Torben Rosenbohm

Freier Journalist aus Oldenburg

Mittelfeldplatz beschert EWE Baskets Mehrarbeit

Der Umstand, dass die EWE Baskets Oldenburg bereits an diesem Wochenende in den Pflichtspielbetrieb eingreifen müssen, zeigt zunächst einmal: In der vergangenen Saison ist einiges schiefgelaufen. Denn in der ersten Runde um den BBL Pokal dürfen die acht Besten der vorherigen Spielzeit aus der easyCredit Basketball Bundesliga interessiert zuschauen. Alle Clubs ab Rang neun hingegen müssen die Basketballschuhe schnüren und sich schon Mitte September auf Wettkampflevel messen.

Während also ein Teil der Konkurrenz noch eine Woche länger an der passenden Form zum Bundesligaauftakt feilen darf, müssen unter anderem die EWE Baskets vom 13. bis 15. September um den Einzug in die zweite Runde kämpfen. Das Los bescherte den Niedersachsen einerseits eine lange Reise, andererseits ein Gastspiel bei einem Team aus der ProA, das 2023/2024 noch zum Kreis der ersten Liga gezählt hatte: Am Samstag müssen die Schützlinge von Trainer Pedro Calles bei den Tigers Tübingen ran (Teamfoto oben: Dennis Duddek). Dem Sieger winkt in Runde zwei ein Gastspiel in Trier oder Frankfurt.

Der Ernst des Sportlerlebens

Das abschließende Testspiel der umformierten EWE Baskets bot am vergangenen Sonntag ausreichend Anlass, um der Aufgabe im Schwäbischen mit Selbstvertrauen entgegenzusehen. Taten sich die Oldenburger vier Tage zuvor gegen die Telekom Baskets Bonn über weite Strecken noch ausgesprochen schwer, die notwendige Form abzurufen (75:80), sah es beim Höhepunkt des jährlichen Fan Days gegen die Veolia Towers Hamburg deutlich besser aus. Das 115:88 war sehenswert und senkte bei vielen Fans die unterschwellige Nervosität ein ordentliches Stück herab.

Vorbereitung und Ernst des Sportlerlebens sind aber bekanntlich zwei unterschiedliche Welten, und so werden Neu-Kapitän Geno Crandall und seine Kollegen in Tübingen trotz der überdeutlichen Favoritenstellung eine tadellose Einstellung abrufen müssen, um eine unliebsame Überraschung zu vermeiden. Ein Aus beim Zweitligisten würde sich verheerend auf die Stimmungslage auswirken, nach der abgelaufenen Saison schauen bei den Oldenburgern gewiss alle sehr genau hin.

Rund 700 Buskilometer müssen die Profis der EWE Baskets zurücklegen; nicht nur sportlich liegt eine große Distanz zwischen den beiden Städten. Bei den Tübingern ging in der Vorsaison noch deutlich mehr schief als bei den Oldenburgern, die Mannschaft vermochte im Grunde nur zu Beginn der Spielzeit als Neuling phasenweise zu überzeugen. Später reihte sich Niederlage an Niederlage, sodass unter dem Strich nahezu zwangsläufig auf den Aufstieg gleich wieder der Abstieg folgte.

Massiver Umbruch

Der Absturz in die ProA hatte vor allem personell massive Folgen. Headcoach Danny Jansson wechselte zu den MLP Academics Heidelberg und nahm gleich Mateo Seric und Erol Ersek mit. Im Kader blieb fast nichts beim Alten, einzig Till-Joscha Jönke aus der festen Rotation gehört den Tigers weiter an. Der neue Headcoach Domenik Reinboth stand bereits kurz nach dem Saisonende fest und bekam die kniffelige Aufgabe übertragen, ein nahezu vollständig neues Team zusammenzustellen. Davor war er als Nachwuchskoordinator bei den NINERS Chemnitz aktiv.

Die Tigers setzen zum Saisonstart auf vier ausländische Profis, die bereits zuvor in Europa ihr Geld verdienten. Der Lette Ričards Vanags (Forward/Center, Jahrgang 2002) beispielsweise durchlief in seiner Jugend die U16-, U19- und U20-Nationalmannschaft seines Heimatlandes und war zuletzt bei Rigas Zelli (Lettland) beschäftigt. Ebenfalls als Forward und Center im Einsatz ist Samuel Idowu (Jahrgang 1997), der neben einem US-amerikanischen auch einen britischen Pass besitzt. Vor seinem Wechsel nach Tübingen ging er für Leicester Riders (Großbritannien) auf Korbjagd. Bei den Guards setzt Headcoach Reinboth auf zwei US-Amerikaner: Miles Tention (Jahrgang 1999) kam aus Griechenland, Kenny Cooper (1998) aus Georgien.

In den Testspielen zeigten die Tigers, bei denen in Vincent Neugebauer ein gebürtiger Oldenburger mitwirkt, ordentliche Leistungen und siegten bei fünf Vergleichen viermal. Dabei bekamen sie allerdings im Zuge ihrer einzigen Niederlage auch deutlich die Grenzen aufgezeigt: Beim Falcons Cup in Nürnberg unterlag die neu formierte Mannschaft dem schweizerischen Erstligisten Fribourg Olympic mit 65:98. Trainer Reinboth resümierte: „Das war eine lehrreiche Niederlage für uns, aus der wir hoffentlich viel lernen können.“

Schonung auf beiden Seiten

Tübingen schonte beim abschließenden Vorbereitungsspiel gegen ProA-Konkurrent Nürnberg (82:55) erneut Aufbauspieler Cooper, „um einen Einsatz am Samstag im BBL Pokal gegen die EWE Baskets Oldenburg nicht unnötig zu gefährden“, wie es auf der Clubwebsite heißt. Schonung war derweil auch bei drei Oldenburgern angesagt: Beim Fan Day schaute Max DiLeo erneut nur zu, Mathis Dossou-Yovo war immerhin theoretisch in spielfähigem Outfit unterwegs (ohne allerdings eingesetzt zu werden), und Kyle Rode pausierte nach einem Trainingsunfall. Hinter dem Trio steht demzufolge vor dem Gastspiel in Tübingen ebenso ein Fragezeichen wie hinter Norris Agbakoko, zu dem es offiziell noch keine Neuigkeiten gibt.

Bei allem Respekt vor schwer auszurechnenden Tigers: Die EWE Baskets Oldenburg sind am Samstag klarer Favorit in der Paul-Horn-Arena (Tipoff 18:30 Uhr, live bei Dyn). Nur eine Woche später geht es dann auch in der easyCredit BBL los: Am Samstag, 21. September (18:30 Uhr), treffen die Niedersachsen auf die MLP Academics Heidelberg mit dem vorherigen Tigers-Trainer Danny Jansson.

Der Kader der Tigers Tübingen: Kenny Cooper (Guard), Marvin Heckel (Guard), Till-Joscha Jönke (Guard), Philip Hecker (Guard), Miles Tention (Guard), Silas Oriane (Guard/Forward), Joshua Schwaibold (Forward), Melkisedek Moreaux (Forward), Jonas Niedermanner (Forward), Ričards Vanags (Forward/Center), Vincent Neugebauer (Forward/Center/in Oldenburg geboren), Samuel Idowu (Center/Forward).

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Zu meinem Basketball-Background: Als wenig erfolgreicher Spieler hatte ich lange Zeit großes Interesse am aktiven Tun, allerdings beschränkt sich meine Liebe zu diesem Sport inzwischen auf die Besuche in den Hallen und Arenen und die entsprechende Arbeit an der Tastatur. Von 2004 bis 2014 habe ich die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit der EWE Baskets Oldenburg geleitet, seitdem beschäftige ich mich mit dem Club im Speziellen und dem Basketball im Allgemeinen als freier Journalist – unter anderem für die easyCredit Basketball Bundesliga, als Kolumnist für das Delmenhorster Kreisblatt oder in diesem Blog. Was ich sonst noch so mache: hier entlang.