Torben Rosenbohm

Freier Journalist aus Oldenburg

EWE Baskets nach der Hinrunde: Vieles muss besser werden

Halbzeit in der easyCredit Basketball Bundesliga – zumindest für die Mannschaften, die bereits 16 Spiele absolviert haben. In der Saison 2024/2025 stehen für die Clubs insgesamt nur 32 Begegnungen auf dem Programm, da es im Sommer neben den SKYLINERS aus Frankfurt keinen zweiten Aufsteiger gegeben hat.

Die Oldenburger rangieren nach der 118:122-Niederlage bei den ROSTOCK SEAWOLVES mit einer Bilanz von 7:9-Siegen nur auf dem 13. Tabellenplatz. Das ist, gemessen an den Möglichkeiten und eigenen Ansprüchen, eine Enttäuschung. Nach der schwierigen Vorsaison, die mit einer Niederlage im ersten Play-In-Spiel der Ligageschichte endete, sollte in der laufenden Spielzeit vieles besser werden.

Nach 16 Partien ist festzuhalten: Diese Forderung gilt nun auch für die Rückrunde. Vieles sollte, nein: muss, besser werden, um noch aktiv ins Rennen um die besseren Platzierungen einzugreifen. Gewiss gab es insbesondere bei den vergangenen beiden Heimspielen gegen Ludwigsburg und Würzburg Anlass zu mutigen Hoffnungen, eventuell sogar einen Rang unter den besten Sechs ins Auge zu fassen; die direkte Playoffqualifikation erscheint mit Blick auf die Entwicklung des Teams und die Situation bei der Konkurrenz aber momentan eher als Maximalergebnis.

Die realistischere Perspektive lautet wohl: Fokus auf den Sprung auf die Play-In-Plätze. Und selbst das erfordert große Anstrengungen.

Kampfgeist, der sich auch auf das zum Saisonstart phasenweise sediert wirkende Publikum ausbreitet, war den Oldenburgern zuletzt nicht abzusprechen. Gegen Ludwigsburg und Würzburg zeigten die EWE Baskets ansprechenden Defensivgeist, auch in Rostock war der unbedingte Wille, die gruselige Auswärtsbilanz zu verbessern, spürbar. Indes: Wie Geno Crandall & Co. gleich zweimal binnen weniger als einer Minute sowohl in der regulären Spielzeit als auch in der ersten Verlängerung einen Sechs-Punkte-Vorsprung herschenkten, war aus der Zuschauerperspektive nur schwer zu ertragen.

Der Kader ist grundsätzlich so aufgestellt, dass er eigentlich sorgenfrei oberhalb von Platz zehn unterwegs sein könnte. Allerdings werden in entscheidenden Momenten auch die Probleme offensichtlich, die in ihm stecken. In Justin Jaworski (18,1 Punkte pro Spiel) und Geno Crandall (15,6) geben zwei Guards offensiv klar den Ton an. Beide zusammen werfen im Schnitt 28,5-mal pro Begegnung auf den Korb. Das Problem: Die Feldwurfquoten (Jaworski: 38,9 Prozent, Crandall: 38,0) sind unterdurchschnittlich, sodass von ihren – zuweilen wilden – Versuchen schlicht zu viele das Ziel verfehlen. Da der Fokus so sehr auf dem Duo liegt, kommt das Oldenburger Spiel in einigen Momenten nahezu zum Erliegen.

In der Guard-Rotation erweckt hinter den beiden bis dato Neuzugang Eli Brooks den besten Eindruck. Der zwischenzeitlich verletzte US-Amerikaner punktet ordentlich (10,0), wirkt trotz gelegentlicher Schwierigkeiten angenehm unaufgeregt im Spielaufbau und könnte angesichts seines unbestrittenen Potenzials zu denen gehören, die in den Planungen für die Zukunft eine Rolle spielen dürfen. Eher rätselhaft sind indes die Perspektiven für Max DiLeo und Ty Nichols. Nicht-mehr-Kapitän DiLeo hat in dieser Saison 13 Spiele bestritten, stand dabei im Schnitt 11:00 Minuten auf dem Parkett und findet offensiv weniger denn je statt (1,8 Punkte). Und der nachverpflichtete Nichols (sieben Spiele, 11:05 Minuten, 4,4 Punkte) ist im Prinzip überhaupt noch nicht im Spielsystem angekommen.

Ein Lichtblick in der laufenden Saison: Len Schoormann. Bild: Ulf Duda/fotoduda.de

Nominell ein Shooting Guard, spielt Len Schoormann oft auf der Drei. In Zeiten aufweichender Positionszugehörigkeiten ist das nun alles andere als außergewöhnlich. Der erst 22-Jährige zählt nicht nur aufgrund seiner soliden Zahlen (22:48 Minuten, 10,0 Punkte) zu den positiven Erscheinungen der laufenden Saison, sondern auch mit Blick auf seine Variabilität, seine erfreuliche Courage, beim Zug zum Korb in die Welt der Schmerzen einzutauchen, und seine tadellose Verteidigungsarbeit. Nationaltrainer Alex Mumbru sollte bei ihm noch genauer hinschauen.

Einer, der ebenfalls als Wanderer zwischen den Positionen vorgesehen war, ist schon wieder fort: Kyle Rode. Der College-Abgänger war mit großen Vorschusslorbeeren nach Oldenburg gekommen, feierte einen vielversprechenden Einstand in Berlin – und wurde auf dem Parkett zunehmend unsichtbar. Auf eigenen Wunsch verließ er den Club, inzwischen geht er in der G-League der NBA für das texanische Team aus Austin auf Körbejagd (aktuelle Bilanz: zehn Spiele, 12,8 Punkte, 4,0 Rebounds pro Spiel). Diese Verpflichtung, das muss resümiert werden, ging schief.

Das Problem ist: Dieses Fazit gilt – in unterschiedlicher Ausprägung – auch für weitere Spieler, die erstmals für die EWE Baskets auflaufen. Der zunächst nur als Trainingsspieler, dann bis Ende Dezember, dann schließlich bis Mitte Februar verpflichtete Aleksandar Zecevic beispielsweise tritt nur selten in Erscheinung. Im November und Dezember kam er jeweils einmal zum Einsatz (und das auch nur für knapp drei respektive zwei Minuten), in Rostock durfte er in Abwesenheit von zwei anderen Big Men etwas länger ran (und sammelte zehn Punkte und sechs Rebounds).

Stichwort Big Man: Auch Zecevics Centerkollege Mathis Dossou-Yovo kommt im laufenden Wettbewerb kaum prägend zur Geltung. Gewiss spielen Akteure auf der Fünf im System des vorzeitig beurlaubten Trainers Pedro Calles – der ja elementar für die Zusammenstellung des Kaders verantwortlich war – nicht die spielprägende Rolle, aber die Auftritte des Franzosen wirken doch allzu oft eher unentschlossen. 9,0 Punkte und 5,4 Rebounds stehen für ihn bislang in der Statistik.

Deutlich positiver darf ein Duo auf der Power-Forward-Position bewertet werden. Der estnische Nationalspieler Artur Konontsuk zählt aktuell zu den effektivsten Spielern der easyCredit BBL (28:31 Minuten, 13,8 Punkte und 7,3 Rebounds) und ist auf dem Weg, sich in der Gunst des Oldenburger Publikums an die Spitze zu setzen. Sein Kollege Seth Hinrichs, im Sommer nach Oldenburg gekommen, imponiert mit Spielintelligenz, klaren Instruktionen an die Nebenleute und großem Einsatz (23:08 Minuten, 7,6 Punkte und 5,5 Rebounds).

Komplettiert wird das Team von Norris Agbakoko und Alen Pjanic. Auch sie zählen zu denen, die von den Fans mit viel Wohlwollen belohnt werden, treten sportlich aber durchaus unterschiedlich in Erscheinung. Während Agbakoko mit 7,9 Punkten und 6,4 Rebounds verlässlich abliefert, scheint Pjanic noch auf der Suche nach der Form aus seinen besten Zeiten zu sein. Energie und Einsatz sind stets am Limit, beim Scoring gibt es indes Nachholbedarf – was auch an der überaus bescheidenen Dreierquote von nur 24,2 Prozent liegt.

Mladen Drijencic geht mit großem Engagement voran. Bild: Ulf Duda/fotoduda.de

Und der Trainer? Mladen Drijencic steckt in einem Dilemma. Als im November Geschäftsführer Hermann Schüller auf ihn zukam und ihn bat, als Headcoach einzuspringen, muss der 59-Jährige geahnt haben, auf was er sich einlässt. Ein Team in Schwierigkeiten; ein Kader, mit dessen Zusammenstellung er nicht das Geringste zu tun hatte; eine Erwartungshaltung, die auch offiziell noch einmal geschürt wurde: keine allzu guten Voraussetzungen, um aus dem Stegreif Verbesserungen zu ermöglichen.

Ja, Emotionen und Energie sind zurückgekehrt auf das Parkett. Aber: Am Ende zählen die Resultate. 4:6-Siege sind die nackte Bilanz seit der Beurlaubung von Pedro Calles; von dem Plan, ein Wörtchen mitzureden im Rennen um das obere Tabellendrittel, ist die Mannschaft in der Realität ein Stück entfernt. Was Anlass zur Hoffnung gibt: Das Klassement liegt (noch) dicht beieinander, selbst Spitzenreiter Bayern München weist schon vier Saisonniederlagen auf.

Und Pedro Calles? Der ist inzwischen Assistenztrainer bei ALBA BERLIN. Und kommt mit seinem neuen Club am Montag in Oldenburg vorbei. Zur Erinnerung: Die Hauptstädter sind als Zwölfter zwar miserabel in die Saison gestartet, haben zuletzt aber dreimal am Stück in der Liga gewonnen. Und vor dem TOP FOUR und der anschließenden Länderspielpause stehen für die EWE Baskets anschließend noch Ausflüge nach Würzburg und Bamberg an – und das vor dem Hintergrund der 0:8-Bilanz in der Fremde … Spätestens dann wird klarer zu sehen sein, wohin die Reise in dieser Saison geht. Noch erscheint einiges möglich. Nur: Dafür sollte, nein: muss, vieles besser werden.


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Zu meinem Basketball-Background: Als wenig erfolgreicher Spieler hatte ich lange Zeit großes Interesse am aktiven Tun, allerdings beschränkt sich meine Liebe zu diesem Sport inzwischen auf die Besuche in den Hallen und Arenen und die entsprechende Arbeit an der Tastatur. Von 2004 bis 2014 habe ich die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit der EWE Baskets Oldenburg geleitet, seitdem beschäftige ich mich mit dem Club im Speziellen und dem Basketball im Allgemeinen als freier Journalist – unter anderem für die easyCredit Basketball Bundesliga, als gelegentlicher Experte am Mikro bei den EWE Baskets oder in diesem Blog. Was ich sonst noch so mache: hier entlang.

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