Torben Rosenbohm

Freier Journalist aus Oldenburg

Es muss Liebe sein

Es sind Namen, die Basketball-Fans einerseits unmittelbar ins Schwärmen bringen, andererseits direkt in eine andere Zeit führen: Abdul-Jabbar, Johnson, Schrempf. Diese drei tauchen gleich im Vorwort von André Voigt auf, wenn er in sein Buch „Love this Game. Basketball – über die Liebe zu einem grandiosen Spiel“ einführt. Zugegeben: Vor allem jüngere Anhänger stehen (noch) nicht in der Pflicht, mit diesen drei Vertretern aus der NBA etwas anfangen zu können, aber: Was nicht ist, kann ja noch werden.

Voigt, aktuell vor allem als DAZN-Kommentator von NBA-Übertragungen und Podcast-Spezialist („Got Nexxt“) bekannt, nimmt die Leserschaft in seinem knapp über 230-seitigen Buch mit auf eine informative, immer kenntnisreiche Reise durch das Basketball-Universum. Sein besonderes Verdienst: „Love this Game“ ist gleichermaßen Blick in die Historie wie Einordnung des Stands der Dinge. Vorweggenommen: Basketball lebt und macht nicht den Eindruck, unbedeutender zu werden.

Der Gefahr, zum trockenen Geschichtsbuch dieses ganz besonderen Sports zu werden, entgeht André „Dré“ Voigt mit seinem versierten Blick für Anekdoten und vielen kleinen Erzählungen aus den Ursprungstagen. Die es übrigens in sich hatten, denn gerade zu Beginn war vom „körperlosen Spiel“ wahrlich keine Rede. „Gewalt ist nicht so schlimm“: So könne das Ganze in den ersten Jahren durchaus angemessen eingeordnet werden. Voigt bietet einen Überblick über die verschiedenen Ligen, die sich im Laufe der Zeit herausbildeten, bis schließlich die National Basketball League (NBA) ins Leben gerufen wurde.

Bis heute lebt eben diese NBA von den großen Namen und den dazugehörigen Erzählungen, das wissen auch die jungen NBA-Fans ganz genau. Hier kommt eine weitere Stärke des Buchs zum Vorschein: Das Gespür für angemessen kurze und höchst kurzweilige Porträts einiger der ganz Großen der Geschichte; Bill Russell, Jerry West und Michael Jordan beispielsweise, aber natürlich auch der Spieler, der für viele der Schlüssel zum Interesse für die beste Liga der Welt war: Dirk Nowitzki.

In der Folge widmet sich André Voigt vielen weiteren Facetten. So beschreibt er unter anderem die Erfordernisse bei einer möglichst optimalen Teamzusammensetzung, die in der Theorie unter allen vermeintlichen Experten ganz leicht aussehen mag, in der Praxis aber eine Vielzahl an Fallen und Fehlurteilen bereithält. Spannend auch der Versuch, die Besonderheiten des Systems NBA einzuordnen, die mit dem europäischen Basketball so gar nicht zu vergleichen sind: Sei es das Prinzip des Drafts oder das hochkomplexe Gehalts- und Vertragsmodell.

„Love this Game“ beweist auf jeder Seite: Es muss tatsächlich Liebe sein, die André Voigt für den Basketball empfindet und ihn bis heute antreibt. Das Buch ist ein launig und faktenreich zusammengetragenes Werk, das Neueinsteigern viel Wissenswertes liefert und Alteingesessene keinesfalls langweilen wird.

André Voigt: Love this Game. Basketball – über die Liebe zu einem grandiosen Spiel. Edel Sports, 2022, 235 Seiten, 19,95 Euro

Autorenfoto: picture alliance / dpa / Michael Kappeler


Über André Voigt

Neben seiner Tätigkeit für DAZN und dem Podcast ist André Voigt (Jahrgang 1973) zusammen mit Jan Hieronimi Herausgeber des Magazins „Got Nexxt The Magazine“, das viermal im Jahr erscheint und sich jeweils einem speziellen Thema aus der Welt des Basketballs widmet. Zuvor war er jahrelang Chefredakteur des Basketball-Magazins „Five“.