Torben Rosenbohm

Freier Journalist aus Oldenburg

Positiv enttäuschte Erwartungen: Ein unterhaltsamer Abend macht Appetit auf mehr

Zugegeben: Die allergrößten Erwartungen hatte ich nicht an das letzte Hauptrundenspiel der EWE Baskets Oldenburg am Sonntag gegen Bamberg. Da waren auf der einen Seite die Hausherren, für die sich unabhängig vom Resultat nichts mehr ändern würde an Rang neun im Abschlussklassement. Und da waren andererseits die Bamberger, denen ich zwar eine ordentliche Leistung im Ringen um den Play-In-Platz zugetraut hatte – gleichwohl gab es für mich keinerlei Zweifel daran, dass sich Hamburg parallel gegen Göttingen durchsetzen würde und die Bemühungen der Franken ohnehin zum Scheitern verurteilt waren.

Nach einer Reihe von kapitalen Fehleinschätzungen über das eine oder andere Szenario der laufenden Saison sollte ich zumindest damit Recht behalten: Hamburg gab sich keine Blöße.

Nun entwickelte sich das Geschehen in der EWE Arena aber doch zu einem unterhaltsamen Nachmittag, was nicht so sehr daran lag, dass ich für die easyCredit BBL noch zwei weitere Partien im Blick haben musste, sondern vor allem am Auftritt der Gastgeber. Die spielten sich insbesondere in der zweiten Halbzeit in eine Verfassung, die Hoffnung darauf macht, dass die Play-In-Partie am Dienstag nicht das letzte Saisonspiel sein wird. Und wer auch immer sich dann am Donnerstag im zweiten K.-o.-Spiel den Oldenburgern in den Weg stellen würde: So richtig darauf freuen dürfte sich weder Bonn noch Ludwigsburg.

Nach der furchterregenden Wurfquote von der Dreierlinie beim Spiel in Ulm verstanden es die EWE Baskets am Sonntag gegen Bamberg, den Ball weitaus variantenreicher auf den Weg Richtung Korb zu bringen. Das lag auch und gerade an der erfrischenden Energie von Brekkott Chapman, der sich nach seinen beiden finalen Dunks zurecht vom Publikum feiern ließ. Es lag zudem an einem befreiter aufspielenden DeWayne Russell, der in Sachen Körpersprache einen Schritt nach vorne machte.

Und es lag nicht zuletzt an einem Rückkehrer.

Chaundee Brown Jr. stand endlich wieder für die Oldenburger auf dem Parkett, nachdem ihn eine Blessur zu einer wochenlangen Pause gezwungen hatte. Dem US-Amerikaner merkte man die zwischenzeitliche Abwesenheit vom Trainings- und Spielbetrieb kaum an, mit großem Einsatz und wilder Entschlossenheit ackerte er in der Defensive und setzte in der Offensive Akzente. Selbst wenn der Weg zum Korb scheinbar versperrt war, attackierte er ungebremst und stopfte beherzt ein. Wenn er kein Kandidat für eine Weiterbeschäftigung über die laufende Saison hinaus ist, wer dann?

Mit sieben Siegen aus den vergangenen zehn Spielen haben sich die EWE Baskets eine ordentliche Portion Schwung geholt für die entscheidende Saisonphase, die natürlich weiterhin sehr kniffelig bleibt. Der neue Play-In-Modus wird in dieser Woche für zwei Teams das Saisonende bringen, zwei andere qualifizieren sich auf den letzten Drücker noch für die ersehnten Playoffs. Drama, Baby!

Für Oldenburg oder Hamburg geht am Dienstag die Saison zu Ende. Bild: Ulf Duda/fotoduda.de

Sollte ich mit Blick auf die vorangegangenen Tipps im Verlauf dieser Saison erneut Prognosen abgeben? Eigentlich wohl besser nicht, aber … nützt ja nix. Im Duell zwischen den Telekom Baskets Bonn und den MHP RIESEN Ludwigsburg sehe ich die Bonner deutlich im Vorteil. Sie wirken, wenngleich sie als Club nicht an die furiose Vorsaison anknüpfen konnten, gefestigter als die strauchelnden Ludwigsburger, die sich zuletzt viermal am Stück geschlagen geben mussten. Es wäre nicht überraschend, wenn es am späten Dienstagabend ähnlich klar zugeht wie am Wochenende, als sich Bonn dank eines überdeutlichen 87:60 den Heimvorteil gegenüber den momentan verzwergten RIESEN sicherte.

Beim Duell Oldenburg gegen Hamburg sollte sich unterdessen der Trend der vergangenen Duelle fortsetzen. Die EWE Baskets haben die Towers viermal am Stück besiegt, in der laufenden Saison waren sie auswärts mit 91:80 und daheim mit 107:92 überlegen. Da auch das Oldenburger Publikum am Sonntag phasenweise das Energielevel ein gutes Stück nach oben schraubte und eine allgemeine Vorfreude auf das K.-o.-Duell entwickelte, sollte das erste Play-In-Spiel der Bundesliga-Historie ein erfolgreiches Unterfangen werden.

Nicht auszuschließen, dass die EWE Baskets anschließend mit ihrem neuen Schwung auch die Hürde am Donnerstag meistern – wer auch immer dann der Gegner sein mag. Gegen Bonn haben sich die Niedersachsen in entscheidenden Bundesliga-Partien immer durchgesetzt, mit Ludwigsburg haben sie noch eine 0:3-Sweep-Rechnung aus der Vorsaison offen.

Danach würde dann im Viertelfinale der FC Bayern München warten. Es gibt schönere Aussichten, aber die Chance, überhaupt an den Playoffs teilnehmen zu dürfen, sollte ausreichend Kräfte beim Team von Headcoach Pedro Calles wecken. Vor einigen Wochen erschien das aktuelle Szenario noch deutlich weniger wahrscheinlich.


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Zu meinem Basketball-Background: Als wenig erfolgreicher Spieler hatte ich lange Zeit großes Interesse am aktiven Tun, allerdings beschränkt sich meine Liebe zu diesem Sport inzwischen auf die Besuche in den Hallen und Arenen und die entsprechende Arbeit an der Tastatur. Von 2004 bis 2014 habe ich die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit der EWE Baskets Oldenburg geleitet, seitdem beschäftige ich mich mit dem Club im Speziellen und dem Basketball im Allgemeinen als freier Journalist – unter anderem für die easyCredit Basketball Bundesliga oder in diesem Blog. Was ich sonst noch so mache: hier entlang.