Auswärts haben die EWE Baskets Oldenburg in der easyCredit Basketball Bundesliga in dieser Saison schon fast alles erlebt. Sie wurden zerrupft (70:105 bei ALBA BERLIN), sie mussten ihre Pokalambitionen begraben (79:85 in Frankfurt), sie unterlagen auch mal knapp (82:83 in Braunschweig) oder sogar dramatisch (118:122 in Rostock).
Was sie noch nicht erlebten: einen Bundesliga-Auswärtssieg.
Dass die Niedersachsen trotz einer desaströsen 0:8-Ausbeute in fremden Hallen im Klassement weiterhin in durchaus aussichtsreicher Position liegen, ist ihrer enormen Heimstärke zu verdanken. In der großen EWE Arena, die seit 37 BBL-Heimspielen beständig ausverkauft ist, gelangen dem Team in neun Spielen acht Siege. Zu Hause hui, auswärts pfui: Der Unterschied ist frappierend.
Nun sollte allerdings gerade der vergangene Auftritt vor 6.200 Fans zusätzliche Energie beim Team geweckt haben. Am Montagabend empfingen die EWE Baskets das EuroLeague-Team von ALBA BERLIN, das nach schwachem Saisonstart mit der Empfehlung von zuletzt drei Bundesligasiegen in Serie an die Hunte gereist war. Wer sich vor dem Tipoff umhörte, vernahm aus Oldenburger Sicht wenig Erbauliches.
Es kam anders.
Die Schützlinge von Trainer Mladen Drijencic wirkten nach der wenige Tage vor der Partie verkündeten Trennung von Mathis Dossou-Yovo und Ty Nichols nicht etwa gehemmt, verunsichert oder geschwächt, sondern im Gegenteil ausgesprochen energiegeladen und entschlossen. Weder der rumpelige Start in die Partie (0:5) noch eine wackelige Phase im dritten Viertel konnten die Oldenburger ausbremsen. Das sehenswerte 97:92 gegen die Hauptstädter war der verdiente Lohn für einen couragierten Auftritt, bei dem vor allem Justin Jaworski mit seiner Effizienz, Norris Agbakoko mit einem Karriere-Bestwert und Len Schoormann mit wertvollen Impulsen herausragten.
Drijencic griff zum zweiten Mal in dieser Saison zu einem Kniff, der durchaus bemerkenswert war: Schon gegen Würzburg hatte er im letzten Viertel auf jedweden Spielerwechsel verzichtet, auch gegen Berlin setzte er volles Vertrauen in fünf Akteure – dieses Mal waren das Geno Crandall, Justin Jaworski, Len Schoormann, Artur Konontsuk und Norris Agbakoko. Die ausbleibende Rotation war in erster Linie dem starken Auftritt dieses Quintetts zu verdanken, aber auch dem Umstand geschuldet, dass andere nicht wieder vollständig fit (Max DiLeo und Seth Hinrichs) respektive im Verlauf der Partie angeschlagen waren (Eli Brooks).
Personell wollen die Verantwortlichen noch einmal nachlegen. Ob zudem der Vertrag von Aleksandar Zecevic, der bis Mitte Februar läuft, verlängert wird, war unter der Woche nicht zu erfahren – und auch die avisierte Neuverpflichtung hat noch nicht den Weg in die offiziellen Verlautbarungen gefunden. Dass vor der Verabschiedung von Dossou-Yovo und Nichols (der beim siegreichen Debüt für seinen neuen polnischen Club Zastal gegen Tabellenführer Anwil mit 14 Punkten und sieben Assists gleich mal Topscorer wurde) nicht alles rund lief, war übrigens den Worten von Geschäftsführer Hermann Schüller zu entnehmen, der im Halbzeit-Interview bei Dyn andeutete, dass es Unzufriedenheit über Einsatzzeiten gab …
Zwei Möglichkeiten bieten sich den EWE Baskets Oldenburg nun vor der Pflichtspielpause – erst steht das TOP FOUR um den BBL Pokal an, dann folgen Länderspiele –, um endlich den ersten Auswärtssieg in der easyCredit BBL einzufahren. Am Samstag, 2. Februar, geht es zu den FIT/One Würzburg Baskets und am Sonntag, 9. Februar, zu den Bamberg Baskets (nach der Pause geht es erneut in der Fremde weiter, dann steht das Gastspiel bei den MLP Academics Heidelberg an).
In Würzburg treffen die Oldenburger, bei denen der Einsatz von DiLeo und Brooks fraglich ist, nicht nur auf ihre beiden Ex-Spieler Owen Klassen und Lukas Wank, sondern auch auf ein Team, das zuletzt ein wenig aus dem Tritt geraten ist. Dass die Franken nach starkem Start (9:4) in den vergangenen Wochen in der Liga drei Spiele in Serie verloren haben (darunter das Hinspiel in Oldenburg), ist eng mit der prekären Personalsituation verbunden. Zac Seljaas, Nelson Phillips und Fabian Bleck konnten in den vergangenen Wochen nur zuschauen und machen Headcoach Sasa Filipovski das Leben schwer.
Unterschätzen sollte man die dezimierten Würzburger allerdings nicht: Am Mittwoch gewannen sie vor heimischer Kulisse im ersten Spiel der „Round of 16“ in der FIBA Champions League mit 80:79 gegen das italienische Team von Bertram Derthona Basket. Würzburgs Topscorer Jhivvan Jackson erzielte dabei 34 Punkte, eroberte kurz vor Schluss im entscheidenden Moment den Ball und traf von der Freiwurflinie 4,5 Sekunden vor dem Ende zum Sieg.
Klar ist: Auf dem Weg in Richtung der begehrten Tabellenplätze werden die EWE Baskets Oldenburg nun auch auswärts gewinnen müssen. Gleich zwei Erfolge in der Fremde könnten die Ausgangslage vor der Pause deutlich verbessern. Dafür gilt es auch, etwaige Rückschläge innerhalb einer Partie rasch zu überwinden – denn irgendwann wird ein solches Auswärtstraume zur Kopfsache.
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Zu meinem Basketball-Background: Als wenig erfolgreicher Spieler hatte ich lange Zeit großes Interesse am aktiven Tun, allerdings beschränkt sich meine Liebe zu diesem Sport inzwischen auf die Besuche in den Hallen und Arenen und die entsprechende Arbeit an der Tastatur. Von 2004 bis 2014 habe ich die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit der EWE Baskets Oldenburg geleitet, seitdem beschäftige ich mich mit dem Club im Speziellen und dem Basketball im Allgemeinen als freier Journalist – unter anderem für die easyCredit Basketball Bundesliga, als gelegentlicher Experte am Mikro bei den EWE Baskets oder in diesem Blog. Was ich sonst noch so mache: hier entlang.