Torben Rosenbohm

Freier Journalist aus Oldenburg

In Rickeys Fußstapfen

Neuer Trainer, neuer Kapitän: Bei der Pressekonferenz der EWE Baskets Oldenburg im Club Center an der Maastrichter Straße war nun endgültig greifbar, was in der Saison 2022/2023 bevorsteht. Es ist eine Art Neubeginn nach einer zunächst verheerenden, später versöhnlichen Spielzeit. Da hatten die Oldenburger in der Rückrunde unter Headcoach Ingo Freyer doch noch die Kurve bekommen und den Klassenerhalt am Ende souverän sichergestellt.

Nun also: Nicht alles, aber vieles wurde verändert.

Mittendrin war bei der PK Max DiLeo. Der gebürtige US-Amerikaner mit deutschem Pass tritt als Kapitän in die gewaltigen Fußstapfen von Rickey Paulding. Was er darüber denkt und was er von seinem neuen Team erwartet, erzählte der sympathische 29-Jährige in einem Interview am Rande der PK.

Max, vielen Dank für deine Zeit. Schildere einmal deinen ersten Eindruck von der Stadt und vom Club.

Die Stadt ist sehr schön, mir gefällt vor allem die Größe. Hamburg war eine andere Dimension, mit viel mehr Verkehr und weiten Wegen, um alles zu erreichen. Hier ist alles deutlich näher. Es gibt beispielsweise auch eine gute Auswahl an Restaurants. Ich mochte auf der anderen Seite eine kleinere Stadt wie Vechta, aber da habe ich nach kurzer Zeit doch rasch alles gesehen (lacht). Und was den Club betrifft: Es ist hier noch besser, als ich es ohnehin erwartet hatte. Ich bin wirklich beeindruckt! Vorher habe ich schon nur gute Sachen gehört, und als ich hier ankam, wurde mir klar, warum das so ist. Daher fühle ich mich außerordentlich wohl. Das ist auch für Spieler wie MaCio wichtig, die vorher noch nie in Europa waren. Hier kümmert man sich tatsächlich um alles.

Du bist jetzt seit einigen Wochen mit dem neuen Team zusammen. Wie stellt sich das bisher dar?

Schon menschlich passt das alles sehr gut zusammen. Pedro ist es ja sehr wichtig, dass die Leute charakterlich zueinander passen. Es gibt einige sehr lustige Typen, daher ist die Stimmung im Locker Room immer hervorragend. Was mir besonders auffällt: Alle sind sehr früh in der Trainingshalle und bleiben auch nach den Einheiten noch dort. Auf dem Spielfeld helfen sich alle gegenseitig, wir wollen gemeinsam stärker werden. Es gibt kein Konkurrenzdenken. Jeder möchte, dass alle besser werden.

Es ist jetzt die fünfte Saison für dich unter Coach Pedro Calles. Was macht ihn besonders?

Pedro ist getrieben. Er lebt für den Basketball! Er hat einen klaren Plan und er kennt alle Einzelheiten, um ihn umzusetzen. Er ist ein großartiger Motivator, der zudem immer das Beste aus jedem einzelnen Spieler herausholt. Es ist imponierend, wie er seinen Plan aufstellt, umsetzt und immer weiter verfolgt – und dabei alle, auch die Assistenztrainer und andere, konsequent mitnimmt.

Wie wird der Charakter des Baskets-Spiels in der Saison aussehen?

Wir wollen eine Kultur der Stärke entwickeln, auch auf die kleinen Dinge achten und immer hart arbeiten. Pedro schaut sehr auf die kleinen Details. Sobald all diese Details immer besser passen, genießt man in diesem Spielsystem auch kontinuierlich mehr Freiheiten. Je länger die Saison dauert, desto mehr findet jeder seine Rolle. In dieser Rolle kann dann jeder sein eigener Star sein, der dem Team maximal hilft.

Ihr spielt „nur“ Bundesliga und seid international nicht dabei. Ist das eher ein Vor- oder ein Nachteil? Oder spielt das gar keine Rolle?

Was das Physische angeht, beispielsweise Verletzungen: In diesem Bereich hilft es vielleicht. Aber natürlich gilt auch, dass Spiele das beste Training sind und man in ihnen am meisten als Team lernt. Es gibt also gute Gründe für beide Sichtweisen. Wir werden im Training viel Zeit haben, um uns zu verbessern; andererseits ist es immer reizvoll, sich mit den Besten aus anderen Ländern zu messen und voranzukommen. Nicht vergessen darf man aber auch das ganze Reisen. Man ist immer auf Achse, und die Reisetage, inklusive eingefalteter Beine im engen Flugzeug, sind dann die sogenannten freien Tage (lacht).

Du bist der neue Kapitän und damit Nachfolger von keinem Geringeren als Rickey Paulding. Denkst du darüber nach?

Es ist schon etwas Druck! Rickey ist eine Legende in Oldenburg. Jeder sagt ausschließlich nur gute Dinge über ihn; sogar, als ich noch nicht in der Liga war, habe ich nur Tolles gehört. Es war immer schön, in den Spielen gegeneinander auf dem Parkett zu stehen. Wenn ich nur ein Prozent seines Einflusses auf die Stadt und den Club habe, dann ist das schon ein Schritt in die richtige Richtung. Ich freue mich jetzt schon, mich mit ihm auszutauschen, wenn er wieder hier ist. Das gibt es ja wirklich nur sehr selten, dass man jemanden wie ihn hat, der eine solche Bedeutung für die Liga genießt.

Was erwartest du von dieser Saison? Geht es wieder um Berlin und München – und der Rest spielt um das, was übrig bleibt?

Ich erwarte nicht, dass sich an der Qualität von Bayern und Alba etwas ändert. Nicht ausgeschlossen, dass einer von beiden auch mal nur Dritter oder Vierter wird, aber die Entscheidung über den Titel geht letztlich stets über sie. Aber auch dahinter wird es hart, es gibt viele Wechsel, zudem gibt es immer wieder Überraschungen. Es wird auf alle Fälle sehr interessant!

Wer wird Europameister?

Deutschland, hoffentlich! Die Daumen sind gedrückt.

Maximilian Lewis DiLeo, kurz „Max“, wurde am 12. März 1993 in Philadelphia geboren. Sein Vater Tony DiLeo war Basketball-Trainer in Deutschland und kurzzeitig in der NBA, seine Mutter Anna ging unter anderem in Düsseldorf auf Körbejagd. Der ältere Bruder T.J. war bis 2021 Spieler bei den Telekom Baskets Bonn. Max DiLeo stand in Deutschland zunächst bei den Oettinger Rockets und RheinStars Köln unter Vertrag, bevor er von 2018 bis 2020 in Vechta und 2020 bis 2022 in Hamburg unter Headcoach Pedro Calles in der Bundesliga aktiv war. Im Sommer 2022 folgte er Calles nach Oldenburg und unterschrieb einen Vertrag bis 2024.