Torben Rosenbohm

Freier Journalist aus Oldenburg

Zwischen Kaffeesatz und seriösen Einschätzungen

Eine kurze Bemerkung, bevor es losgeht: Teile dieses Textes sind am 1. September in meiner wöchentlichen Basketball-Kolumne für das „Delmenhorster Kreisblatt“ erschienen und für diesen Blogbeitrag ergänzt worden.

Momentan werde ich immer häufiger gefragt, was ich denn über das neue Team der EWE Baskets Oldenburg denke. Weniger als einen Monat vor dem Auftakt der neuen Saison in der easyCredit Basketball Bundesliga steigt die Vorfreude auf den Beginn der Pflichtspiele bei allen spürbar an. Die Oldenburger haben zahlreiche Abgänge zu verzeichnen, darunter uneingeschränkt erwartbare und – von außen betrachtet – durchaus überraschende. Sechs neue Profis gilt es zu integrieren, Headcoach Pedro Calles startet in sein zweites Jahr in verantwortlicher Position an der Seitenlinie.

Und was denke ich nun? Ich muss aktuell zugeben: Ich habe keine Ahnung. Wie auch.

Mit einem Trip nach Serbien sind die Niedersachsen in dieser Woche in eine wichtige Phase der Saisonvorbereitung eingebogen. Mit Blick auf die Ende September beginnende Spielzeit sollen im Trainingslager einerseits sportliche, andererseits aber auch gruppendynamische Grundlagen geschaffen werden. Das Einstudieren fester Spielstrukturen ist für den Erfolg in der Bundesliga und in der Champions League schließlich ebenso entscheidend wie eine ordentliche Teamchemie.

Bis zum Abflug hatten die Niedersachsen nach dem Ende der Sommerpause zwei Trainingswochen absolviert und dabei auch zwei Testspiele bestritten. Bisherige Erkenntnisse? Nun: Solche werden die Verantwortlichen gewiss gewonnen haben, der geneigte Fan des Clubs hingegen stochert massiv im Dunkeln. Die EWE Baskets betreiben – und das ist für die Basketball-Branche durchaus symptomatisch – ein veritables Versteckspiel. Und das in doppelter Hinsicht.

Einblicke in das spielerische Tun gewähren die Clubs allzu oft nur überaus ungern. Beispiel Oldenburg: In der kompletten Saisonvorbereitung auf das erste Pflichtspiel am 29. September in Braunschweig gibt es exakt einen öffentlichen Auftritt beim sogenannten „Fan Day“. Dort treffen die EWE Baskets am 17. September auf den Ligakonkurrenten und Aufsteiger aus Vechta. Im Vorjahr ging dieser Tag mit Blick auf die Geschehnisse auf dem Parkett krachend nach hinten los, als Oldenburg mit 70:104 gegen den späteren Vizemeister Bonn verlor.

In diesem Jahr gab es in der Vorbereitung daheim zwei Erfolge gegen Braunschweig und Hamburg; über das Ergebnis (zwei Siege) und die Topscorer hinaus erfuhr der Baskets-Anhang ansonsten: nichts. Die Spiele fanden hinter verschlossenen Türen statt. In Serbien folgte in dieser Woche die erste Niederlage.

Der zweite Teil des Versteckspiels, und auch dabei nehmen die Oldenburger mit Blick auf die Konkurrenz keine Ausnahmestellung ein, sind die Verletzungen. Während in einem Online-Forum jeder mögliche Foto-Schnipsel von den Fans analysiert wurde, um etwaige Ausfälle zu identifizieren, und Kenny Ogbe (Bild oben: Ulf Duda/fotoduda.de) zwischenzeitlich angeblich mit Gehhilfen gesichtet wurde, sprach der Club selbst nach dem Sieg gegen Hamburg schlicht davon, „ersatzgeschwächt“ angetreten zu sein. Was das konkret heißen mag? Man (bzw. Fan) wird es nicht erfahren.

Die Clubs mögen ihre Gründe für diese Vorgehensweise haben, insbesondere in der laufenden Saison spricht keiner gerne über Blessuren bei Leistungsträgern; Gegner sollen so möglichst bis zum Spieltag im Ungewissen gehalten werden. Und auch in den Testspielen wird viel probiert und experimentiert, der Erkenntnisgewinn soll stringent nur für sich selbst verbucht werden. Aber: Eine Sportart, die sich nach mehr Wahrnehmung, mehr Gesprächsstoff und mehr Popularität sehnt, sollte sich nicht zu sehr hinter künstlichen Mauern verschanzen. Von regelmäßigen öffentlichen Trainingseinheiten wollen wir erst gar nicht anfangen …

Kein Geheimnis ist unterdessen der weitere Fahrplan bis zum Saisonstart. Auf die drei Tests in Serbien gegen KK Igokea, KK Borac Cacak und KK FMP Belgrad folgt der „Fan Day“ am 17. September. Die (natürlich nicht-öffentliche) Saison-Generalprobe gegen Chemnitz bildet den Schlusspunkt der Vorbereitung, bevor am 29. September der Bundesliga-Auftakt in Braunschweig auf dem Programm steht – etwaige Versteckspiele haben spätestens mit Beginn der Partie ein Ende. Eine seriöse Einschätzung des Oldenburger Teams muss entsprechend noch ein bisschen warten. Aber zumindest darauf lasse ich mich ein: Auf dem Papier klingt das doch vielversprechend.


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