Torben Rosenbohm

Freier Journalist aus Oldenburg

Was ist hier denn los?

Fünf Spieltage sind in der easyCredit Basketball Bundesliga absolviert, hinzu kommen zahlreiche Begegnungen in den insgesamt vier europäischen Wettbewerben. Nach dem Wochenende steht jetzt die erste Länderspielpause bevor, erst zwei Wochen später geht es also mit Pflichtspielen für die Clubs weiter – theoretisch. Denn: Dank des nach wie vor ungelösten Problems, dass die Euroleague sich in keiner Form um die Belange der FIBA schert, müssen die 18 Clubs, die in der höchsten Spielklasse des Kontinents aktiv sind, auch in den kommenden zwei Wochen munter weitermachen.

Mit Ausnahme von ALBA BERLIN und dem FC Bayern München, die in der Euroleague gefordert sind, pausieren die Mannschaften aus der easyCredit BBL aber nach dem kommenden Wochenende tatsächlich – und es ist an der Zeit für einen Blick auf den Stand der Dinge. Der kann zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison selbstredend nur eine reine Momentaufnahme sein, doch gibt es bereits jetzt einige Auffälligkeiten.

Mindestens verblüffend fällt die Betrachtung des Tabellenendes aus. Dort steht: Brose Bamberg. Fünf Spiele, fünf Niederlagen – eine Bilanz des Grauens für den einstigen Seriensieger, der zuletzt von 2015 bis 2017 jeweils die Meisterschaft für sich verbuchen konnte. Seitdem suchen die Franken den Schlüssel zum Erfolg (2019 feierten sie immerhin noch einmal den Pokalsieg), müssen aber gleichzeitig finanziellen Verknappungen Tribut zollen.

2022/2023 sollte unter Headcoach Oren Amiel und mit nahezu runderneuertem Kader der Startschuss für eine bessere Zukunft fallen. Nach fünf Spieltagen allerdings stehen die Zeichen auf Krise; eine Situation, die man in Oldenburg aus dem Vorjahr kennt, und die schnell eine ungesunde Eigendynamik entwickeln kann. Erste Konsequenz des mangelnden Ertrags: Topscorer Justin Wright-Foreman darf nicht mehr mitwirken; eine knappe Pressemitteilung deutet an, woran es gehapert haben mag – und dass noch mehr Veränderungen folgen dürften.

Im Umbruch befindet sich auch ratiopharm ulm. Mit dem neuen Trainer Anton Gavel bekam ein langjähriger BBL-Spieler das Ruder in die Hand. Seine ausgesprochen junge Mannschaft tut sich noch sehr schwer, erst am fünften Spieltag gelang der erste Sieg. Vier Niederlagen in der BBL, dazu das Aus im Pokal: Die Situation in Ulm wirkt zwar von außen nicht ganz so prekär wie die in Bamberg, allerdings sollten die Gavel-Schützlinge im ersten Jahr nach der Ära von Per Günther dringend weitere Erfolge einfahren, um etwaige Nervositäten gar nicht erst entstehen zu lassen.

Während einen andere Vertreter in der tabellarischen Gefahrenzone nicht überraschen, lässt die bisherige Bilanz der HAKRO Merlins Crailsheim aufhorchen: Der Playoffteilnehmer der Vorsaison befindet sich bei einer Bilanz von 1-4 und drei Niederlagen in Serie aktuell im freien Fall.

Was kann MaCio Teague? Der Guard der EWE Baskets hat sein Potenzial noch nicht ganz geweckt. Bild: Ulf Duda/fotoduda.de

Im Mittelfeld des Klassements haben sich die EWE Baskets Oldenburg einen ordentlichen Platz verdient, wenngleich die Bilanz um ein Haar sogar noch positiver ausgefallen wäre: Zum vierten Saisonsieg fehlten in Heidelberg am Ende nur 0,7 Sekunden. Die reichten den Gastgebern, um die Partie in die Verlängerung zu führen. Dort setzten sie sich dann mit 102:94 durch. Drei Siege, zwei Niederlagen, dazu der Pokalsieg in Würzburg: Neu-Trainer Pedro Calles muss sich wohl nicht über den Start in Oldenburg ärgern.

Die bisherigen Spiele haben aber auch gezeigt, dass der neu zusammengestellte Kader durchaus das ein oder andere Fragezeichen aufwirft. Findet MaCio Teague seine Rolle? Der Guard verfügt über eine Menge Potenzial; geweckt hat er es bislang zu selten. Wollen die Oldenburger ein lautstarkes Wort in der Liga mitreden, muss er sich steigern. Das gilt auch für Center Owen Klassen (Bild oben: Ulf Duda/fotoduda.de): Seine Routine ist unbestritten, und doch wünscht man sich von ihm mehr. Es wäre aktuell nicht die größte Überraschung, wenn die Verantwortlichen zumindest mal ganz genau hinschauen, was auf dem Spielermarkt in diesen Wochen so in Bewegung gerät.

An der Tabellenspitze tummeln sich derweil unter anderem drei Teams, die man genau dort zweifelsohne schon vor dem ersten Tipoff eingeordnet hat: Die beiden unbesiegten Clubs ALBA BERLIN und Telekom Baskets Bonn sowie der FC Bayern München; die Süddeutschen haben allerdings auch schon ein Spiel verloren. Dass auch Ludwigsburg und Hamburg um die besten Plätze im Playoff-Tableau ringen, haben ebenfalls viele genau so auf dem Zettel gehabt. Apropos Bayern: Mit 0-5 ging deren Euroleague-Saisonstart bis dato nach hinten los.

Christian Held ist mit den ROSTOCK SEAWOLVES glänzend in die Saison gestartet. Bild: Andreas Duerst / Studio 301

Zurück zur Bundesliga: Wen man – mit inzwischen vier Siegen aus fünf Spielen – nicht zwingend in der Spitzengruppe erwarten konnte, sind die ROSTOCK SEAWOLVES. Der Aufsteiger hat unter Regie von Trainer Christian Held, der in Oldenburg unter anderem ProB-Meister geworden ist, einen glänzenden Saisonstart hingelegt. Mit furiosem Tempo-Basketball, herausragenden individuellen Leistungen (man denke nur an Derrick Alston Jr., der im Schnitt 22,0 Punkte pro Partie auflegt) und großem Kämpferherz haben die Rostocker den Grundstein für eine erfolgreiche Debütsaison gelegt. Wie Christian Held das hinbekommt, wird er in Kürze auf dieser Seite erzählen.

Genießen wir die kurze Pause – die Liga wird danach garantiert richtig Fahrt aufnehmen!