Torben Rosenbohm

Freier Journalist aus Oldenburg

Anschluss verpasst

Seit fast zwei Jahrzehnten gehört Bamberg zu den ganz großen Adressen im deutschen Basketball. In dieser Phase reihte sich über einen langen Zeitraum eine Ära an die andere; auf die von Dirk Bauermann folgte die von Chris Fleming, bevor Andrea Trinchieri das Team übernahm. Neun Meisterschaften, sechs Pokalsiege (der letzte 2019), zudem ordentliche Auftritte in der Euroleague: An Bamberg ging lange Zeit kein Weg vorbei.

Die Zeiten aber haben sich geändert.

Brose Bamberg ist aktuell auf der Suche – nach Identität, neuen Finanzgebern und Kontinuität. Auf dem Trainerposten herrscht seit dem Abgang von Trinchieri im Februar 2018 eine gehörige Unruhe, die über die zwischenzeitlichen Headcoaches Ilias Kantzouris, Luca Banchi, Ainars Bagatskis, Federico Perego, Roel Moors und Johan Roijakkers schließlich zu Omen Ariel führte, der im November 2021 das Ruder übernahm.

Im Sommer 2022 schüttelten die Verantwortlichen den Kader ordentlich durcheinander, um sich neu auszurichten und die Herausforderungen in der easyCredit Basketball Bundesliga, im Fiba Europe Cup und im MagentaSport BBL Pokal bestmöglich anzugehen. Die Hoffnung, endlich wieder ein wenig Ruhe in den Club zu bekommen, war spürbar.

Dann aber ging praktisch fast alles schief. Wieder einmal.

Oren Amiel ist seit November 2021 Trainer in Bamberg. Foto: Daniel Löb

In der Bundesliga verloren die Franken die ersten fünf Spiele am Stück, im Pokal gab es gegen den FC Bayern München daheim nichts zu holen. Einziges Trostpflaster: Im Fiba Europe Cup gelang der Sprung in die Zwischenrunde, allerdings ebenfalls begleitet von zwischenzeitlichen Fehlleistungen. Zuletzt stellte sich ein sportliches Auf und Ab ein, bei dem auf drei Liga-Siege zwei Niederlagen folgten, bevor Erfolge gegen Heidelberg und in Würzburg die Hoffnungen auf mehr Stabilität nährten.

Personell haben die Bamberger, deren Heimspielstätte längst nicht mehr wie einst durchgehend ausverkauft ist, inzwischen auf die Misere reagiert. Zunächst trennten sie sich von ihrem bisherigen Topscorer Justin Wright-Forman sowie von Vaidas Kariniauskas und verpflichteten Point Guard Patrick Miller nach. Vor einigen Tagen kam außerdem Shooting Guard Gerel Simmons hinzu. Beide Nachverpflichtungen haben dem Team grundsätzlich neuen Schwung verliehen; Miller führt mit 14,4 Punkten und 5,2 Assists pro Partie Regie, Simmons ließ auf einen furiosen 20-Punkte-Auftritt in Heidelberg einen mühsamen in Würzburg folgen (vier Punkte, 2/8 aus dem Feld).

Im aktuellen Kader steckt derweil eigentlich ausreichend Potenzial. Flügelspieler Christian Sengfelder erweist sich mit durchschnittlich 12,5 Punkten und 5,6 Rebounds als solider Leistungsträger, zudem sorgen Jaromir Bohacik (9,9 Punkte pro Spiel), Solomon Young (8,9), Amir Bell (8,8), Gabriel Chachashvili (8,8), Kevin Wohlrath (7,4), Spencer Reaves (6,5) und Patrick Heckmann (5,5) für ein ausgeglichenes Scoring.

Christian Sengfelder ist Leistungsträger bei den Bambergern. Foto: Daniel Löb

Den Anschluss an große Zeiten haben die Bamberger aktuell verpasst, ebenso den an die beiden dominierenden Clubs aus Berlin und München. Von neuer Ära fehlt momentan jede Spur. In der laufenden Saison müssen die Schützlinge von Trainer Oren Amiel zudem aufpassen, nicht auch den Anschluss an die Playoffplätze frühzeitig aus den Augen zu verlieren. Der Trend der letzten beiden Spiele deutet indes an, dass mit ihnen zu rechnen ist. „Es ist ja auch kein Geheimnis, dass wir zu Beginn der Saison Schwierigkeiten hatten und jetzt erst langsam anfangen, uns als Team zu finden“, sagte Trainer Oren Amiel nach dem 79:73 in Würzburg.

Die EWE Baskets, die am Samstag, 7. Januar, in Bamberg gastieren, sind in den vergangenen Jahren übrigens ausgesprochen gerne in die Brose Arena gereist: Zuletzt gelangen ihnen dort satte fünf Siege am Stück. Der letzte Bamberger Erfolg gegen Oldenburg datiert auf den 20. April 2018. Auch das wäre lange Zeit undenkbar gewesen; die Zeiten haben sich tatsächlich geändert.