Torben Rosenbohm

Freier Journalist aus Oldenburg

EWE Baskets zwischen zwei Heimspielen: Auf dankbaren Gegner folgt höhere Hürde

Einen passenderen Gegner hätten sich die EWE Baskets Oldenburg am vergangenen Wochenende nicht wünschen können. Sieben Tage nach dem desillusionierenden und phasenweise erschreckenden Auftritt beim Pokal-Aus in Frankfurt trafen die Schützlinge von Trainer Pedro Calles vor heimischem Publikum auf ratiopharm ulm. Was gewöhnlich eine Herausforderung auf höchstem Niveau bedeutet hätte, geriet in diesem Fall zu einem Muster (fast) ohne Wert.

Die Gäste reisten nominell zwar als amtierender Tabellenführer der easyCredit Basketball Bundesliga an, doch die begleitenden Umstände machten einen Abend auf Augenhöhe faktisch unmöglich. Auf den Trikots standen bei den Gästen zwar die gewohnten Spielernamen, in den Trikots allerdings steckten mehrheitlich übermüdete Akteure, die nach einem Montags-Eurocupauftritt unter der Woche mal eben nach Portland und zurückgeflogen waren.

Die erwartungsgemäße Quittung für diesen bemerkenswerten Ausflug kassierten die Spieler auf dem Parkett: Sie waren Oldenburg hoffnungslos unterlegen. Wer beispielsweise Justinian Jessup nach einer misslungenen Aktion – und derer gab es bei den Ulmern viele – in die Augen sah, erkannte tiefe Erschöpfung. Der Meister-Club von 2023 trat auf, wie es das in dieser Saison mutmaßlich kein zweites Mal geben wird.

Passende Reaktion

Gewiss: Die Darbietung der EWE Baskets, die von vielen mit großer Spannung erwartet worden war, darf als gute verbucht werden. Mit enormer Energie und bissiger Defensive legten die Niedersachsen den Grundstein zu einem 93:66-Erfolg, der bei noch größerer Konsequenz im Schlussabschnitt auch noch deutlicher hätte ausfallen können. Die Intensität, mit der Oldenburg von der ersten Sekunde an die letzten Reserven der Gäste abzapfte, war der adäquate Weg, um eine passende Reaktion zu zeigen.

Grundsätzlich lässt sich festhalten: Oldenburg ist nicht fast 30 Punkte besser als Ulm, aber auch nicht 31 Punkte (wie beim tiefsten Tiefpunkt des Pokalspiels in Minute 25) schlechter als Frankfurt. An guten Tagen kann dieses Team wohl tatsächlich jedem gefährlich werden, an schlechten könnte es aber selbst gegen weniger ambitionierte Gegner knapp zugehen. Den ersten Fall wahrscheinlicher und den zweiten Fall unwahrscheinlicher zu machen, ist jetzt die Aufgabe des Trainerteams.

Norris Agbakoko bei der resoluten Arbeit unter dem Korb. Bild: Ulf Duda/fotoduda.de

Eine ganz andere Herausforderung dürfte auf diesem Weg das kommende Heimspiel werden, bei dem die EWE Baskets am Freitag, 25. Oktober, auf Bamberg treffen, vor vermutlich zum 31. Mal am Stück ausverkauften Rängen. Die Franken sind unter der Woche nicht europäisch gefordert – der einstige Serienmeister ist erstmals Teilnehmer an der North European Basketball League – und können sich entsprechend voll auf den Auftritt in Oldenburg fokussieren.

Dabei treffen Geno Crandall und Kollegen wie zuvor schon gegen Berlin und Frankfurt erneut auf einen Gegner, der auf Wiedergutmachung aus ist. Bamberg verlor am Wochenende überraschend deutlich zu Hause gegen die ROSTOCK SEAWOLVES und offenbarte dabei Schwächen, die Neu-Trainer Anton Gavel hernach deutlich ansprach: „Bislang ist es uns in dieser Saison noch nicht gelungen, einmal konstant zu spielen. Wir haben immer wieder diese Ups and Downs und dann sind die Läufe des Gegners einfach auch zu groß, um sich davon nochmals zu erholen. Daran müssen wir arbeiten.“

Wiedersehen mit Ex-Spielern

Gleich vier Spieler aus dem Kader Bambergs haben eine Oldenburger Vergangenheit: Karsten Tadda (2017-2021), Kevin Wohlrath (2017/2018), Filip Stanic (2020) und MaCio Teague (2022/2023). Während die EWE Baskets angesichts der verlässlichen Qualität von Center Stanic auf eine Rückkehr des angeschlagenen Franzosen Mathis Dossou-Yovo hoffen, wird man bei Teague genau hinschauen, in welcher Verfassung er sich beim Gastspiel bei seinem ehemaligen Arbeitgeber präsentieren wird. Seine Saison in Oldenburg war schwierig, zwischenzeitlich fiel er komplett aus dem Kader. Man darf nicht vergessen: 2020 spielte er eine tragende Rolle bei der NCAA-Meisterschaft seiner Baylor Bears.

Erfreulich ist aus Oldenburger Sicht, dass die Möglichkeiten im Kader wieder deutlich größer geworden sind. Gegen Ulm gaben Norris Agbakoko, Artur Konontsuk und Max DiLeo, die nach ihren Verletzungen zuvor im Pokal erstmals wieder zum Einsatz gekommen waren, auch in der Liga ihr Saisondebüt; es ist zu erwarten, dass sie sich rasch ins Gefüge einpassen werden. Andere allerdings fielen durch reduzierte Einsatzzeiten auf: Aleksandar Zecevic (5:52 Minuten) und Kyle Rode (08:09) spielten keine erwähnenswerte Rolle und konnten während ihrer Präsenz auf dem Parkett kaum Eigenwerbung betreiben.

Knapp anderthalb Monate nach dem Start in die Pflichtspiele bleiben die EWE Baskets also auf dem Papier ein Team mit Ambitionen, aber auch mit Fragezeichen auf dem Spielfeld. Ein Eindruck, der sich allerdings auch andernorts einstellt; vor allem dort, wo die europäische Doppelbelastung ihre Spuren hinterlässt. Den durchwachsenen 3:2-Start des FC Bayern München darf man als kleine Überraschung erwähnen, den verkorksten 1:3-Auftakt von ALBA BERLIN schon als eine etwas größere.

Und die EWE Baskets (2:2)? Auf das Heimspiel gegen die Bamberg Baskets folgen kniffelige Auswärtsaufgaben beim Bayern-Bezwinger SYNTAINICS MBC und beim ALBA-Besieger NINERS Chemnitz. Eine 5:2-Auftaktbilanz nach diesen Spielen würden wohl selbst dezidierte Kritiker zu würdigen wissen. Die absolute Überzeugung, das als realistisch einzuschätzen, fehlt aktuell allerdings noch.


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Zu meinem Basketball-Background: Als wenig erfolgreicher Spieler hatte ich lange Zeit großes Interesse am aktiven Tun, allerdings beschränkt sich meine Liebe zu diesem Sport inzwischen auf die Besuche in den Hallen und Arenen und die entsprechende Arbeit an der Tastatur. Von 2004 bis 2014 habe ich die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit der EWE Baskets Oldenburg geleitet (und beispielsweise hier über Mumbrús Anteil am Oldenburger Ausscheiden 2013 geschrieben), seitdem beschäftige ich mich mit dem Club im Speziellen und dem Basketball im Allgemeinen als freier Journalist – unter anderem für die easyCredit Basketball Bundesliga, als Kolumnist für das Delmenhorster Kreisblatt oder in diesem Blog. Was ich sonst noch so mache: hier entlang.