13 Spiele haben die EWE Baskets Oldenburg in der easyCredit Basketball Bundesliga inzwischen absolviert. Die Zwischenbilanz der Saison darf nicht schöngeredet werden: Der Club ist von seinen eigenen Ansprüchen weit entfernt. Zum Jahreswechsel liegen die Niedersachsen auf dem 13. Platz des Klassements; das würde in der Endabrechnung nicht einmal für die Play-Ins reichen. Fünf Siege, acht Niederlagen: Diese Ausbeute ist unzureichend.
Die Verantwortlichen um Geschäftsführer Hermann Schüller und den sportlichen Leiter Srdjan Klaric hatten schon im November und Dezember Konsequenzen aus dem holperigen Start gezogen. Einerseits wurde Headcoach Pedro Calles beurlaubt und durch Mladen Drijencic ersetzt, andererseits wurde der Kader noch einmal verändert: Kyle Rode, inzwischen für Austin in der US-amerikanischen G-League unterwegs, verließ auf eigenen Wunsch den Club, dafür wurde in Ty Nichols ein weiterer Guard hinzugeholt.
Die nackten Zahlen nach dem Trainerwechsel sind ernüchternd: Von sieben Begegnungen unter Rückkehrer Drijencic gingen fünf verloren. Auswärts präsentieren sich die EWE Baskets als gern gesehene Besucher: Sieben Anläufe unternahmen sie in der Liga, um einen Erfolg einzufahren, siebenmal gingen sie als Verlierer vom Feld. Zuletzt blieben Aufholjagden unbelohnt: In Braunschweig und Vechta schnupperten sie an der Wende – und spazierten doch ohne Lohn in die Kabinen.
Wie ein roter Faden zieht sich ein elementares Problem durch die Spiele: Das Team (Bild oben: Ulf Duda/fotoduda.de) schafft es nicht, den passenden Einstieg in eine Partie zu finden. Zuletzt verschliefen die Akteure das erste Viertel (und teilweise mehr) in München, gegen Göttingen, in Braunschweig und in Vechta. Trainer Drijencic fand dafür deutliche Worte: „Es ist immer der Anfang, der uns die Spiele kostet. Da verkacken wir es in den ersten zehn Minuten.“
Die Frage, warum das so ist, muss der Headcoach nun mit seinen Assistenten in Angriff nehmen. Es ist ja sehr oft die Rede vom vorhandenen Talent in der Mannschaft – aus diesen theoretischen Fähigkeiten müssen jetzt rasch praktische Ergebnisse hervorgehen. Ansonsten droht die nächste Spielzeit im tabellarischen Niemandsland und im schlechtesten (und aktuell gar nicht so unwahrscheinlichen) Fall die dritte Saison ohne Playoffs binnen vier Jahren. Für einen Standort wie Oldenburg im 25. Bundesligajahr: indiskutabel.
Verblüffend ist, dass die Entwicklung des Clubs in den verschiedenen Bereichen so gegensätzlich verläuft. Der Umstand, dass seit über 30 Begegnungen jedes Bundesliga-Heimspiel ausverkauft ist, stellt keine zufällige Entwicklung dar. Die EWE Baskets haben mit großem Engagement eine echte Marke aufgebaut – und die Heimspiele zu einem Event gemacht, bei dem eine enorme Menge an Menschen Spieltag für Spieltag dabei sein möchte. Bemerkenswert sind auch die Investitionen in die Infrastruktur. Das Rickey Paulding Junior Center mit seiner modernen Drei-Feld-Halle wächst rasch in die Höhe und Breite, die Pläne für das benachbarte Business Center sind eindrucksvoll (und werden ebenfalls in Kürze in die Tat umgesetzt).
Im Kerngeschäft aber hakt es. Dort werden auf Dauer die positiven Nachrichten aus anderen Bereichen die Probleme nicht überdecken können. Und so kommen unter den Fans wie schon in der Saison zuvor und im Spieljahr 2021/2022 statt der leidenschaftlichen Debatten über Spielzüge, Verteidigungsstrategien und die Entwicklung einzelner Akteure ganz andere Fragen an die Oberfläche. Woran liegt es, dass das klar definierte Selbstverständnis als Top-5-Club in der Tabelle keine Entsprechung findet? Welche Verantwortung trägt der sportliche Leiter Srdjan Klaric an der Entwicklung? Wie lange wird Hermann Schüller noch als führender Mann beim Bundesligisten das Ruder in den Händen halten? In einem Interview vor fast genau zwei Jahren sagte er: „Die Uhr tickt natürlich, davor muss ich mich ja nicht verstecken.“ Und weiter: „Es ist jetzt erst einmal wichtig, dass wir den Campus fertigstellen, das dürfte in den kommenden zwei Jahren zum Abschluss gebracht werden. Und dann irgendwann muss ich mich tatsächlich der Frage stellen: Wer folgt?“
Veränderung an sich ist kein Wert, der zwingend zum Erfolg führt; das beweist zumindest den Ergebnissen nach allein der Blick auf die Entwicklung nach dem aktuellen Trainerwechsel. Und an Leidenschaft und Ehrgeiz mangelt es den Verantwortlichen nachweislich nicht. Dennoch erwecken die EWE Baskets Oldenburg zum Jahresbeginn 2025 und mit Blick auf die vergangenen Jahre den Eindruck, als wäre es an der Zeit, sich den großen Fragen nachhaltig zu stellen. Zu diesen zählt natürlich auch die nach dem kommenden Trainer. Mladen Drijencic betonte zuletzt, definitiv nur bis Ende der laufenden Saison zur Verfügung zu stehen. Wen werden Schüller und Klaric als Nachfolger präsentieren? Einen aus dem Pool der üblichen Verdächtigen? Einen eher Unbekannten?
Die Vergangenheit zeigt, dass die zweite Variante die eher unwahrscheinlichere ist. Klar ist: Der nächste neue Mann an der Seitenlinie übernimmt keine leichte Aufgabe: Die sportliche Realität muss dem Selbstverständnis wieder deutlich näherkommen. Der Fokus muss nun aber dem weiteren Saisonverlauf gelten. Der hält mit den Heimspielen gegen Ludwigsburg (5. Januar) und Würzburg (11. Januar) zwei Gelegenheiten bereit, die Stimmung wieder ins Positive zu drehen – Voraussetzung dafür ist allerdings, über die vollen 40 Minuten mit der passenden Einstellung aufzutreten.
Der Beitrag hat dir gefallen? Das würde mich freuen. Verbesserungsvorschläge kannst du per E-Mail an mich senden. Und wer sich mit einem kleinen Betrag finanziell beteiligen und mich bei der Weiterentwicklung dieser Seite finanziell unterstützen möchte, kann das unter diesem Link per PayPal tun. Danke für dein Interesse an meinem Blog!
Zu meinem Basketball-Background: Als wenig erfolgreicher Spieler hatte ich lange Zeit großes Interesse am aktiven Tun, allerdings beschränkt sich meine Liebe zu diesem Sport inzwischen auf die Besuche in den Hallen und Arenen und die entsprechende Arbeit an der Tastatur. Von 2004 bis 2014 habe ich die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit der EWE Baskets Oldenburg geleitet (und beispielsweise hier über Mumbrús Anteil am Oldenburger Ausscheiden 2013 geschrieben), seitdem beschäftige ich mich mit dem Club im Speziellen und dem Basketball im Allgemeinen als freier Journalist – unter anderem für die easyCredit Basketball Bundesliga, als Kolumnist für das Delmenhorster Kreisblatt oder in diesem Blog. Was ich sonst noch so mache: hier entlang.