Torben Rosenbohm

Freier Journalist aus Oldenburg

Oldenburg zu Gast in Bamberg: Aus einem Angst- wurde ein Wunschgegner

Ob der Auswärtsknoten bei den EWE Baskets Oldenburg nach dem ersten Erfolg in der Fremde nun tatsächlich geplatzt ist, könnte sich schon an diesem Sonntag zeigen. Das Gastspiel bei den Bamberg Baskets (formerly known as Brose Bamberg) soll für die Niedersachsen vor der dreiwöchigen Pflichtspielpause zumindest den nächsten Stimmungsaufheller liefern. Die Chancen stehen mit Blick auf die jüngere Geschichte dieses Duells alles andere als schlecht: Die EWE Baskets dominieren den Vergleich seit Jahren – und das sogar überdeutlich.

Das war auch schon mal vollkommen anders.

Von den ersten neun Duellen nach dem Oldenburger Aufstieg im Jahr 2000 gewannen die Norddeutschen gerade einmal eines. Gruselig wurde es aus Sicht der EWE Baskets auch von April 2004 bis Februar 2008, als Bamberg sich in 14 Spielen satte 13-mal durchsetzen konnte.

Und auch danach war das Aufeinandertreffen von großen Wellenbewegungen geprägt. 2008 und 2009 gelangen unter Headcoach Predrag Krunic zwei Oldenburger Erfolge in Playoffserien, einmal im Viertel- (3:1) und einmal im Halbfinale (3:0). Der Trend hatte sich umgedreht, allerdings nicht für länger – zwischen Dezember 2010 und Dezember 2013 kassierten die EWE Baskets gegen Bamberg zehn Niederlagen in Serie.

Markante Begegnungen auf dem gemeinsamen Weg durch die Basketball-Bundesliga gab es auch in der Folge immer wieder, unter anderem in einer packenden Finalserie 2013, die zwar mit 3:0 an Bamberg ging, in der die Oldenburger aber in der Gesamtbilanz der drei Spiele gerade einmal sieben Pünktchen schlechter waren; ohne den verletzten Rickey Paulding übrigens. Unvergessen ist das Pokalfinale 2015, als Mladen Drijencic mit den EWE Baskets kurz nach der Amtsübernahme den Titel nach Oldenburg holte. 2017 schließlich bezwang Bamberg die Niedersachsen erneut im Playoff-Finale mit 3:0 – dieses Mal mit satten 66 Zählern Distanz …

Seit Dezember 2017 und damit immerhin seit über sieben Jahren allerdings beißen sich die Bamberger an den EWE Baskets fast durchgehend die Zähne aus. 16 Spiele gab es in diesem Zeitraum, 14 davon gingen an Oldenburg. Der einstige Angstgegner als Wunschgegner? Die Zahlen sprechen dafür.

Diese Entwicklung zeigt aber auch: Die Glanzzeiten der Bamberger sind (vorerst) vorbei. Prägten zwischen 2001 und 2018 gerade einmal drei Trainer jeweils eine Ära (Dirk Bauermann, Chris Fleming, Andrea Trinchieri), ist der Club seitdem beständig auf der Suche nach neuer Kontinuität. Seit 2018 gab es gleich acht Übungsleiter. Und auch die Zeit der Titel liegt inzwischen ein wenig zurück: Zwischen 2005 und 2017 gelangen neun Meisterschaften, 2019 feierten die Franken den letzten Pokalsieg.

Gelingt es Anton Gavel, in Bamberg eine neue Ära einzuläuten? Bild: Ulf Duda/fotoduda.de

Mit der Verpflichtung des Ulmer Meistertrainers und ehemaligen Bamberger Spielers Anton Gavel sollte im vergangenen Sommer eine neue Zeitrechnung beginnen. Zaubern kann „Tonno“ allerdings nicht, zumal die finanziellen Voraussetzungen auch nicht mehr mit denen aus den besten Tagen mithalten können.

Vor dem Duell mit Oldenburg kann sich die Bilanz zumindest in Teilen sehen lassen: Gavel hat die Mannschaft ins TOP FOUR um den BBL Pokal geführt (15./16. Februar) und steht in der European North Basketball League, einem recht jungen europäischen Wettbewerb, nach 7:1-Siegen in der Gruppenphase souverän in den Playoffs. Hier geht es gegen den polnischen Vertreter Dziki Warszawa weiter. In der easyCredit Basketball Bundesliga wiederum ist die Situation als durchaus angespannt zu bewerten: Eine Ausbeute von 7:10-Siegen ist aktuell gleichbedeutend mit dem 14. Tabellenplatz, und im Rennen um eine Play-In-Position in einer ausgesprochen engen Liga dürfen sich die Bamberger nicht mehr allzu viele Rückschläge erlauben.

Da das auch für die EWE Baskets gilt (9:9, 11. Platz), markiert das Aufeinandertreffen in der Brose Arena einen wichtigen Schlagabtausch. Beide Teams verschafften sich zuletzt Selbstvertrauen; die Oldenburger durch ihren ersten Auswärtssieg (112:102 in Würzburg), die Bamberger zunächst durch ein deutliches 87:69 gegen den SYNTAINICS MBC und ein ungefährdetes 74:60 bei den Fyllingen Lions aus Norwegen.

Trainer Gavel kann sich in der Offensive vor allem auf die jeweils zweistellig punktenden Ronaldo Segu (14,4 Punkte pro Spiel), Noah Locke (13,0), Ibrahim Watson-Boye (11,5; spielte am College in Michigan 2017/2018 in 23 Spielen zusammen mit Oldenburgs Eli Brooks), KeyShawn Feazell (10,4) und Filip Stanic (10,3 Punkte, 7,4 Rebounds) verlassen. Stanic, der 2020 viermal im Trikot der EWE Baskets aufgelaufen ist, hat sich zu einem der besten deutschen Center in der Liga entwickelt. Außer Stanic haben auch Kevin Wohlrath und Karsten Tadda eine Oldenburger Vergangenheit; beide haben aufgrund von Verletzungen allerdings jeweils seit dem 12. Januar nicht mehr ins Geschehen eingreifen können. MaCio Teague, der 2022/2023 15 Ligaspiele für Oldenburg bestritt, hat Bamberg nach seinem befristeten Engagement Anfang Januar wieder verlassen.

Ob die Oldenburger sich unterdessen auf die anstehende Pause freuen? Das ist zumindest fraglich, denn die erfolgreichen Auftritte gegen Berlin und in Würzburg haben gezeigt, dass das Zusammenspiel aus Mannschaft und Trainer Drijencic zunehmend Früchte trägt. Neu geweckte Emotionen sind unübersehbar, ein Plus an Spielfreude ebenso. Und nach den Abgängen von Mathis Dossou-Yovo und Ty Nichols sowie der Verpflichtung von Mouhamed Barro als zusätzlichem Big Man scheinen die Kader-Fronten geklärt – mit nur noch einem kleinen Fragezeichen, denn der Vertrag von Aleksandar Zecevic läuft dieser Tage aus. Ein vorsichtiger Tipp zum Schluss: Der Serbe dürfte an Bord bleiben.


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Zu meinem Basketball-Background: Als wenig erfolgreicher Spieler hatte ich lange Zeit großes Interesse am aktiven Tun, allerdings beschränkt sich meine Liebe zu diesem Sport inzwischen auf die Besuche in den Hallen und Arenen und die entsprechende Arbeit an der Tastatur. Von 2004 bis 2014 habe ich die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit der EWE Baskets Oldenburg geleitet, seitdem beschäftige ich mich mit dem Club im Speziellen und dem Basketball im Allgemeinen als freier Journalist – unter anderem als redaktioneller Mitarbeiter für die easyCredit Basketball Bundesliga, als gelegentlicher Experte am Mikro bei den EWE Baskets oder in diesem Blog. Was ich sonst noch so mache: hier entlang.