Torben Rosenbohm

Freier Journalist aus Oldenburg

Nach der Saison ist vor der Saison: Bleibt am Ende nur ein Quintett?

Während sich in der easyCredit Basketball Bundesliga aktuell die verbliebenen Clubs um die Deutsche Meisterschaft streiten, können sich die Verantwortlichen der EWE Baskets Oldenburg voll und ganz der Kaderzusammenstellung für die kommende Saison widmen. Nach dem 0:3 gegen die MHP RIESEN Ludwigsburg haben sich Geschäftsführer Hermann Schüller, Sportleiter Srdjan Klaric und Trainer Pedro Calles ein umfassendes Bild von dem gemacht, was sie in der abgelaufenen Spielzeit gesehen haben.

Unter dem Strich liest sich die sportliche Bilanz so: Die Oldenburger standen im Pokalfinale beim TOP FOUR in der heimischen Arena, beendeten die Hauptrunde mit dem vierten Platz und blieben in den Playoffs ohne Sieg.

Gewiss, das Saisonende binnen sechs Tagen war eine Enttäuschung. Aber: 22:12 Siege gelangen dem Team bis dahin, im Jahr eins nach der turbulenten Vorsaison und der Verabschiedung von Club-Legende Rickey Paulding liegt die Gesamtbilanz selbst bei kritischer Betrachtung im positiven Bereich.

Darüber hinaus entfachten Spieler und Trainer mit ihrem Auftreten eine neue Begeisterung, die sich in einer fast durchgehend ausverkauften Arena niederschlug.

Was bedeutet das alles nun für das Personal im Kader? Nachdem im Sommer 2022 nicht nur ein neues Trainerteam, sondern auch sieben neue Akteure (und im Saisonverlauf noch drei weitere) nach Oldenburg gekommen waren, deutet aktuell einiges darauf hin, dass es auch im Sommer 2023 zu einigen Anpassungen kommen wird. Zugeben muss man an dieser Stelle aber direkt, dass über die meisten Personalien nur spekuliert werden kann – die offiziellen Neuigkeiten zu Personalfragen sind Anfang Juni überaus rar.

Fakt ist: Mit Alen Pjanic und DeWayne Russell wurden die Verträge bereits verlängert. Während Pjanic aktuell nach seiner schweren Armverletzung im langwierigen Rehaprozess steckt, wissen die Oldenburger in Russell einen der herausragenden Akteure der Bundesliga auch weiter in ihren Reihen.

Zwei, die an Bord bleiben: DeWayne Russell und Max DiLeo. Bild: Ulf Duda/fotoduda.de

Laufende Verträge haben zudem Kenneth „Kenny“ Ogbe, Norris Agbakoko und Maximilian „Max“ DiLeo. Sprich: Gleich vier deutsche Spieler zählen zum festen Kader für 2023/2024; eine überaus solide Basis für die weiteren Planungen. Über die Youngster, die zum erweiterten Kreis zählen, ist momentan nichts Offizielles bekannt.

Fakt ist indes auch: MaCio Teague wurde im Sommer 2022 mit einem Zwei-Jahres-Vertrag ausgestattet. Angesichts seiner Entwicklung darf lautstark angezweifelt werden, ob er tatsächlich eine Zukunft in Oldenburg hat. Zur Erinnerung: Als seine Leistungen nicht das angepeilte Niveau erreichten, verpflichteten die EWE Baskets zunächst Rihards Lomazs nach – und als der sich schwer am Knie verletzte, kam in Hassani Gravett gleich der nächste Mann für die kleinen Positionen. Teague saß zumeist auf der Bank und kam nur noch gelegentlich zum Zuge. Tendenz: Weder Teague, noch Lomazs, noch Gravett (der in seinen Leistungen zu schwankend war) werden noch einmal für Oldenburg auflaufen.

Das gilt wohl auch für Trey Drechsel. Der war im vergangenen Sommer sogar per Ablösezahlung von Partizan Belgrad losgeeist worden und mauserte sich im Trikot der EWE Baskets zu einem Spieler, dem man gerne bei der Arbeit zuschaut. Der US-Amerikaner zeigte allerdings auch gelegentlich Schwächen, sodass sein von ihm selbst via Social Media zumindest angedeuteter Abgang mutmaßlich auf eine Entscheidung der Verantwortlichen zurückzuführen sein dürfte. Angesichts seines meiner Meinung nach unbestrittenen Potenzials muss ich – sollte sich die Trennung bestätigen – sagen: schade!

Eher nach Abschied und nicht nur nach einem bloßen Dankeschön klangen zuletzt auch die Online-Worte von Tanner Leissner, der sich in den Playoffs gegen Ludwigsburg das Nasenbein gebrochen hatte. Der Power Forward machte das eine oder andere Mal den Unterschied auf dem Parkett aus, ohne nachhaltig statistisch auf sich aufmerksam zu machen. Doch auch ohne herausragende Werte veränderte er das Spiel. Auch hier sage ich: Es wäre bedauerlich, ihn nicht mehr länger in Oldenburg auf dem Parkett erleben zu dürfen. Möglicherweise setzen die Baskets bei ihren Planungen aber auch auf einen anderen Typ Spieler – und etwas mehr Athletik und Beständigkeit auf dieser Position würden dem Kader aus meiner Perspektive durchaus guttun.

Und das leitet über zu TJ Holyfield, der an guten Tagen Punkte, Rebounds und Physis mitbringt, an schlechten allerdings auch zu irritierenden Fehlern neigt. Seine tadellose Einstellung spricht zwar für ihn, die latente Unbeständigkeit allerdings dürfte dazu führen, dass auch er sich nach einem neuen Arbeitgeber umsehen muss.

Gemeinsam jubeln werden TJ Holyfield und Hassani Gravett in Oldenburg wohl eher nicht mehr. Bild: Ulf Duda/fotoduda.de

Ebenfalls auf Jobsuche dürfte Center Owen Klassen gehen. In der Abwägung zwischen unbestrittenen Qualitäten auf der einen und leider ebenso unbestrittenen Anfälligkeiten für Fouls und schlechte Entscheidungen auf der anderen Seite dürfte das Pendel nicht in seine Richtung ausschlagen. Klassen wird sicherlich einen Club finden, in dem er eine gute Rolle spielen wird – die EWE Baskets werden das mit großer Wahrscheinlichkeit nicht sein.

Last but not least: Der nachverpflichtete Shakur Juiston konnte sich nicht nachhaltig beweisen und wird andernorts einen Neustart wagen; via Instagram sagt er bereits: „Tschüss …“

Offiziell halten sich die EWE Baskets, wie eingangs erwähnt, momentan noch bedeckt, was die Zu- und Abgänge angeht, doch am Horizont zeichnet sich ein eher größerer Wandel ab. Sieben neue Gesichter waren es zum Start der Saison 2022/2023, nicht viel weniger dürften es 2023/2024 sein. Und mit Blick auf die Pläne, auch wieder international vertreten sein zu wollen, müsste der Kader wohl von Beginn an etwas tiefer aufgestellt sein als in der vergangenen Spielzeit.

Stand jetzt bleiben fünf Spieler sicher an Bord (Teague klammere ich trotz seines Vertrags aus) – es wäre nicht überraschend, wenn sich diese Anzahl an bekannten Gesichtern tatsächlich nicht mehr erhöht. Die Gerüchteküche übrigens kommt, wie immer in dieser Phase des Jahres, langsam in Schwung; aktuell wird Ebuka Izundu, momentan in Serbien aktiv, auf dem Online-Portal schoenen-dunk.de als möglicher neuer Center gehandelt. Mögen die Spekulationen beginnen! Die Fakten werden wohl nicht allzu lange auf sich warten lassen.


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