Torben Rosenbohm

Freier Journalist aus Oldenburg

Unruhiger Jahreswechsel bei den EWE Baskets: Wiederholt sich Geschichte?

Es ist schon wieder rund zwei Jahre her, dass die EWE Baskets Oldenburg Niederlage an Niederlage reihten und mitten im freien Fall ihren Trainer beurlaubten. Nach fünf Schlappen in Serie über den Jahreswechsel und einer Bilanz von 2:11 Siegen endete die Ära Mladen Drijencic. Es dauerte dann noch drei desillusionierende Spiele lang, bis die Verantwortlichen auch das Experiment mit dem überforderten Interimstrainer Alen Abaz beendeten und Ingo Freyer verpflichteten.

Jetzt, da wieder ein Jahreswechsel ansteht, liest sich die Gesamtbilanz nach 14 Spieltagen in der easyCredit Basketball Bundesliga mit 6:8 Erfolgen zwar besser, die jüngste Serie an Spielen aber gestaltet sich besorgniserregend: Nur eins der vergangenen acht Ligaspiele wurde gewonnen. Mit Blick auf das Restprogramm der Hinrunde (daheim gegen Bonn und Göttingen, auswärts in Hamburg) und die unmittelbar danach folgenden Herausforderungen (gegen Ludwigsburg, in München und Chemnitz) lässt sich erahnen, dass die Lage durchaus noch komplizierter werden könnte. Wiederholt sich also Geschichte?

Ein entscheidender Unterschied zu 2021: Der Headcoach steht, da mögen manche von außerhalb noch so lautstark ihre Forderungen in die Tasten tippen, nicht zur Disposition. Pedro Calles hat 2022 einen Drei-Jahres-Vertrag unterschrieben und soll die Neuausrichtung inklusive Vier-Säulen-Programm mitprägen. Seine erste Saison endete bekanntlich mit einem guten vierten Platz nach der Hauptrunde und einem enttäuschenden 0:3 im Playoff-Viertelfinale gegen Ludwigsburg. Calles, Sportleiter Srdjan Klaric und Geschäftsführer Hermann Schüller zogen ihre Lehren aus dem Erlebten und stellten einen Kader auf, der die Schwächen der Vorsaison möglichst ausmerzen sollte.

Ob das tatsächlich gelingt? Diese Frage ist aktuell nur theoretisch zu beantworten, denn die schönsten Pläne sind von der Realität zunichte gemacht worden. Die beispiellose Anzahl an parallelen Verletzungen mag manch einer inzwischen nicht mehr hören, sie bleibt aber Fakt: Die EWE Baskets müssen ohne fünf Leistungsträger auskommen, und nur bei Alen Pjanic war vor der Saison klar, dass sein Ausfall bis weit in die Spielzeit hinein zu kompensieren sein wird. Ohne Max DiLeo, Charles Manning Jr., Brekkott Chapman und Deane Williams ist das Team kein natürlicher Anwärter auf eine direkte Playoff-Qualifikation, zudem ging die Idee mit Kyle Foster nicht auf.

Der Substanzverlust und das nur eingeschränkt mögliche Teamtraining machen sich mehr und mehr bemerkbar, wenngleich der Kader durch die starken Nachverpflichtungen Geno Crandall und Chaundee Brown Jr. aufgefüllt wurde. Seit dem 11. November haben die Oldenburger nur noch drei von zwölf Pflichtspielen gewonnen, in der EWE Arena warten sie inzwischen seit dem 20. Oktober auf einen Heimsieg in der easyCredit BBL. Es hakt offensiv, mit 83,9 Punkten im Schnitt rangieren die EWE Baskets auf dem fünftletzten Platz, aber auch defensiv: 84,2 Zähler lassen die Niedersachsen zu, elf Teams sind besser. Das gilt übrigens auch für die Tabelle: Als Zwölfter muss das Team momentan sogar um eine Qualifikation für die neu geschaffene Play-In-Phase bangen. Zu mehr reicht es derzeit schlicht auch nicht, denn während sich die Oldenburger gegen die Teams hinter ihnen fast schadlos gehalten haben (4:1, die Partie gegen Göttingen folgt noch), sieht die Bilanz gegen die vor ihnen – Bonn und Hamburg warten in der Hinrunde noch – mit 2:7 deutlich schlechter aus.

Pedro Calles und sein Trainerteam sind aktuell und auch in den kommenden Wochen an vielen Fronten gefordert. Einerseits müssen sie im Training darauf achten, die gesunden Spieler nicht zu sehr zu beanspruchen, andererseits erfordert der Spielstil ein hohes Maß an Intensität, das entsprechend einstudiert sein will. Hinzu kommt die Pflege des mentalen Zustands, denn Niederlagen nagen am Selbstbewusstsein. Die Mannschaft hat zuletzt in Würzburg trotz eines fatalen Durchhängers bis zum Ende an einem Comeback gearbeitet und keinen resignierenden Eindruck gemacht. Unter dem Strich stand aber die nächste Niederlage. Und was die Erschöpfung angeht: Dass die Youngster Fritz Hemschemeier und Joel Harms selbst an einem vollkommen aussichtslosen Abend wie in Ludwigsburg erst im letzten Moment respektive gar nicht als Entlastung aufs Parkett gebracht werden, bleibt rätselhaft.

Brekkott Chapman (links) und Alen Pjanic können weiterhin nur zuschauen. Bild: Ulf Duda/fotoduda.de

Kann alles also nur besser werden, wenn die medizinische Abteilung demnächst grünes Licht bei den Lädierten signalisiert? Nun: Was die verletzten Spieler betrifft, darf man sich keinen Illusionen hingeben. Sie fallen zum Teil seit sehr langer Zeit aus und werden über den Tag ihrer Rückkehr auf das Parkett hinaus auch noch eine Weile benötigen, um wieder bei 100 Prozent zu sein. Alen Pjanic beispielsweise hat im April 2023 sein letztes Spiel bestritten – an die Härte des Pflichtspielalltags wird auch er sich erst wieder gewöhnen müssen.

Und auch die anderen, von denen Charles Manning Jr. und Max DiLeo gerade erst operiert wurden, müssen erst wieder Fuß fassen und ihre Rolle im Team neu finden. Hier lauert die nächste große Herausforderung für Pedro Calles: Wie lassen sich die Rückkehrer wieder einbinden und die Aufgaben neu verteilen? Immerhin sorgt jeder Einzelne für eine justierte Minutenverteilung – und Akteure, die momentan sehr viel spielen, müssen sich dann wieder mit weniger Einsatzzeit bescheiden.

2024 wird, so viel steht fest, aus Sicht der EWE Baskets alles, aber nicht langweilig.


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