Spiele gegen die MHP RIESEN Ludwigsburg gehören gemeinhin nicht zu den angenehmsten Aufgaben im Verlauf einer Saison in der easyCredit Basketball Bundesliga. Seit jeher trifft man hier auf einen Gegner, der vor allem defensiv zum überaus intensiven Vorgehen neigt. Ausgesprochen viele Spiele haben die Barockstädter in der Vergangenheit dadurch gewonnen, dass sie ihren Kontrahenten jeden Spaß am Basketball geraubt haben. Mit kerniger Ganzfeldpresse, individuellen Daumenschrauben und einem insgesamt bemerkenswerten Spaß am Zerstören gegnerischer Spielkultur hat sich der Club, vor allem unter dem langjährigen Trainer John Patrick, einen besonderen Ruf buchstäblich erkämpft.
Ein echter Angstgegner also auch für die EWE Baskets Oldenburg?
Der Blick auf die Zahlen, die ja vorgeblich nie lügen, offenbart Verblüffendes: In bislang 41 Duellen in der nationalen Liga gingen die Norddeutschen satte 27-mal als Sieger vom Feld. Auch in Ludwigsburg fühlten sich Oldenburger Teams schon oft recht wohl: Bei 20 Besuchen durften sie 13 Erfolge feiern. Ist der aktuelle Tabellensiebte aus Sicht der EWE Baskets also nur ein Scheinriese?
Nun, die aktuelle Saisonphase ist wohl nicht dazu angetan, den Gästen die Favoritenrolle zuzuschieben. Zu sehr lasten die personellen Probleme auf Headcoach Pedro Calles und seinen Assistenten, was zuletzt beim desillusionierenden 79:108 in Bonn offensichtlich wurde. Die noch länger ausfallenden Kenny Ogbe und Rihards Lomazs sind zum Zuschauen verdammt, auch Kapitän Max DiLeo musste in den vergangenen Spielen passen. Sollte er auch am Samstag, 28. Januar, bei der Partie in Ludwigsburg ausfallen, könnte die Rückkehr von Owen Klassen und Tanner Leissner an ihre ehemalige Wirkungsstätte eher freudlos ausfallen.
Die MHP RIESEN, die in den vergangenen neun Jahren nur einmal die Playoffs verpassten, haben im vergangenen Sommer einen selbst für Ludwigsburger Verhältnisse tiefgreifenden Wandel vollzogen. Nach dem Abgang von John Patrick, der beeindruckende neun Jahre am Stück als Trainer verantwortlich war, stellten die Entscheider in Josh King nicht nur einen neuen Übungsleiter an die Seitenlinie, sondern auch eine fast komplett runderneuerte Mannschaft auf das Parkett. King, zuvor als Assistent unter John Patrick aktiv, setzte derweil eine Ludwigsburger Tradition fort, denn bis zum eigentlichen Saisonstart erfuhr der Kader noch einige Anpassungen.
Dieser Prozess setzte sich dann in der laufenden Spielzeit noch fort. Auf die nachverpflichteten Shonn Devante Miller und Will Cherry soll aktuell noch ein weiterer Neuer folgen, im Gespräch ist beispielsweise Matt Mooney – nach einem Bericht der „Stuttgarter Nachrichten“ sollen auch die EWE Baskets Oldenburg an einer Verpflichtung des US-Amerikaners interessiert sein.
Unabhängig von einem möglichen zusätzlichen neuen Gesicht in der Aufstellung der RIESEN müssen sich die Oldenburger am Samstag auf einen Gegner einstellen, der mit Blick auf das Rennen um die Playoffplätze zum Abschluss der Hinrunde keine Punkte mehr verschenken will. Die Ludwigsburger erwischten in den vergangenen Spielen eine Auf-und-Ab-Phase von erstaunlichem Zuschnitt: Auf das furiose 96:68 gegen den FC Bayern München folgte das überaus unglückliche Aus in der Champions League, bevor das Südduell bei den HAKRO Merlins Crailsheim mit 87:106 zur freudlosen Abfuhr geriet. Wie stark sind sie denn nun, diese Ludwigsburger? Vielleicht wissen sie es selbst momentan auch nicht so recht.
Der Kader jedenfalls hält für die Oldenburger einige echte Herausforderungen bereit. Allen anderen voran zu nennen ist dabei Point Guard Prentiss Hubb, der im Schnitt nicht nur 18,8 Punkte pro Partie erzielt, sondern auch noch 6,5 Assists liefert. Auch Jhonathan Dunn (13,1 Punkte) und Yorman Polas Bartolo (10,4) punkten im Schnitt zweistellig. Vor allem der 37-jährige Bartolo lief zuletzt zu großer Form auf und kam in den vergangenen drei Spielen in der BBL auf durchschnittlich 17 Punkte.
Ludwigsburg gegen Oldenburg: Das ist nicht nur mit Blick auf die überraschend erfolgreiche Historie der EWE Baskets in diesem Duell ein reizvolles Aufeinandertreffen. In der Liga liegen die Clubs momentan nahezu gleichauf; 10:6 Siege lautet die Bilanz der Norddeutschen, 9:6 die der Baden-Württemberger, die 2021 immerhin Hauptrunden-Erster waren. Und dann ist da ja auch noch das bevorstehende Aufeinandertreffen im MagentaSport BBL Pokal: beim TOP FOUR in Oldenburg begegnen sich beide Team am Samstag, 18. Februar, im Halbfinale.