Hermann Schüller, geschäftsführender Gesellschafter des Basketball-Bundesligisten EWE Baskets Oldenburg, gibt in diesem Jahr die Verantwortung ab. Die Geschäftsführung übernehmen Christian Andresen und Srdjan Klaric. Im Interview spricht der 73-Jährige über die Zusammenarbeit mit Weggefährten wie Gerold Lange, die großen Momente in der Club-Geschichte und aktuelle sowie zukünftige Herausforderungen. Eines wird schnell klar: Komplett zurückziehen wird sich der Unternehmer ganz sicher nicht.
Du hast das alles hier 30 Jahre lang gemacht, von den Anfängen in der Spielgemeinschaft BC Oldenburg/Westerstede bis zum heutigen Tage, in dem der Profibasketball in Oldenburg auf einem ganz anderen Level als früher unterwegs ist. Wie schwer fiel dir die Entscheidung, den Staffelstab als Geschäftsführer weiterzureichen, obwohl sie ja nicht Knall auf Fall kam, sondern einiges an Vorlauf hatte.
Es gibt immer zwei Ebenen. Das eine ist die die rationale Ebene und da sagt die Vernunft: Wenn der Club sich auch in der Liga weiterentwickeln will, erfordert das die Präsenzpflicht eines Verantwortlichen, der diese Herausforderung für die Zukunft annimmt. Und der muss intensiv gestalten. Und dann gibt es die emotionale Seite. Ich habe das Ganze ehrenamtlich und immer mit Herzblut gemacht, sonst würde man das ja gar nicht tun. Insofern ist das für mich eine sehr leidenschaftliche Aufgabe gewesen. Die hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht, und die macht mir auch weiterhin viel Spaß. Ich bin ja nicht weg, ich wechsle nur das Spielfeld. Das ist der Unterschied jetzt.
Gibt es so eine Art Erfolgsgeheimnis für dich, womit du erklären kannst, wie du das alles geschafft hast? Einerseits das hier bei den Baskets mit Herzblut und vollem Einsatz hinzubekommen, und dann bist du auch noch Geschäftsführer eines Unternehmens, das nun wahrlich auch nicht allzu klein ist. Das eine wie das andere reicht eigentlich, um den Tag zu füllen …
Beides mache ich nach wie vor mit Leidenschaft. Ich glaube, dass es unter anderem die Neugierde ist, die mich schon immer angetrieben hat. Es ist ja wunderbar, in der Glasbranche zu arbeiten, in der wir sehr erfolgreich sind. Mit über 2.000 Mitarbeitern in Europa, wo wir die Nummer zwei sind. Das ist wirklich eine Erfolgsstory. Und auf der anderen Seite hat mich immer sehr interessiert, auch in andere Branchen hineinzuschauen. Wir haben relativ früh den Business Club gegründet. Dort hatte ich stets mit so vielen verantwortlichen Persönlichkeiten aus dieser Region zu tun. Die hätte ich ja nie in dieser Form kennengelernt, und das sind Menschen mit so unterschiedlichen Facetten, mit so unglaublich vielen Fähigkeiten. Von denen ich außerdem eine Menge gelernt habe. Und zugleich habe ich immer gesehen, wie man Dinge möglicherweise noch besser machen kann.
Was mich immer wieder auch herausgefordert hat, das war die Tatsache, dass man sich natürlich darüber aufregen kann, wenn es politische Entscheidungen gibt, die man nicht mittragen möchte. Und da muss man sich aber immer wieder an die eigene Nase fassen und sagen: Hast du nicht als Unternehmer auch die verdammte Pflicht, etwas zu tun? Und wenn man eine Fähigkeit hat, bei der man erkennt, dass man damit etwas dazu beitragen kann, dass sich etwas Wunderbares entwickeln kann wie dieses Leuchtturmprojekt hier in unserer Nordwestregion? Dann muss man das machen. Also habe ich damals gesagt: Ich verstehe etwas vom Basketball, weil ich selber gespielt habe, und ich gebe etwas zurück, was dieser Region gut tut. Und das muss ich nicht vergütet bekommen, sondern mache das ehrenamtlich Es ist schon ein Stück gesellschaftliche Verantwortung.
Wenn du auf die drei Jahrzehnte zurückblickst: Wer würde dir in erster Linie bei den entscheidenden Weggefährten einfallen?
Da ist zuerst natürlich Gerold Lange zu nennen. Ohne ihn wäre der Wunsch nach einer Spielgemeinschaft gar nicht zustande gekommen. So kamen beide Seiten zusammen: Die TSG Westerstede und der Oldenburger TB. Und Gerold hatte diesen Blick über den Tellerrand und verspürte wie ich den Wunsch, in dieser Region gemeinsam etwas Großartiges daraus zu machen.
Und dann gab es natürlich weitere Förderer, unter anderem Wilfried Barnstedt vom OTB oder die Verantwortlichen bei der TSG, die das mitgetragen haben. Sie haben das Konzept und die Vision, die dahinter standen, erkannt. Natürlich hat es noch eine Weile gedauert, bis wir in der ersten Liga angekommen sind. Weitere Weggefährten waren dann natürlich die Verantwortlichen aus den Unternehmen, beispielsweise von EWE, LzO oder der Öffentlichen. Auch sie haben gesehen, dass hier etwas Wertvolles entstehen kann. Die Unternehmen sind ja nicht nur hier zu Hause, sondern erkennen, dass sie der Region etwas zurückgeben können. Ich habe tolle Persönlichkeiten kennengelernt, beispielsweise Werner Brinker, Wilfried Barnstedt oder Jürgen Müllender, um nur einige zu nennen. Ich habe sie auch als Kritiker erlebt, aber insbesondere eben als Förderer. Und dann sind da natürlich noch die alten Weggefährten aus Westerstede wie Dieter Zucker oder Bernd Materne, die mich jahrzehntelang durch den Basketball begleitet haben. Ich habe sehr viel Vertrauen erfahren. In Summe würde ich sagen: Wir haben das Beste daraus gemacht.

Was waren in der Rückschau die prägenden, positiven Ereignisse? Das müssen nicht nur sportliche Meilensteine sein.
Nun, der lange Weg des Aufstiegs, der war schon hart. Das war ein dornenreicher Weg. Und sich in der zweiten Liga zu behaupten ist schwerer, als in der ersten Liga zu verbleiben, da man dort ganz andere Möglichkeit der Vermarktung und Attraktivität vorfindet. Daher war der Aufstieg das erste richtige Highlight, das bleibt immer in Erinnerung. Und dann natürlich die deutsche Meisterschaft und der Pokalsieg, das waren ja alles überraschende Momente, die emotional so intensiv verankert sind – und die bekommt man auch nicht mehr aus sich heraus. Solche Erlebnisse braucht man im Sport, die machen das Besondere aus.
Hinzu kommt, und da sind wir auf dem richtigen Weg, die Möglichkeit, mit unserem Sport Menschenmassen anzusprechend. Sie für einen Moment von allen Problemen abzulenken und für den Basketball zu begeistern. Der Zuspruch ist eine tolle Bestätigung für das, was wir tun. Und das alles in einem friedlichen Umfeld ohne Krawalle, ohne Hooligans, ohne Polizei.
Ich möchte bei den positiven Dingen auch noch einmal auf besondere Trainer zu sprechen kommen, mit denen ich zusammengearbeitet habe. Da muss ich nur an unseren Meistercoach Predrag Krunic denken oder an Mladen Drijencic. Die sind in ihrer Art einmalig, die machen das mit Herzblut und begeistern die Menschen. Sie haben Basketball komplett verinnerlicht und sind in der Lage, echten Enthusiasmus zu wecken.
Der Sport kennt allerdings auch Tiefpunkte. Ich weiß, dass insbesondere Trainerabschiede dir nicht leicht gefallen sind …
Es ist ja so: Trainer nutzen sich über die Jahre auch ein Stück weit ab. Die Gründe muss man jetzt nicht im Einzelnen diskutieren, aber sie nutzen sich ab, und da braucht es einfach auch Veränderungen. Die Kunst ist, den richtigen Zeitpunkt dafür zu finden; das kann nicht immer so laufen wie bei den Fußballern in Freiburg, wo man sich auf einer Art sportlichem Höhepunkt verabschiedet. Bei Predrag und bei Mladen war es so: Ich habe klargemacht, dass ich sie nicht entlassen werde, sondern ich habe ihnen gesagt: Ihr müsst sagen, ob ihr noch der richtige Trainer seid. Und bei beiden lautete die Antwort: Du musst mich jetzt rausnehmen, die Mannschaft braucht ein neues Gesicht. Und dann geht es auch wieder aufwärts. Und das zeigt eigentlich, welchen tollen Charakter diese Menschen haben.
Gab es Punkte, an denen du am liebsten gesagt hättest: Macht euren Kram allein, ich bin raus?
Nun, es gab schon solche Momente, wo man sagt, das muss man sich eigentlich nicht antun. Beispielsweise in den Anfangsjahren noch in der zweiten Liga oder in einer Phase, in der wir mit den steuerlichen Problemen konfrontiert waren. Das war nicht ganz einfach, weil man den Kopf für etwas hinhalten musste, was man nicht ausgelöst hat. Und dann gibt es die Tatsache, dass Dinge manchmal wirklich sehr zäh verlaufen. Wenn man etwas erreichen möchte, muss man zuweilen Hunderte von Gesprächen führen. Während man voll und ganz von dem überzeugt ist, was man vorhat. Und dann muss man andere in einem langen Prozess davon begeistern. Wir hatten von Beginn an keine eigene Arena, also mussten wir alles auf den Weg bringen. Letztlich haben wir die kleine EWE Arena zum größten Teil den beteiligten Unternehmen zu verdanken, das war eine Art Geschenk an die Stadt. Die und das Land mussten nur noch einen kleineren Teil zur Finanzierung beisteuern. Wir stießen damals auf einigen Widerstand, mussten vieles immer wieder von vorn zu erklären beginnen. Ich möchte aber nicht undankbar klingen, wir sind sehr glücklich über die Rahmenbedingungen, die wir heute vorfinden. Aber wir brauchten auch einen langen Atem. Der Gegenwind war anstrengend, dabei haben wir ein wirklich sehr attraktives Produkt für unsere Region.

Einer, mit dem du seit vielen Jahren zusammenarbeitest, ist Srdjan Klaric. Er ist sportlicher Leiter im Club und in Kürze Geschäftsführer Sport. Mit Blick auf die zuweilen ruckelige Entwicklung in den letzten Jahren gibt es vernehmbare Kritik in seine Richtung. Warum ist er aus deiner Sicht genau der Richtige für die Position?
Ich kenne Srdjan jetzt seit sehr vielen Jahren. Wir haben gemeinsam alle Höhen und Tiefen erlebt. Ich kenne ihn aus seiner Zeit als Assistenztrainer von Predrag Krunic oder aus seiner Phase als Trainer in Westerstede, und ich kenne seine ganze Geschichte. Ich schätze seine sportliche Kompetenz sehr; aus meiner Sicht gehört er mit zu den besten Sportmanagern in der Basketball Bundesliga. Srdjan ist extrem gut vernetzt. Die Entscheidung, welcher Spieler nun verpflichtet wird, liegt ja nicht allein in seiner Verantwortung, sondern fällt letztlich durch drei Personen: durch den Headcoach, den sportlichen Leiter und durch mich.
Klein ist sein Anteil daran aber gewiss nicht …
Srdjans Aufgabe ist es, zu recherchieren, permanent den aktuellen Transfermarkt zu analysieren und grundsätzlich den Spielermarkt im Blick zu haben. Dann muss er entsprechend seine Einschätzungen dazu abzugeben. Das ist eine extreme Fleißarbeit, erfordert sehr viel Fingerspitzengefühl und auch besondere Fähigkeiten. Man muss sowohl Agenten als auch Spieler richtig einzuschätzen wissen. In der letzten Konsequenz hat immer der Trainer das letzte Wort. Srdjan genießt mein absolut vollstes Vertrauen, und ich hab die Dinge auch in den letzten Jahren immer mit ihm in einer Art Sparring entwickelt. Wir diskutieren über verschiedene Dinge, und es wird nichts einfach vorweg entschieden, sondern das wird gemeinsam beschlossen. Wenn man Srdjan kritisiert, muss man auch mich kritisieren oder den Headcoach. Letztendlich ist der Coach dafür verantwortlich, mit den verpflichteten Spielern zu arbeiten und daraus ein entsprechendes Team zu entwickeln. Dafür kann man keinen Sportmanager verantwortlich machen. Ich werde Srdjan bis in die letzten Haarspitzen verteidigen, weil ich ihn sehr, sehr gut kenne – so gut wie kein anderer.
Das zweite neue Gesicht in der Geschäftsführung ist Christian Andresen. Warum ist die Wahl auf ihn gefallen?
Über allem steht die Herausforderung: Wie entwickeln wir den Club weiter? Und da geht es zuerst darum, neue Sponsoren zu gewinnen, denen wir entsprechende Rechte zur Verfügung stellen – in der Arena und auf den digitalen Plattformen. Mehr können wir Sponsoren nicht anbieten. Das andere sind die Ticketeinnahmen, allerdings sind wir seit 37 Spielen ausverkauft. Man kann natürlich an der Preisschraube drehen, aber das darf man keinesfalls überreizen! Welche Chancen gibt es also? Wir haben ein Konzept für die Zukunft entwickelt, in dessen Mittelpunkt der Campus hier an Ort und Stelle steht. Der soll mit Events, Workshops, Vorträgen und Versammlungen bespielt werden. Dadurch haben wir die Möglichkeit, Bedürfnisse zu befriedigen, die wir am Spieltag nicht realisieren können. Auf diesem Weg entsteht für uns eine dritte Einnahmequelle. Und genau dafür brauchen wir jemanden, der sich mit solchen Dingen auskennt. In diesem Zuge bin ich auf Christian Andresen gekommen. Und der in Zukunft eine Doppelspitze bildet zusammen mit Srdjan.
Entscheidender Unterschied ist zudem, dass Christian Andresen das nicht wie du ehrenamtlich machen wird.
Was auch angesichts der Aufgaben gar nicht mehr zu leisten wäre. Als neuer Geschäftsführer soll er unter anderem das Konzept für die Zeiten zwischen den Spieltagen mit Leben füllen, das allein ist schon eine Menge Arbeit. Wir müssen die Zukunft im Blick behalten, und da erkennen wir, dass sich alle Clubs in der Liga weiterentwickeln. Vielleicht ist die aktuelle Tabellensituation dafür auch so eine Art Spiegelbild. In dieser Konstellation wollen wir aber nicht mehr lange verharren. Ich sehe große Chancen, wieder an der Spitze mitzumischen; so, wie wir es fast 20 Jahre lang geschafft haben. Das erfordert aber nicht nur auf dem Spielfeld große Anstrengungen. Wir verfügen über eine hohe Professionalität und wollen mit den leidenschaftlichen und engagierten Mitarbeitern den nächsten Schritt vollziehen.
Welche Rolle spielt die momentane kaufmännische Geschäftsführerin Regina Kulms?
Regina leistet eine sehr gute Arbeit, und das auch inzwischen seit 20 Jahren. Im Zuge der Neuausrichtung der Geschäftsführung werden sich Zuständigkeiten verändern, dazu wird es aber auch noch weitere Informationen zu einem späteren Zeitpunkt geben.
Du wechselst, wie du vorhin gesagt hast, das Spielfeld. Du bleibst Gesellschafter und wirst dich bezüglich der Baskets mutmaßlich nicht mit der Rolle des Zuschauers am Rande des Parketts zufrieden geben. Welches Spielfeld wird zukünftig dein Zuhause?
Ich habe mal vor einigen Jahren gesagt, dass es wichtig ist, nicht nur nach oben zu wachsen, sondern auch nach unten. Je breiter das Fundament unten ist, auf dem wir stabil stehen können, desto besser. Aus diesem Ansatz ist der Gedanke des Campus entstanden. Der natürlich in die gesamte Region ausstrahlen soll. Hintergrund für unsere Überlegungen ist vor allem die Tatsache, dass aus meiner Sicht Kinder immer mehr in Rückstand geraten sind und immer weniger Aufmerksamkeit erfahren. Wir bekommen ja eine immer stärker alternde Generation. Wer gibt Kindern eigentlich den Rahmen, um sich sicher für die Zukunft orientieren zu können? Es wird viel geklagt, aber wo sind die Lösungsansätze? Wir wollen dafür ein Forum bieten und wichtige Themen wie Mobilität, Integration, Diversität und Inklusion berücksichtigen. Dafür haben wir ein 10-Säulen-Konzept entwickelt. Und wir wollen sehr auf das Ehrenamt setzen und auch die ältere Generation ansprechen, die sich eben nicht zurücklehnen sollte. Statt herumzusitzen und zu klagen, kann jeder gern mit anpacken. Das sehe ich als gesellschaftliche Verantwortung.
Und im Mittelpunkt steht dann: der Basketball.
Richtig! Die Kinder können hier gemeinsam Sport treiben, der Basketball eignet sich hervorragend dazu. Wir können Werte vermitteln und darüber die Menschen erreichen – in den Familien, in den Unternehmen. Es geht um Respekt und Verantwortung, um positive Energie. All das zahlt ein auf die Entwicklung von Kindern und Kindern, wir können eine Orientierung für die Zukunft geben. Wir haben hier überhaupt keine Vorurteile gegenüber irgendwelchen Menschen; egal welche Hautfarbe sie haben, egal aus welcher Kultur sie kommen, das interessiert uns alles gar nicht. Wir können uns ohne Einbürgerung von Familien unseren Wohlstand nicht mehr leisten in der Zukunft. Also ist unsere Aufgabe, sie entsprechend mit zu integrieren. Und deswegen glaube ich, dass der Campus die geeignete Plattform ist. Und darüber hinaus bieten wir nicht nur die Dreifeldhalle im Rickey Paulding Center, sondern wir bauen ja auch noch ein Sport und Business Center, wo wir die Möglichkeit haben, alle zusammenzukommen: alt, jung, Leistungssportler, Breitensportler und so weiter. Um sich miteinander auszutauschen. Wir wollen ein Medical Center aufbauen, wo wir die Kinder gesundheitlich auch begleiten.
Und dann entsteht auch noch die Förderakademie. Unter den vielen jungen Leuten gibt es ja nicht nur die wenigen, die es nach ganz oben schaffen, sondern auch die vielen anderen, die noch ganz andere Talente haben. Die wollen wir erkennen und sie dabei unterstützen, den richtigen Weg einzuschlagen. Dort bieten wir ihnen die Möglichkeit, mit den Unternehmen, mit denen wir kooperieren, in Kontakt zu kommen. Um beispielsweise ein Praktikum zu machen, ein duales Studium aufzunehmen oder anderes. Wir wollen die jungen Menschen nicht nur integrieren, sondern sie hier in der Region etablieren. Und all das sind die Dinge, um die ich mich in Zukunft kümmern werde und bei denen es viele Schnittstellen gibt. Für mich geht es um die Zukunft der Kinder und Jugendlichen.

Und aus all diesen Projekten und Ideen kommen potenzielle neue Fans, die gern ein Heimspiel in der Arena sehen möchten. Wie steht es um die Pläne, die Kapazität möglicherweise zu erhöhen?
Wir sprechen hier erst einmal über 200 oder 300 zusätzliche Stehplätze. Was tatsächlich sicher ausgebaut wird, ist die VIP-Galerie, deren Kapazität im Rahmen des Erweiterungskonzepts der Weser-Ems-Hallen auf rund 500 Plätze steigt. Darauf haben wir einige Jahre hingearbeitet. Man muss immer im Hinterkopf haben: Was man heute plant, kommt vielleicht erst ein Jahrzehnt später zum Tragen. Es ist schade, dass wir nicht mehr Fans in die Arena lassen können. Wir haben ja jetzt schon den Fall, dass wir bei jedem zweiten oder dritten Heimspiel gut 7.500 Zuschauern begrüßen könnten. Und wenn man immer und immer wieder sagen muss: Sorry, geht leider nicht, dann ist das auf Dauer natürlich alles andere als gut. Damit grenzen wir ja unfreiwillig Menschen aus. Also: Das Problem ist bekannt, und die Frage ist: Wie kann man es lösen? Und vor allem: will man es lösen? Man hat uns auch schon mal ans Herz gelegt, eine eigene Arena mit 10.000 Plätzen zu bauen. Auch das ist ein Thema, das irgendwann noch mehr in den Mittelpunkt geraten könnte, wenn wir nicht wirklich gemeinsam mit allen anderen Beteiligten etwas bewegen. Stadt und Club müssten hier in die gleiche Richtung denken.
Ihr werdet nicht müde, euren in meinen Augen grundsätzlich berechtigten Anspruch zu formulieren, zum vorderen Drittel der Bundesliga zu zählen. Was muss passieren, um diesen Anspruch auch wieder in der Tabelle erkennen zu können?
Der Schlüssel liegt darin, den passenden Trainer zu haben, der im sportlichen Bereich die Verantwortung trägt. Mit diesem Thema setzen wir uns gerade auseinander, und wir möchten das in den nächsten zwei Monaten entscheiden. Welcher Trainer passt zu unserem Konzept? Wer kann es weiter mit entwickeln? Und natürlich soll er auch den Nachwuchs im Blick haben, die jungen Spieler mit einbinden. Wir brauchen ganz sicher auch jemanden, der wie Mladen viel Leidenschaft mitbringt. Der über viel Kompetenz und Erfahrung auf internationalem Niveau verfügt und der schon bewiesen hat, dass es funktioniert. Und der nicht nur die passenden Spieler verpflichtet, sondern auch Youngster voranbringt. Damit wir Spieler wie Norris haben, der sich großartig entwickelt hat und der bei uns nach Möglichkeit auch in der Zukunft eine wichtige Rolle spielen soll. Norris hat eine echte Vorbildfunktion. Wir brauchen Spieler wie Len Schoormann oder Artur Konontsuk, die mit Leidenschaft vorangehen und die Zuschauer mitreißen. Wir können einem neuen Trainer ein professionelles Umfeld und begeisterungsfähige und vor allem treue Fans bieten. Ich denke, es scheitert auch nicht am Budget. Aber natürlich benötigt man auch ein bisschen Glück, und das hat uns in den letzten Jahren zugegebenermaßen auch ein wenig verlassen. Aber auch diese Erfahrungen gehören dazu. Und es ist fantastisch zu sehen, dass die Hütte trotzdem immer voll ist. Das spricht für unsere großartige Fankultur!
Damit erübrigt sich nun meine Frage nach deiner Einbindung in die Trainersuche. Das ist noch Hermann-Schüller-Chefsache, richtig?
(lacht) Absolut!
Wenn du sagst, dass eine Entscheidung über den neuen Trainer innerhalb der kommenden zwei Monate fallen sollte, dann dürfte der Kreis der Kandidaten bereits kleiner geworden sein, oder?
Wir führen Gespräche – sehr gute Gespräche. Mehr kann ich dazu zum aktuellen Zeitpunkt nicht sagen. Das ist ja ein Prozess; man muss einander besser kennenlernen. Sowohl persönlich als auch hinsichtlich der Philosophie, die er vertritt. Es gibt Trainer, die aktuell im Ausland tätig sind, da müssen wir genau hinschauen, um ihre Arbeit zu verstehen. All das braucht Zeit und weitere Gespräche. Ohne mich da jetzt absolut festlegen zu wollen, werden wir spätestens im Mai Klarheit darüber haben, wer Nachfolger von Mladen wird. Und dann können wir auch wieder zuversichtlich in die Zukunft schauen.
Zumal die Spieleragenten ihre Akteure auch gern frühzeitig bei Clubs unterbringen möchten. Da kann es nur helfen, rasch zu wissen, wer der neue Trainer wird.
Ja, so ist es. Die Agenten kommen natürlich auch mit ihren Trainern auf uns zu. Immer, wenn hier ein Wechsel anstand, kamen entsprechende Anfragen aus aller Welt. Es gibt sehr viele Coaches, die gern nach Oldenburg kommen würden, da sie das Umfeld und unsere Infrastruktur sehr schätzen und insbesondere das sehen, was wir hier aufbauen. Weil das, was wir tun, extrem nachhaltig ist und wir kein Bundesligaclub sind, der nur ein Profiteam hat, sondern wir etwas schaffen, was zukunftsfähig ist.

Kommen wir auf die aktuelle sportliche Situation zu sprechen. Schaut man auf die Heimbilanz, würde man denken: Ihr seid ein Titelanwärter. Schaut man auf die Resultate in Auswärtsspielen, könnte man meinen, Oldenburg steht auf einem Level mit Göttingen. Was erwartest du noch von der laufenden Saison?
Zu unserem Glück sind wir in einer Situation, in der man sagen kann: Wenn wir vielleicht zwei Spiele mit etwas mehr Fortune gewonnen hätten, wären wir jetzt dran am sechsten Platz. Die Liga ist ungeheuer eng beisammen – in einer Dimension, wie ich sie nie zuvor in den letzten 25 Jahren gesehen habe. Es kann noch alles Mögliche passieren! Jetzt muss man eben halt ein bisschen Glück haben, und der Knoten muss endlich mal bei uns platzen. Wir benötigen auswärts die gleiche Energie, die wir hier zu Hause zeigen. Eigentlich müssen die Spieler mental in die Auswärtsspiele gehen und sagen: Wir tun mal so, als wenn wir hier zu Hause wären und alle hinter uns stehen und alle brüllen. Ich habe mich mit den einzelnen Spielern zu diesem Thema ausgetauscht. Wie kann das sein? Und sie sagen: Es sind die Fans, die uns mittragen zu Hause, und die wir dann auswärts nicht haben. Aber: Die Spieler müssen den Schalter in irgendeiner Form umlegen. Ich glaube, der Knoten wird irgendwann platzen, das kann nicht anders sein. Und dafür müssen wirklich alle die volle Energie bringen, nicht nur Einzelne.
So wie zuletzt gegen die Basketball Löwen.
Vor dem Braunschweig-Spiel haben nicht viele an einen Erfolg geglaubt. Und dann haben die Jungs gezeigt, dass sie auch ohne Geno und Eli gewinnen können. Geno kehrt nun hoffentlich zurück. Aber wir müssen natürlich auch hoffen, dass sich Justin Jaworski nicht verletzt, denn von seinen Qualitäten sind wir sehr abhängig. Wenn der Knoten auswärts allerdings nicht platzt, dann wird es sehr, sehr eng.
Eli Brooks ist länger verletzt, Geno Crandall plagte sich mit Knieproblemen, Max DiLeo fiel zuvor aus: Legt ihr personell noch einmal nach?
Ich fasse mich kurz: ja.
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Zu meinem Basketball-Background: Als wenig erfolgreicher Spieler hatte ich lange Zeit großes Interesse am aktiven Tun, allerdings beschränkt sich meine Liebe zu diesem Sport inzwischen auf die Besuche in den Hallen und Arenen und die entsprechende Arbeit an der Tastatur. Von 2004 bis 2014 habe ich die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit der EWE Baskets Oldenburg geleitet, seitdem beschäftige ich mich mit dem Club im Speziellen und dem Basketball im Allgemeinen als freier Journalist – unter anderem als redaktioneller Mitarbeiter für die easyCredit Basketball Bundesliga, als gelegentlicher Experte am Mikro bei den EWE Baskets oder in diesem Blog. Was ich sonst noch so mache: hier entlang.