Torben Rosenbohm

Freier Journalist aus Oldenburg

Ein Abgang und zwei Probleme zum Jahresstart

Ausgiebig ist in den vergangenen Wochen darüber diskutiert worden, ob die EWE Baskets Oldenburg in ihrem Kader noch einmal Anpassungen vornehmen müssen. Eine Nachverpflichtung ist zuvor bereits getätigt worden: Rihards Lomazs, lettischer Nationalspieler, schloss sich dem Basketball-Bundesligisten an und verdrängte vorerst MaCio Teague aus dem Kader. Teague kehrte zuletzt aber wieder zurück ins Team, da Tanner Leissner aussetzen musste. Der Grund seines Ausfalls? Darüber darf gerätselt werden, denn der Club kommunizierte die genaueren Hintergründe – wie bei den meisten Verletzungen/Blessuren/Krankheiten zuvor – nicht.

Norris Agbakoko könnte ein wertvoller Backup-Center sein; leider bremsen ihn Blessuren immer wieder aus. Bild: Ulf Duda/fotoduda.de

Die Debatten um den Kader sind nicht verstummt. Nicht erst seit dem überaus unglücklichen Auftritt von Center Owen Klassen in Bamberg, einem bei positiver Betrachtung eigentlich grundsoliden und erfahrenen Akteur, der sich in zu wenig Spielzeit zu viele Fouls leistete, flammten unter den Fans die Diskussionen rund um die Notwendigkeit auf, eventuell auch auf den großen Positionen noch einmal nachzulegen. Problem: Nach derzeitigem Stand und mit Blick auf den Markt kommt wohl nur ein ausländischer Akteur infrage, und damit hätten die EWE Baskets dann gleich zwei Spieler an Bord, die jeweils aussetzen müssten; Stichwort: Regularien und Begrenzung auf sechs Akteure ohne deutschen Pass im Spieltagskader.

Mitten hinein in die Überlegungen rund um die Mannschaft sorgten die Oldenburger für Fakten: Sie vermeldeten Anfang der Woche den Abgang von Bennet Hundt. Der Guard wechselt nach Heidelberg und hofft dort auf mehr Spielzeit. Bei den Baskets durfte er die nicht mehr erwarten, eine Augenverletzung gab ihm in den vergangenen Wochen zusätzliche Zeit, um für sich selbst über Konsequenzen nachzudenken. Bei den Anhängern der Oldenburger hatte Hundt ohnehin keinen leichten Stand mehr, zu sehr blieben die in ihn gesetzten Erwartungen und Hoffnungen letztlich eher unerfüllt. Nicht wenige hatten schon im vergangenen Sommer damit gerechnet, ihn in der laufenden Saison gar nicht mehr als Teil des Teams zu erleben.

Und so stellen sich den EWE Baskets, zumindest nach derzeitigem Stand, zwei echte Probleme, die auf den ersten Blick kreativ zu bewältigen sein können, aus denen aber auch ein erheblicher Berg an Herausforderungen erwachsen könnte.

Einerseits gehen ihnen die deutschen Spieler aus, denn in Max DiLeo, Kenny Ogbe, Alen Pjanic und Norris Agbakoko stehen nur noch vier von ihnen im festen Kader. Und auch dies nur mit Einschränkungen: Agbakoko ist trotz seiner wiederholten Berücksichtigung für den Spieltagskader offenbar immer noch verletzt – über die Hintergründe, siehe oben, kann nur spekuliert werden –, DiLeo schrammt aufgrund seiner Spielweise oft genug auch nur knapp am Kollaps vorbei und Ogbe pausierte vor Kurzem ebenfalls angeschlagen. Im erweiterten Team tauchen nur noch zwei weitere Namen auf: Fritz Hemschemeier und Joel Harms, doch eine enge Anbindung an den festen Kader ist zumindest nach außen nicht erkennbar.

Dominic Lockhart gehört zu den ehemaligen Oldenburgern, die inzwischen in anderen Clubs tragende Rollen einnehmen. Bild: Ulf Duda/fotoduda.de

Nur am Rande: Der Abgang von Bennet Hundt reiht sich letztlich ein in eine enorme Anzahl von Spielern, die in Oldenburg mal aktiv waren und seitdem an anderen Standorten und weiterhin auf Erstliganiveau agieren – und wichtige Rollen übernehmen: Niklas Wimberg, Dominic Lockhart, Maurice Stuckey, Karsten Tadda, Sebastian Herrera, Kevin Wohlrath, Martin Breunig, Filip Stanic, Robin Amaize. Sie alle besitzen einen deutschen Pass und gehen in der easyCredit BBL ihren Weg. Aus welch unterschiedlichen Gründen auch immer, aber eben: außerhalb von Oldenburg. Hinzukommt, dass aus dem eigenen Nachwuchs nach wie vor keine echten Alternativen für Ausfälle im Profikader hervorgehen, wenngleich zumindest Norris Agbakoko das Potenzial mitbringt, eine solche zu werden. Nur: siehe oben.

Problem Nummer zwei: Die Schwierigkeiten auf den großen Positionen, oder besser: auf der des Centers, bleiben neben der dünnen Personaldecke bei den deutschen Spielern ebenfalls bestehen. Zusätzlich zur Hoffnung auf eine gesundheitliche Stabilität von Norris Agbakoko dürfte den Verantwortlichen letztlich kaum etwas anderes übrig bleiben, als im Kader noch einmal nachzulegen. Zugegeben: In der Tabelle ist die Ausgangslage mit 9:5 Siegen und einem vierten Platz grundsätzlich gut und es besteht kein Anlass, Panik zu schieben; aber auch mit Blick auf das TOP FOUR in der heimischen Arena wird sich der Club in bestmöglicher Form präsentieren wollen.

Findet sich also noch ein großer Spieler, der ins Club-Beuteschema passt, dürften die EWE Baskets beherzt zugreifen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dann ein weiterer Spieler gehen muss, wird in dem Fall allerdings auch steigen. So sehr MaCio Teague die vergangenen zwei Einsätze genossen haben dürfte: Für ihn bleibt das alles eine wackelige Angelegenheit. Dass man ihm bei einem Wechselwunsch keine Steine in den Weg legen würde, deutete Clubchef Hermann Schüller im Interview an.

Also: Die nackten Zahlen dürften die Verantwortlichen momentan durchaus zufriedenstellen; die mindestens gefühlte Unruhe im Kader hingegen ist gewiss kein Zustand, den sich die Oldenburger zu diesem Zeitpunkt der Saison gewünscht haben. Verglichen mit den Problemen aus der Vorsaison allerdings sind die Sorgen besser zu verschmerzen als die in 2021/2022 …