränge: Bayern München, ratiopharm ulm, FIT/One Würzburg Baskets, MLP Academics Heidelberg, SYNTAINICS MBC und NINERS Chemnitz.

Im Fall der Münchner (6:2-Siege) und der Ulmer (6:2) kann das bisher Gebotene im Prinzip niemanden verblüffen. Der amtierende Meister aus der bayrischen Landeshauptstadt ist der Top-Favorit auf den nächsten Titel, der Meister von 2023 aus Ulm wiederum hat sich längst in der Riege der ersten Verfolger etabliert. Auch die parallele europäische Herausforderung wurde bis dato gemeistert: Bayern zählt unter Regie des Weltmeistertrainers von 2023, Gordon Herbert, zu den Anwärtern auf eine Playoffteilnahme. Und die Ulmer haben mit 4:4-Siegen einen ordentlichen Start im Eurocup hingelegt. Hier geht es in der kommenden Woche weiter.

Zwei Standorte setzen derweil bisher das fort, was man zuletzt von ihnen schon gewohnt war: das Streben nach einer direkten Playoffqualifikation. Würzburg (5:2) wirkt unter Regie von Headcoach Sasa Filipovski und seiner konsequenten Guard-Orientierung sehr stabil, auch Chemnitz (5:3) tritt spätestens seit dem Gewinn des FIBA Europe Cups 2024 und des Einzugs ins Halbfinale der easyCredit BBL als beständiges Spitzenteam auf. So weit, so normal.

Danny Jansson wechselte von Tübingen nach Heidelberg und gehört mit den MLP Academics zu den positiven Überraschungen der bisherigen Saison. Bild: Ulf Duda/fotoduda.de

Zwei Clubs allerdings vermochten im ersten Saisonviertel positiv zu überraschen. Das sind zum einen die MLP Academics Heidelberg (6:3), die sich unter ihrem neuen Trainer Danny Jansson anschicken, mit dem Abstiegskampf überhaupt nichts zu tun zu haben. Zu verdanken haben sie das unter anderem einem bislang bemerkenswert guten Ryan Mikesell (im Schnitt 17,0 Punkte, 6,6 Rebounds und 3,3 Assists), der sich anschickt, zu den herausragenden Spielern der Saison zu gehören.

Nach schwachem Start mit drei Niederlagen zum Auftakt hat sich unterdessen der SYNTAINICS MBC (5:3) zum Seriensieger gemausert. Das Team aus Sachsen-Anhalt stellte mit fünf Erfolgen am Stück einen neuen Clubrekord auf und hält sich zur Freude des neuen Headcoaches Janis Gailitis fern vom Abstiegskampf. Drei Akteure ragen offensiv bisher heraus: Spencer Reaves (im Schnitt 16,0 Punkte pro Partie), Tyren Johnson (15,8) und Michael Devoe (14,9).

Die Play-In-Plätze

Die in der Vorsaison erstmals ausgetragenen Play-In-Spiele wird es auch in dieser Spielzeit wieder geben. Für den Siebten und Achten bedeutet dieser Modus zusätzliches Zittern. Für den Neunten und Zehnten ergibt sich eine Chance, die Saison doch noch zu verlängern – in früheren Zeiten wäre für die Teams auf diesen Rängen Schluss gewesen. Momentan finden sich diese vier Vertreter auf den Play-In-Plätzen wieder: Telekom Baskets Bonn, RASTA Vechta, MHP RIESEN Ludwigsburg und EWE Baskets Oldenburg. Wenngleich der aktuelle Tabellenstand nicht auf das finale Klassement nach 32 Spieltagen übertragbar ist, fällt auf: Bonn, Ludwigsburg und Oldenburg trudelten am Ende der Vorsaison ebenfalls auf den Play-In-Positionen ein. Wiederholt sich das für diese drei im laufenden Wettbewerb?

Im Grunde waren diese vier Teams hier durchaus erwartet worden, allerdings sind Abstufungen vorzunehmen. Die international im Gegensatz zu den anderen drei nicht geforderten EWE Baskets (4:4) sehen sich selbst als Top-5-Club, sind diesem Anspruch im bisherigen Saisonverlauf aber nicht gerecht geworden. Das führte zur ersten Trainerentlassung der Spielzeit: Pedro Calles musste vorzeitig gehen, Mladen Drijencic – 2015 mit den Oldenburgern Pokalsieger – kehrte auf die Position zurück, die er schon von 2015 bis Anfang 2022 bekleidet hatte. Um einen direkten Playoffplatz zu erklimmen, ist eine Steigerung in vielen Bereichen nötig. Verbesserungspotenzial weisen auch Bonn und Ludwigsburg auf, beide sind noch auf der Suche nach einer größeren Stabilität.

Vechta (4:4) wiederum stand nach der starken Vorsaison (Sechster in der regulären Saison) in diesem Sommer vor einem Neuanfang. Viele Spielerwechsel, Martin Schiller als neuer Headcoach, dazu die Teilnahme an der FIBA Basketball Champions League: Kaum 60 Kilometer südlich von Oldenburg mussten die Dinge erst einmal zueinander finden. Das klappte zuletzt immer besser, in der easyCredit BBL gelangen drei Siege am Stück, darunter ein Erfolg gegen ALBA BERLIN.

Der Rest

Unterhalb der Play-In-Plätze erleben die Basketball-Fans bislang vor allem in einem Fall höchst Staunenswertes. Wobei: Bei genauerer Betrachtung ist die Bilanz von ALBA BERLIN (3:5) als momentaner Tabellen-13. keine echte Sensation. Die Hauptstädter verzeichneten eine horrende Liste an Ausfällen und bekamen zuweilen nur noch mit größter Mühe einen vollständigen Spieltagskader zusammen. Hinzu kommt der stramme Spielplan, der angesichts der personellen Not zur enormen Belastung wird. Die Niederlage in Vechta stand beispielsweise am Ende einer Woche mit zwei Euroleague-Begegnungen.

In Ulm wurde Anton Gavel Deutscher Meister. Bei den Bamberg Baskets sind die Ziele bescheidener. Bild: Ulf Duda/fotoduda.de

Während man davon ausgehen darf, dass der Club aus der Hauptstadt mit fortschreitender Saison Platz um Platz gutmachen wird, ist das bei den anderen Teams beileibe nicht garantiert. Die ROSTOCK SEAWOLVES (4:4), Basketball Löwen Braunschweig (3:4), Bamberg Baskets (2:5) und Veolia Towers Hamburg (2:5) besitzen zwar das Potenzial, sich in das Rennen um die Play-In-Plätze einzuschalten, könnten aber auch einen höchst unangenehmen Saisonverlauf erleben. Hamburg verlor zuletzt gleich viermal am Stück. Wo sich der Aufsteiger, die SKYLINERS aus Frankfurt, einsortiert, ist schwer vorherzusagen. An guten Tagen können die Hessen ein unbequemer Gegner sein, an schlechteren Tagen geht zu viel schief. Und ganz am Ende, da wird sich die BG Göttingen (0:7) einiges einfallen lassen müssen, um den Abstieg zu verhindern. Trainer Olivier Foucart steht vor einer gewaltigen Herausforderung.

Die Prognose

Zu guter Letzt und aus liebgewonnener Tradition (trotz der bemerkenswert großen Abweichungen zum tatsächlichen Resultat) wage ich vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebs einen Tipp für die Platzierungen nach der Hauptrunde. Here we go (am schwierigsten fallen mir momentan die Einordnungen von Bamberg und Hamburg …):

1. FC Bayern München
2. ratiopharm ulm
3. NINERS Chemnitz
4. ALBA BERLIN
5. FIT/One Würzburg Baskets
6. MHP RIESEN Ludwigsburg

7. Telekom Baskets Bonn
8. EWE Baskets Oldenburg
9. RASTA Vechta
10. MLP Academics Heidelberg

11. ROSTOCK SEAWOLVES
12. Basketball Löwen Braunschweig
13. Bamberg Baskets
14. SYNTAINIC MBC
15. Veolia Towers Hamburg
16. SKYLINERS

17. BG Göttingen


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Zu meinem Basketball-Background: Als wenig erfolgreicher Spieler hatte ich lange Zeit großes Interesse am aktiven Tun, allerdings beschränkt sich meine Liebe zu diesem Sport inzwischen auf die Besuche in den Hallen und Arenen und die entsprechende Arbeit an der Tastatur. Von 2004 bis 2014 habe ich die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit der EWE Baskets Oldenburg geleitet (und beispielsweise hier über Mumbrús Anteil am Oldenburger Ausscheiden 2013 geschrieben), seitdem beschäftige ich mich mit dem Club im Speziellen und dem Basketball im Allgemeinen als freier Journalist – unter anderem für die easyCredit Basketball Bundesliga, als Kolumnist für das Delmenhorster Kreisblatt oder in diesem Blog. Was ich sonst noch so mache: hier entlang.