Torben Rosenbohm

Freier Journalist aus Oldenburg

Eine (leicht schiefe) Halbzeitbilanz

Offiziell liegt der 17. Spieltag in der easyCredit Basketball Bundesliga hinter uns, und mit einem Doppelspieltag am Wochenende startet die Rückrunde der regulären Saison. Daher ist es an der Zeit für eine Halbzeitbilanz, allerdings gerät diese dezent schief: Nicht alle 18 Clubs haben tatsächlich 17 Begegnungen auf dem Konto, Ausreißer nach oben (Bamberg und Braunschweig waren schon 18-mal aktiv) und nach unten (Chemnitz musste erst 15-mal spielen) sorgen für ein unharmonisches Tabellenbild. Da die Liga aber als relevante Maßeinheit inzwischen auf einen Quotienten setzt und die Prozentzahl der gewonnenen Spiele für die Einordnung verantwortlich ist, sei die Schieflage souverän ausgeblendet.

Vor dem Start in die Rückrunde teilt sich die Liga in einige Gruppierungen auf. Es gibt mit Blick auf die Playoffplätze eins bis acht einige sichere Kandidaten, aber auch solche, die sich in unterschiedlicher Ausprägung noch strecken müssen, um in der Meisterrunde dabei zu sein. Hinzu gesellen sich jene, die noch ganz vage Hoffnungen haben und momentan weder so recht in Abstiegsnöte zu geraten drohen noch unmittelbar an den Playoffplätzen schnuppern. Wendet man sich der prekären Tabellenregion zu, fallen einige Mannschaften auf, die sich ernsthafte Sorgen um den Klassenerhalt machen müssen. Es deutet sich in allen Regionen des Klassements ein spannender Ausgang an.

The bright side of BBL-life

Über drei Clubs muss man in Sachen Saisonverlängerung nicht diskutieren: ALBA BERLIN, Telekom Baskets Bonn und FC Bayern München. Das Trio rangiert souverän auf den ersten drei Plätzen der Liga, wobei Berlin (15:1 Siege) und Bonn (15:2) mit jeweils neun Erfolgen aus den vergangenen zehn BBL-Spielen die größte Konstanz aufweisen. Viel spricht dafür, dass diese beiden den Kampf um die Spitzenposition unter sich ausmachen. Beide sind doppelt gefordert: ALBA in der Euroleague (dort allerdings ohne ernsthafte Aussicht auf das Erreichen des Viertelfinales) und die Telekom Baskets in der Champions League der FIBA. Vorteile im Rennen um Rang eins und das Heimrecht bis in eine mögliche Finalserie besitzen die Titelverteidiger aus der aktuellen Hauptstadt, denn der Kader ist gegenüber dem Club aus der ehemaligen Hauptstadt deutlich tiefer.

Das größte Potenzial, sich noch in den Zweikampf einzumischen, dürfte der FC Bayern haben. Die Süddeutschen, die in der Euroleague ihre Ambitionen auf die K.o.-Phase noch nicht zu den Akten gelegt haben, mussten sich in der BBL aber auch schon viermal geschlagen geben und zuletzt den nächsten verletzungsbedingten Ausfall hinnehmen, als sich Nationalspieler Elias Harris eine Fußblessur zuzog. So sehr im Sport immer alles möglich ist: Berlin, Bonn und München werden natürlich in den Playoffs der easyCredit BBL mitmischen (und alle als Anwärter auf die Krone ins Rennen gehen).

Schöne Aussichten

Rodrigo Pastore liegt mit Chemnitz auf Playoffkurs. Bild: Ulf Duda / fotoduda.de

Hinter dem starken Trio gruppiert sich eine Auswahl an Clubs, die man dort ganz sicher, zum Teil aber auch nicht zwingend erwarten durfte. Die nach bisherigem Saisonverlauf aussichtsreichsten Teams im Gerangel um die verbleibenden fünf Playoffplätze? Das sind die EWE Baskets Oldenburg, BG Göttingen, NINERS Chemnitz und MHP RIESEN Ludwigsburg. Eine kurze Rechnung ergibt: Da bleibt sogar noch Platz für einen weiteren Vertreter. Doch bevor der Blick auf die weiteren Kandidaten fällt, widmen wir uns dem Quartett, das nach der Hinrunde die besten Aussichten aufweist.

Die EWE Baskets haben sich in der Vorwoche allen Verletzungssorgen zum Trotz in Ludwigsburg regelrecht durchgebissen und ihren elften Saisonsieg eingefahren. Das im vergangenen Sommer nachhaltig veränderte Team hat zwar auch schon den einen oder anderen Erfolg unnötig verschenkt, die grundsätzliche Tendenz aber stimmt die Verantwortlichen positiv. Hinzukommt, dass die Niedersachsen am 18. und 19. Februar Gastgeber für das TOP FOUR im MagentaSport BBL Pokal sein werden – hier haben sie die Chance, nach 2015 zum zweiten Mal den Pokal in heimischer Arena zu gewinnen.

Allerdings: Die Verletzten, die zum Teil langwieriger ausfallen (Rihards Lomazs, Kenny Ogbe), machen einen personellen Nachschlag unabdingbar. Was aber auch klar sein sollte: Um die Playoffs zu verpassen, müsste so einiges schiefgehen. Das wiederum dürfte auch für die BG Göttingen gelten, die sich unter Headcoach Roel Moors zu einem stabilen Playoffanwärter entwickelt haben. Aus einer weitgehend neu zusammengestellten Ansammlung an Spielern hat Moors – einmal mehr – eine funktionierende Einheit geformt. Da am Standort Göttingen nicht hinter jeder Ecke ein Geselle lauert, der eine Teilnahme an der Post-Season lautstark als Selbstverständlichkeit formuliert, können die Veilchen in Ruhe arbeiten und an ihren Träumen feilen.

Ähnliches gilt für die NINERS Chemnitz, die genau wie Göttingen gerne in die Playoffs wollen, es aber nicht zwingend müssen. Trainer Rodrigo Pastore ist es bis dato erneut gelungen, eine echte Mannschaft zu entwickeln, in der Rollen klar verteilt sind und der Erfolg fast als Zwangsläufigkeit daherkommt. Zu guter Letzt zu nennen sind die MHP RIESEN Ludwigsburg, am 18. Februar Halbfinalgegner der EWE Baskets im Pokal. Bei ihnen steht aktuell im Vergleich zu den anderen drei Vertretern der Verfolgergruppe das größte Fragezeichen hinter den Ambitionen. Die Mannschaft hat zuletzt zwar einerseits daheim den FC Bayern auseinandergenommen, andererseits aber auch nach dem überaus unglücklichen Aus in der Champions League den Faden verloren. Genau wie in Oldenburg ist ein personeller Nachschlag fast sicher.

Ein Platz, fünf Konkurrenten

Christian Held und Aufsteiger Rostock haben aktuell mit der Abstiegszone nichts zu tun. Bild: Ulf Duda / fotoduda.de

Gehen wir einmal davon aus, dass das zuletzt genannte Quartett mit gutem Recht zu den Mannschaften gezählt werden kann, die am Ende der Hauptrunde auch weiterhin die Basketballschuhe schnüren dürfen, wird es hinter ihnen eng. Sehr eng. Denn nach dieser Rechnung bleibt nur noch ein Playoffplatz zu vergeben – und es bewerben sich fünf Konkurrenten um eben diesen: Würzburg Baskets, ROSTOCK SEAWOLVES, ratiopharm ulm, HAKRO Merlins Crailsheim und Brose Bamberg. Eine wahrhaft bunte Mischung!

Um es kurz zu machen: Würzburg möchte gerne, muss aber nicht; Ulm und Bamberg gehören nach ihrem Selbstverständnis (und nicht zuletzt auch aufgrund der finanziellen Möglichkeiten) eigentlich unbedingt unter die ersten Acht; Crailsheim ergeht es wie Würzburg – und Aufsteiger Rostock muss sich vermutlich ab und an kurz kneifen, um die Ausgangslage als tatsächlich real wahrzunehmen.

Die größte Unruhe herrscht wohl beim einstigen Serienmeister aus Bamberg: Die Franken befinden sich in einer wackeligen Phase, die unter anderem – einmal mehr – zu einem neuen Clubnamen führen wird. Sportlich gab es in der BBL zuletzt drei Niederlagen in Serie, und die Wahrscheinlichkeit, die Playoffs zu verpassen, ist nicht die kleinste …

Die Sorgenkinder

Zugegeben, der Übergang zwischen denen, die noch auf die Playoffs hoffen, und jenen, die ihren Blick nach ganz unten richten müssen, ist fließend. Wo ordnen sich die MLP Academics Heidelberg ein? Und wo die Veolia Towers Hamburg? Fakt ist: Mit nur sechs Siegen im bisherigen Saisonverlauf erwecken beide nicht den Anschein, als könnten sie die umfangreiche Gruppe an Teams vor sich noch überholen, um im Viertelfinale dabei zu sein. Vor allem in Hamburg verblüfft das Ausmaß der Unsicherheit, denn selbst ein Trainerwechsel brachte bislang keine Besserung. Vier Niederlagen in Folge haben die Hanseaten endgültig auf die schiefe Bahn befördert. Es ist nicht gänzlich ausgeschlossen, dass die Towers noch tiefer abgleiten, aber der Kader sollte eigentlich ausreichend bestückt sein, um zumindest den Ligaverbleib sicherzustellen.

Kostja Mushidi und der SYNTAINICS MBC kämpfen um den Klassenerhalt. Bild: Ulf Duda / fotoduda.de

Die beiden Abstiegsplätze unter sich ausmachen werden am wahrscheinlichsten genau die vier Clubs, die aktuell die Ränge 15 bis 18 bekleiden: SYNTAINICS MBC, FRAPORT SKYLINERS, Basketball Löwen Braunschweig und medi bayreuth. Vor allem am Traditionsstandort Bayreuth herrscht Alarm: Dem Team gelangen erst drei Siege (alle daheim), zuletzt verlor die Mannschaft fünfmal am Stück.

Zum Schluss ein Tipp für die Abschlusstabelle (von einem, der vor der Saison der BG Göttingen Abstiegspotenzial attestiert hat …):

1. ALBA BERLIN

2. Telekom Baskets Bonn

3. FC Bayern München

4. EWE Baskets Oldenburg

5. NINERS Chemnitz

6. MHP RIESEN Ludwigsburg

7. BG Göttingen

8. ratiopharm ulm

9. Würzburg Baskets

10. Brose Bamberg

11. MLP Academics Heidelberg

12. Veolia Towers Hamburg

13. ROSTOCK SEAWOLVES

14. HAKRO Merlins Crailsheim

15. Basketball Löwen Braunschweig

16. FRAPORT SKYLINERS

17. SYNTAINICS MBC

18. medi bayreuth