Torben Rosenbohm

Freier Journalist aus Oldenburg

EWE Baskets vor dem Duell mit den Löwen: Verschieben sich die Basketball-Kräfte in Niedersachsen?

Zwölf lange Jahre konnten sich die EWE Baskets Oldenburg fast ausnahmslos sicher sein: Egal, auf welchem Platz sie die reguläre Saison in der easyCredit Basketball Bundesliga abschließen, die niedersächsische Konkurrenz landet hinter ihnen.

Das war zuvor bei Weitem nicht immer so und wurde erst nach der zwölften Erstligasaison der Oldenburger Historie eine Selbstverständlichkeit. In jener inzwischen fernen Spielzeit 2011/2012 beendeten sowohl die Artland Dragons (4.) als auch die New Yorker Phantoms Braunschweig (7.) die Hauptrunde vor den Oldenburgern, bei denen die mit einer Meisterschaft gekrönte Ära Predrag Krunic schon im Saisonverlauf abgelaufen war. Die hatte bereits zuvor ausgerechnet gegen Braunschweig eine erste Delle erhalten: 2010 schieden die Huntestädter als amtierender Meister und Hauptrundenerster gegen den Tabellenachten aus der zweitgrößten niedersächsischen Stadt aus …

Ab 2012 übernahmen schließlich die EWE Baskets die Führungsrolle in Niedersachsen. Die Artland Dragons kamen im Klassement nicht mehr an Oldenburg vorbei und verschwanden 2015 sogar ganz aus dem Oberhaus, Vechta platzierte sich während seiner stets nur vorübergehenden Erstliga-Aufenthalte ab 2013 fortwährend hinter dem großen Nachbarn. Auch Braunschweig (seit 2014 als Basketball Löwen unterwegs) musste sich dauerhaft hinter den EWE Baskets einordnen, einzig Göttingen sorgte 2022 am Ende einer oft gruseligen Baskets-Saison für eine Ausnahme (als Neunter vor dem Zehnten aus Oldenburg).

2023/2024 markierte dann den nächsten Makel in der zuvor fast tadellosen Bilanz gegen die Konkurrenz aus dem eigenen Bundesland. Während Oldenburg als Neunter gerade noch in die Play-Ins rutschte (und dort an Hamburg scheiterte), sicherte sich Vechta das Viertelfinalticket als Sechster auf direktem Wege. Ein Warnschuss Richtung Hunte.

Vor dem Gastspiel der Löwen in Oldenburg am Samstag, 8. März, deutet sich an, dass die EWE Baskets in dieser Spielzeit im niedersächsischen Vergleich gleich doppelt ins Hintertreffen geraten könnten. Während die Mannschaft des zurückgekehrten Trainers Mladen Drijencic bei 9-11 Siegen nur auf dem 14. Platz notiert ist, grüßen Vechta (4., 12-8) und Braunschweig (3., 14-7) aus luftiger Höhe.

Verschieben sich hier möglicherweise gerade die Kräfte?

RASTA schickt sich an, mit großen Anstrengungen das Etikett „Fahrstuhlmannschaft“ abzulegen. Zwischen 2013 und 2023 ging es mal rauf und mal wieder runter, vier Aufstiege aus der Zweiten in die Erste Liga wurden in diesem Zeitraum eingefahren.

Nach dem starken sechsten Platz im Vorjahr mussten die Verantwortlichen den Abgang von Trainer Ty Harrelson verdauen, der sich seiner neuen Aufgabe in Ulm widmete. Vechta holte Martin Schiller, schüttelte sich nach durchwachsenem Start einmal durch und liegt inzwischen auf Playoffkurs (und vor Oldenburg).

Hinzu kommen die bewährte Nachwuchsarbeit und konkrete Pläne für den Bau einer neuen Arena in unmittelbarer Nachbarschaft zum RASTA Dome. Die Kapazität: wohl größer als die der großen EWE Arena in Oldenburg. Die Wahrscheinlichkeit, dass Vechta zum zweiten Mal in Serie vor den EWE Baskets landet, ist momentan auf jeden Fall hoch.

Und Braunschweig? Nun, die Löwen erfreuen sich beispielsweise der entschlossenen Unterstützung durch NBA-Profi und Weltmeister Dennis Schröder. Der gebürtige Braunschweiger ist Hauptgesellschafter und hat klare Vorstellungen von der Zukunft des Basketballs in der Löwenstadt. Zielrichtung: ab an die Spitze!

Jesus Ramirez hat seinen Vertrag als Trainer der Basketball Löwen Braunschweig bis 2027 verlängert. Bild: Ulf Duda/fotoduda.de

Die Professionalisierung des Standorts und Wiederbelebung einstiger Höhenflüge ging zuletzt mit einer großen Kontinuität an der Seitenlinie einher. Seit 2021 ist der Spanier Jesus Ramirez Headcoach der Löwen, vor Kurzem verlängerte er seinen Vertrag bis 2027. Seit 2020 ist zudem der Ex-Profi Nils Mittmann als Geschäftsführer und sportlicher Leiter aktiv.

Wenn die Oldenburger am Samstag gegen die junge Mannschaft aus Braunschweig auflaufen, stehen sie einem Team gegenüber, das in dieser Saison zu den großen Positivüberraschungen zählt. Zwar ging die erste Partie nach dem FIBA-Fenster in Ulm deutlich verloren (75:111), doch zuvor hatten die Spieler für zahlreiche Erfolgserlebnisse gesorgt. Eine zusätzliche Warnung für Oldenburg: Sechs von zehn Spielen in der Fremde wurden gewonnen.

Die Stärke liegt vor allem in der Ausgeglichenheit des Kaders, in dem acht Spieler im Schnitt mindestens 21 Minuten auf dem Parkett stehen und an beiden Enden des Feldes ihren Anteil am Gesamtkonstrukt haben.

Topscorer ist der vielseitige Point Guard Arnas Velicka, der im Schnitt auf 13,1 Punkte, 4,8 Assists und 3,6 Rebounds kommt. Gefährlich sind auch die beiden Guards TJ Crockett (12,3 Punkte pro Spiel) und Barra Njie (11,8) sowie Big Man Sananda Fru als Anwärter auf die Auszeichnung als bester deutscher U22-Spieler der Saison (11,4 Punkte, 5,1 Rebounds) oder Forward Luka Scuka (10,9 Punkte, 5,4 Rebounds), der stets Gefahr von der Dreierlinie ausstrahlt (38,2 Prozent Wurfquote).

Center Tre Mitchell (10,2 Punkte, 4,5 Rebounds), Ferdinand Zylka (9,1 Punkte) und der Ex-Vechtaer Chip Flanigan (6,4 Punkte) runden die Kernrotation ab. Eine größere Rolle würde gern Gavin Schilling spielen, doch der 29-Jährige fiel zuletzt nach einer Gehirnerschütterung aus.

Am Samstag dürfte angesichts des bisherigen Saisonverlaufs eine lange Serie auf jeden Fall in Gefahr geraten: Im Oktober 2011 und damit vor mehr als 13 Jahren gelang Braunschweig beim 90:88 in der kleinen EWE Arena der letzte Erfolg in einem Bundesligaspiel in Oldenburg.

Und die andere Serie? Dass Braunschweig erstmals seit 2012 wieder vor Oldenburg landen wird, ist beim Blick auf das Klassement aktuell sehr wahrscheinlich. Ob diese Entwicklung von längerer Dauer sein wird? Das ist nicht die einzige Frage, die sich bei den EWE Baskets momentan stellt. Ein Erfolg gegen den aktuellen Dritten der Liga würde kurzfristig zumindest die Ausgangslage im engen Tableau verbessern, die Oldenburg mit seinen Niederlagen in Bamberg und Heidelberg im Februar zunächst wieder verschlechtert hat.

Ein schwacher Trost: Zumindest Göttingen (1-19) wird den EWE Baskets in dieser Saison nicht auch noch die niedersächsischen Rücklichter zeigen …


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Zu meinem Basketball-Background: Als wenig erfolgreicher Spieler hatte ich lange Zeit großes Interesse am aktiven Tun, allerdings beschränkt sich meine Liebe zu diesem Sport inzwischen auf die Besuche in den Hallen und Arenen und die entsprechende Arbeit an der Tastatur. Von 2004 bis 2014 habe ich die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit der EWE Baskets Oldenburg geleitet, seitdem beschäftige ich mich mit dem Club im Speziellen und dem Basketball im Allgemeinen als freier Journalist – unter anderem als redaktioneller Mitarbeiter für die easyCredit Basketball Bundesliga, als gelegentlicher Experte am Mikro bei den EWE Baskets oder in diesem Blog. Was ich sonst noch so mache: hier entlang.


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