In der easyCredit Basketball Bundesliga läuft aktuell die Finalserie zwischen dem FC Bayern München und ALBA BERLIN. Dem Favoriten aus dem Süden, der die ersten beiden Runden mit überwiegend großer Souveränität überstanden hatte, fiel der Erfolg in der ersten Partie zwar nicht unbedingt leicht, doch der Herausforderer aus der Hauptstadt konnte in der entscheidenden Phase keine ausreichenden Kräfte mehr aktivieren.
Wie auch. Vier Spieler waren schon vor der Partie auf die Ausfallliste gesetzt worden (Gabriele Procida, Matteo Spagnolo, Ziga Samar und Martin Hermannsson), kurzfristig gesellte sich auch noch Weltmeister Johannes Thiemann hinzu. Und gegen Ende der Partie knickte zu allem Überfluss noch Malte Delow um.
Die Situation, trotz zahlreicher Ausfälle die Wettbewerbsfähigkeit aufrechtzuerhalten, kennen die EWE Baskets Oldenburg aus der abgelaufenen Saison zur Genüge. Momentan sind die Verantwortlichen um den sportlichen Leiter Srdjan Klaric, Geschäftsführer Hermann Schüller und Trainer Pedro Calles darum bemüht, einen Kader für 2024/2025 zusammenzustellen, der mit deutlich weniger Blessuren sportlich besser abschneiden soll. Die Aufgabe, die passenden Bausteine zu finden, mutet dabei wesentlich beherrschbarer an als die Vermeidung physischer Verheerungen. Die gehören, wie sich immer wieder zeigt, leider zur Realität des Profisports dazu.
Mit Blick auf die Mannschaft, die ohne Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb keine Doppelbelastung aushalten muss, unterteilt sich die personelle Ausgangslage momentan in mindestens vier Bereiche: die bestätigten Neuzugänge, die sicheren Abgänge, die vollzogene Vertragsverlängerung und die Spekulationen aus der Gerüchteküche.
Offiziell bestätigt wurden bisher zwei neue Namen, wobei der eine dem geneigten Betrachter deutlich bekannter vorkommen sollte als der andere. Kyle Rode, und damit zunächst zum ersten wirklich neuen Gesicht, kommt aus den USA nach Oldenburg. Der 24-jährige Forward hat im College-Team von Liberty Flames eine respektable Entwicklung auf das Parkett gelegt, war früh zum Kapitän ernannt worden und nährt bei den Oldenburger Fans die Hoffnung auf eine verlässliche Option von der Dreierlinie.
Rode, der sich bei dem einen oder anderen Beobachter des Portsmouth Invitational Tournament in die Liste der besseren Spieler warf, kam in seinen fünf Collegejahren in 163 Spielen auf starke 39,2 Prozent Wurfquote aus der Distanz, muss nun aber beweisen, dass er diese Qualitäten über den Atlantik mit nach Deutschland transportieren kann. Seine Variabilität und sein auch von den Oldenburger Verantwortlichen herausgestrichener Basketball-IQ sollen Faktoren sein, von denen das Team profitieren könnte. Spieler direkt vom College zu verpflichten, bleibt stets ein gewisses Wagnis – in diesem Fall spricht zumindest auf dem Papier wenig dagegen, es eingegangen zu sein.
Offiziell vermeldeter Neuzugang Nummer zwei ist der US-Amerikaner Seth Hinrichs, der möglicherweise in Kürze einen deutschen Pass erhält. Der 31-Jährige darf mit Recht als Routinier bezeichnet werden und ist ein Spieler, den Headcoach Calles aus vorherigen Zeiten kennt. Nach Stationen in Porto und Kirchheim hatte er zunächst 2017/2018 unter der Regie von Calles großen Anteil am Aufstieg von RASTA Vechta und trug mit seinen Leistungen auch einiges zur starken Erstligasaison der Niedersachsen im Folgejahr bei.
Nach jeweils einer Saison in Ulm und im spanischen Manresa folgte er dem Ruf seines Ex-Trainers und wechselte nach Hamburg. Dort lief er drei Jahre lang für die Towers auf, jetzt schließt er sich wieder Calles an und soll mithelfen, die EWE Baskets zurück in die Playoffränge zu führen. Zur Erinnerung: Die erreichten die Oldenburger in den vergangenen drei Spielzeiten zweimal nicht. Die Spielweise von Hinrichs ist mit grundsolide wohl am treffendsten beschrieben – das kann in aufgeregten Momenten auf dem Parkett ein großer Vorzug sein.
Hinrichs ist übrigens ein Beispiel dafür, was aus vermeintlichen Dreierqualitäten auf dem Weg nach Europa werden kann: Der 2,01 Meter große Forward traf für das Collegeteam aus Lafayette in 119 Begegnungen durchschnittlich 43,1 Prozent seiner Versuche – und damit sogar noch verlässlicher als Kyle Rode – und musste in Porto mit knapp 21 Prozent erst einmal einem Anpassungsprozess Tribut zollen. In Hamburg standen in der Bundesliga 22,2 (2021/2022), 32 (2022/2023) und 33,9 Prozent (2023/2024) zu Buche. Die Oldenburger werden sich nicht beschweren, wenn er an Ulmer Zeiten (45,5 Prozent) anschließen kann …
Derweil gibt es zwei offiziell bestätigte Abgänge: Deane Williams, der im Sommer 2023 vom Champions-League-Sieger und deutschen Vizemeister Telekom Baskets Bonn zu den EWE Baskets gewechselt war, wird ebenso nicht mehr für den Club auflaufen wie Center Ebuka Izundu. Williams gehörte in der abgelaufenen Saison zu der Vielzahl an Spielern, die durch Verletzungen arg zurückgeworfen wurden. Nach seiner Rückkehr fand er nie in vollem Umfang zu seinen Stärken zurück, was angesichts der Gesamtsituation aber auch wahrlich kein einfaches Unterfangen war.
Center Izundu, der in der Gerüchteküche mit dem türkischen Club Galatasaray Istanbul in Verbindung gebracht wird, füllte die ihm zugedachte Rolle häufig aus. Allerdings leistete er sich zu oft zu viele Fouls und nahm sich auf diese Weise selbst aus dem Spiel. Nun sind die Verantwortlichen auf der Suche nach einem Nachfolger und einem Kollegen für Norris Agbakoko, den der sportliche Leiter Klaric zuletzt in der Pole-Position vor Izundu sah.
Ein Spieler, der 2023/2024 nachverpflichtet wurde, läuft auch zukünftig für die EWE Baskets auf: Artur Konontsuk. Der Este erspielte sich bei den Fans viel Kredit: mit großer Einsatzbereitschaft, inspirierender Beteiligung am Offensivspiel und verlässlicher Reboundarbeit. Der erst 24-Jährige dürfte sein Potenzial noch längst nicht zur vollen Entfaltung gebracht haben; es wird spannend zu beobachten sein, wie er zukünftig in Erscheinung treten wird, wenn er die komplette Saisonvorbereitung absolviert. Ob die Tatsache, dass man ihn ebenso wie seinen neuen Forward-Kollegen Hinrichs als grundsolide einstufen darf, unter dem Strich zum Problem werden könnte, muss die Realität auf dem Spielfeld zeigen.
Last but not least gibt es die Gerüchteküche, in der es wie üblich zu dieser Zeit brodelt und zischt. Während man bei den Spielern, die einen laufenden Vertrag besitzen, in einigen Fällen wohl eher sicher davon ausgehen darf, dass sie auch 2024/2025 für die EWE Baskets auflaufen werden (Norris Agbakoko, Len Schoormann, Alen Pjanic), gibt es Fragezeichen rund um Charles Manning Jr. und DeWayne Russell. Das hat bei Letzterem auch damit zu tun, dass die Spekulationen um eine Vertragsverlängerung mit Geno Crandall und einen eventuellen Zugang Justin Jaworski nicht unbedingt darauf hindeuten, dass dann auch noch Platz für Russell wäre. Offizielles zu diesen Personalien steht derweil noch aus.
Was auch für weitere Akteure gilt, die keinen laufenden Kontrakt mehr besitzen: Max DiLeo, Brekkott Chapman, Chaundee Brown Jr., Kenny Ogbe und Lukas Wank. Die Gerüchteküche darf offenkundig noch einen Moment brodeln.
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Zu meinem Basketball-Background: Als wenig erfolgreicher Spieler hatte ich lange Zeit großes Interesse am aktiven Tun, allerdings beschränkt sich meine Liebe zu diesem Sport inzwischen auf die Besuche in den Hallen und Arenen und die entsprechende Arbeit an der Tastatur. Von 2004 bis 2014 habe ich die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit der EWE Baskets Oldenburg geleitet, seitdem beschäftige ich mich mit dem Club im Speziellen und dem Basketball im Allgemeinen als freier Journalist – unter anderem für die easyCredit Basketball Bundesliga, als Kolumnist für das Delmenhorster Kreisblatt oder in diesem Blog. Was ich sonst noch so mache: hier entlang.