Zweimal in Folge mussten die EWE Baskets Oldenburg zuletzt in der easyCredit Basketball Bundesliga bei Gegnern antreten, die im jeweiligen Spiel zuvor deutliche Niederlagen kassiert hatten. ALBA BERLIN beispielsweise hatte sich überraschend den Veolia Towers Hamburg geschlagen geben müssen, Leidtragende waren einige Tage später die Schützlinge von Trainer Pedro Calles, die mit 105:70 humorlos aus der Arena am Ostbahnhof verabschiedet wurden. Und auch die Towers aus Hamburg, die Anfang Oktober im Eurocup eine 78:105-Abreibung in Valencia über sich hatten ergehen lassen müssen, brannten gegen die EWE Baskets auf Wiedergutmachung. Das 87:78 durfte in dieser Hinsicht als gelungen bezeichnet werden.
Oldenburg als Aufbaugegner für angeschlagene Konkurrenten? Aus Sicht des Vorjahres-Neunten keine schöne Vorstellung. Die Situation bei den Niedersachsen lässt sich unter Einbeziehung aller Faktoren wohl aktuell mehr oder minder nuanciert so auf den Punkt bringen: Es ist kompliziert.
Und täglich grüßt das verletzte Murmeltier
Auf fünf Spieler ist das Lazarett der EWE Baskets zwischenzeitlich angewachsen, sowohl in Berlin als auch in Hamburg musste Calles auf Eli Brooks, Norris Agbakoko, Max DiLeo, Alen Pjanic und Artur Konontsuk verzichten. Bei den Fans weckt das selbstredend Erinnerungen an die Vorsaison, als das Thema Verletzungen alles andere dominierte. Man muss das alles gar nicht zwingend sofort als Ausrede verstehen, aber den Effekt, den diese Personalmisere auf das sportliche Geschehen hat, kann niemand ernsthaft ausblenden. Rotationen verändern sich, Rollen verschieben sich, die Belastungen für die Übriggebliebenen steigen. Aus diesem Teufelskreis müssen die Oldenburger ganz rasch aussteigen, dem Vernehmen nach dürfte sich die Lage in Kürze immerhin entspannen.
Was passiert, wenn bei lauter Ausfällen der Fokus allzu sehr auf einzelne Protagonisten gerichtet wird, war in Hamburg zu beobachten. Da nahmen die beiden Guards Geno Crandall und Justin Jaworski gemeinsam 38 (!) Würfe aus dem Feld, bei 66 insgesamt eine gleichermaßen erstaunliche wie ungesunde Quote. Einerseits kam von anderen Akteuren an diesem Abend tatsächlich zu wenig Inspirierendes, andererseits verfielen die EWE Baskets im Verlauf der zweiten Hälfte der Partie zunehmend in den Status der Bewegungslosigkeit. Das Teamspiel brach phasenweise in sich zusammen.
Ein Heimspiel würde gut tun, aber …
Dabei hatte sich unter den Fans des Clubs zum Auftakt in die Saison durchaus eine größere Prise Optimismus breitgemacht. Auf den hohen Sieg beim unterhaltsamen Fan Day gegen Hamburg (die Partie lieferte der alten These neue Nahrung, dass Preseason und Alltagsgeschäft oft ein gutes Stück auseinander liegen) folgten der souveräne Einzug in die zweite Runde des BBL Pokals und ein überzeugender Erfolg daheim gegen Heidelberg.
In der aktuellen Situation, in der die Fans auf den Rängen nicht nur den vielzitierten sechsten Mann darstellen, sondern einer geschwächten Mannschaft nachhaltig den Rücken stärken könnten, ist ein Element Mangelware: Heimspiele. Der Spielplan macht es ohnehin nicht eben einfacher, eine Bindung zum Team um Kapitän Crandall aufzubauen. Zwischen der Partie gegen Heidelberg und den kommenden gegen Ulm und Bamberg liegen vier Wochen ohne Auftritt in der EWE Arena, bis März folgen vier weitere dieser überlangen Unterbrechungen, in denen die große Mehrheit der Anhänger ihre Mannschaft nur auf dem Bildschirm verfolgen kann. Ohne europäischen Wettbewerb fehlt die Möglichkeit, unter der Woche präsent zu sein (und sich weiter einspielen zu können). Angesichts der Angeschlagenen ist dieser Umstand aktuell aber ja fast als Glücksfall zu verstehen …
Hoffnung auf Rückkehrer
Die Oldenburger stehen in den kommenden Wochen durchaus vor richtungsweisenden Spielen, wenngleich diese Formulierung durchaus dezent überstrapaziert daherkommt. Im Achtelfinale um den BBL Pokal gastieren die EWE Baskets am Samstag, 12. Oktober, bei den SKYLINERS, dem Liganeuling aus Frankfurt.
In der easyCredit BBL steht am Samstag, 19. Oktober, (endlich) wieder ein Heimspiel auf dem Programm. Dann reist ratiopharm ulm mit seinem neuen Headcoach Ty Harrelson an; am Ende einer Woche, die in die Ulmer Clubgeschichte eingehen dürfte: Montags spielt der Deutsche Meister von 2023 im Eurocup in Istanbul, mittwochs im NBA-Preseason-Spiel bei den Portland Trail Blazers (!) und samstags in Oldenburg. Was macht der Jetlag mit Tommy Klepeisz & Co.? Für die EWE Baskets geht es danach erneut daheim gegen Bamberg weiter (25. Oktober).
Die Verantwortlichen um Geschäftsführer Hermann Schüller, der vor dem Saisonstart erneut den Anspruch des Clubs auf einen Rang unter den Top Fünf der Liga betonte, werden verständlicherweise darauf hoffen, dass sich der spielfähige Kader jetzt Schritt für Schritt wieder vergrößert. Bei Konontsuk, Brooks, Agbakoko und Pjanic dürfte das tatsächlich rasch der Fall sein, während hinter Ex-Kapitän DiLeo das größte Fragezeichen steht. Der 31-Jährige kam am 10. April dieses Jahres das letzte Mal zum Einsatz.
Mit vollständig(er)em Kader ergäbe sich dann endlich die Möglichkeit, sich bei der Betrachtung der EWE Baskets wieder voll und ganz auf das zu konzentrieren, was auf dem Parkett spielerisch passiert. Die anhaltenden Diskussionen über den Einfluss all der Blessuren auf das große Ganze sind auf Dauer schließlich wenig erquicklich.
Die Voraussetzungen für den „Do or die“-Pokalauftritt in Frankfurt sind übrigens aus Oldenburger Sicht nicht uneingeschränkt verheißungsvoll: Die SKYLINERS sind das nächste Team, das nach einer Enttäuschung (69:79 gegen den SYNTAINICS MBC, Trainer Denis Wucherer kreidete seiner Mannschaft hinterher an, zwischenzeitlich „kein BBL-Niveau“ gezeigt zu haben) auf Wiedergutmachung aus ist …
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Zu meinem Basketball-Background: Als wenig erfolgreicher Spieler hatte ich lange Zeit großes Interesse am aktiven Tun, allerdings beschränkt sich meine Liebe zu diesem Sport inzwischen auf die Besuche in den Hallen und Arenen und die entsprechende Arbeit an der Tastatur. Von 2004 bis 2014 habe ich die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit der EWE Baskets Oldenburg geleitet (und beispielsweise hier über Mumbrús Anteil am Oldenburger Ausscheiden 2013 geschrieben), seitdem beschäftige ich mich mit dem Club im Speziellen und dem Basketball im Allgemeinen als freier Journalist – unter anderem für die easyCredit Basketball Bundesliga, als Kolumnist für das Delmenhorster Kreisblatt oder in diesem Blog. Was ich sonst noch so mache: hier entlang.