Torben Rosenbohm

Freier Journalist aus Oldenburg

Ende einer Ära bei den EWE Baskets: Hermann Schüller gibt Geschäftsführung ab (und bleibt doch an Bord)

Als Rickey Paulding 2022 sein letztes Spiel für die EWE Baskets Oldenburg absolvierte, war ein viel zitiertes Motto uneingeschränkt angemessen. „Ende einer Ära“ heißt es zwar häufiger, aber in diesem Fall passte es perfekt. Der US-Amerikaner hatte 15 Jahre lang für den Basketball-Bundesligisten gespielt und in dieser Zeit eine Meisterschaft und einen Pokal mit dem Club gewonnen. Anderthalb Jahrzehnte war er das Gesicht des Clubs.

Jetzt geht bei den EWE Baskets eine weitere Ära zu Ende: Hermann Schüller hat erklärt, seinen (ehrenamtlichen) Posten als geschäftsführender Gesellschafter Ende Juni 2025 abzugeben. Und wenn schon bei Paulding viele explizit betonten, dass sie sich den Club ohne ihre Nummer 23 kaum vorstellen können, muss das beim 72-jährigen Schüller in noch größerem Maße gelten: Seit 1995 stand er in der Verantwortung bei der jeweils ligahöchsten Mannschaft in Oldenburg. Zunächst beim BC Oldenburg/Westerstede, dann unter der Flagge des Oldenburger TB, schließlich ab 2001 und damit nach der Umbenennung bei den EWE Baskets Oldenburg.

30 Jahre? Keine Frage: eine Ära.

Es gab im Spitzenbasketball in Oldenburg über die Jahrzehnte einige bemerkenswerte Wegmarken. Um nur einige zu nennen: Da war der umjubelte Aufstieg im Jahr 2000, als Schüllers beharrlich verfolgte Vision von einer Rückkehr in die Beletage Wirklichkeit wurde (zur Erinnerung: Es gab schon zuvor Oldenburger Ausflüge in die erste Liga, allerdings nie von größerer Dauer). Es folgten die erste Playoffteilnahme 2003, die Eröffnung der kleinen (2005) und später der großen EWE Arena (2013), die Meisterschaft 2009, der Pokalsieg 2015, die emotionale Verabschiedung von Club-Legende Paulding 2022. Stets mittendrin: Hermann Schüller.

Hermann Schüller, hier mit Club-Legende Rickey Paulding und dem zukünftigen Geschäftsführer Sport Srdjan Klaric. Bild: Ulf Duda/fotoduda.de

Und nun: die Weitergabe der Geschäftsführer-Aufgabe an seinen Nachfolger Christian Andresen, ohne viel Aufhebens per Pressemitteilung verkündet, und an Srdjan Klaric, noch Leiter Sport und bald Geschäftsführer Sport.

Gewiss verlief in den inzwischen 25 Jahren der Erstligazugehörigkeit der EWE Baskets Oldenburg und auch schon in den Jahren davor nicht alles reibungslos. Aber: Es steht uneingeschränkt fest, dass die Etablierung des Clubs als feste Größe in der BBL sehr eng mit dem Namen Hermann Schüller verbunden ist.

Der leidenschaftliche Unternehmer, der 1977 das Glaszentrum Westerstede aus der Taufe hob sowie 1997 die Semco-Gruppe in Westerstede mitgründete und dort bis heute als geschäftsführender Gesellschafter tätig ist, kann selbst auf eine aktive Basketballlaufbahn zurückblicken: Unter anderem spielte er in den 1970er Jahren als Point Guard beim FC Bayern München. 1995 sorgte er mit dafür, dass die Basketballabteilungen der TSG Westerstede (Schüller war hier zuvor in verschiedenen Funktionen aktiv) und des Oldenburger Turnerbundes fortan als BC Oldenburg/Westerstede antraten, inklusive wechselnder Austragungsorte.

Gemeinsames Ziel der Ammerländer und der Oldenburger: der Aufstieg in die Basketball-Bundesliga.

Das klappte nicht auf Anhieb, allerdings blieb Schüller konsequent beharrlich. Das BC-Konstrukt wurde rasch wieder verworfen, unter dem Namen Oldenburger TB und unter Regie von Schüller und dem ebenfalls über Jahrzehnte unermüdlichen Gerold Lange, der 2011 als Geschäftsführer ausschied und 2022 verstarb, gelang dann im Jahr 2000 der ersehnte Sprung in die Eliteklasse. Schüller und Lange hatten zuvor die Baskets GmbH & Co. KG gegründet und damit den wirtschaftlichen und organisatorischen Grundstein gelegt. Als Eintagsfliege wollten sie keinesfalls enden.

Hermann Schüller gab sich zu keinem Zeitpunkt mit dem Status quo zufrieden; weder in seinem Unternehmen noch in Sachen Profibasketball. Er trieb die Sponsorensuche voran, warb immer und überall für den Basketballsport in Oldenburg und umzu und erkannte fortwährend Wachstumspotenziale. Als der Bau der großen EWE Arena beschlossen wurde, sah er die Gelegenheit, den Umzug in das weit größere Umfeld in Angriff zu nehmen.

Die Ära Calles endete vorzeitig. Gelingt mit dem zukünftigen Trainer eine neue? Eine der vielen Fragen, die sich auch Hermann Schüllers Nachfolger stellen müssen. Bild: Ulf Duda/fotoduda.de

Einsatz, Widerstandsfähigkeit, unternehmerisches Denken: Die EWE Baskets profitierten von diesen Qualitäten. Das Wachstum hat er noch immer im Blick: Er setzte sich zuletzt entschlossen dafür ein, die Kapazität der seit mittlerweile 37-mal in Folge ausverkauften EWE Arena so gut es geht zu erweitern. Aktuell finden dort 6.200 Menschen Platz.

Es ist keine allzu gewagte These, wenn man konstatiert: Ohne Hermann Schüller hätten sich die EWE Baskets Oldenburg nicht zu einer solch anerkannten Adresse des deutschen Basketballs entwickelt.

Und auch 2025, im Jahr der jetzt erklärten Stabübergabe, steht ein weiterer Meilenstein an: die Eröffnung des Rickey Paulding Junior Centers samt neuer Dreifeldhalle. Initiator des Ganzen: Hermann Schüller. Er setzte sich in den vergangenen Jahren vehement dafür ein, den Spaß am Basketball vermehrt auch den Jüngsten nahezubringen. Bestes Beispiel: Das BASKita-Projekt, in dem in der gesamten Region schon die Kleinsten in Kindergärten und Kitas mit dem Basketball in Kontakt kommen.

Und nun?

Den perfekten Zeitpunkt für einen Wechsel an solch exponierter Stelle zu definieren, fällt gemeinhin nicht leicht. Und doch beschlich den geneigten Beobachter zuletzt das Gefühl, dass der Club durchaus einmal frische Impulse von außen gebrauchen kann. Sportlich läuft es seit dem Ende der Ära Paulding eher unrund; schon in der letzten Saison mit Rickey stand der Kampf um den Klassenerhalt im Mittelpunkt, aktuell droht binnen vier Jahren die dritte Spielzeit ohne Playoffs.

Ab Mai neuer Geschäftsführer: Christian Andresen. Bild: Ulf Duda/fotoduda.de

Die Herausforderung ist daher eine durchaus gewaltige. Der neue hauptamtliche Geschäftsführer, Christian Andresen, der von der Bünting AG kommt und im Mai startet, bringt nicht annähernd die Basketballerfahrung mit wie sein Vorgänger. Und auf Srdjan Klaric, zuvor Leiter Sport und ab Mai Geschäftsführer Sport, lastet demzufolge eher noch mehr sportliche Verantwortung als ohnehin schon. Auch Klaric übrigens befindet sich inmitten einer Ära: 2008 wurde er Assistenztrainer im Profiteam, seitdem ist er im Profibereich der EWE Baskets tätig.

Es lässt sich nicht verhehlen: Die Resultate und Entwicklungen der vergangenen Jahre rücken seinen Verantwortungsbereich vermehrt in den Fokus. Spannend wird mittelfristig vor allem sein, wen die Oldenburger als neuen Headcoach präsentieren. Diese Entscheidung ist von elementarer Bedeutung für die erhoffte Rückkehr ins vordere Liga-Drittel – im günstigsten Fall markiert sie den Beginn einer neuen Ära.

Gänzlich verabschiedet sich Hermann Schüller derweil nicht von den Baskets: Er wird Gesellschafter bleiben und gerade im Baskets4Life e.V., in dem die sozialen Projekte im Nachwuchsbereich gebündelt sind, weiterhin eine führende Rolle einnehmen – und dabei gewiss das stete Wachstum fest im Blick haben. Ein Verharren im Status quo ist seine Sache nicht.


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Zu meinem Basketball-Background: Als wenig erfolgreicher Spieler hatte ich lange Zeit großes Interesse am aktiven Tun, allerdings beschränkt sich meine Liebe zu diesem Sport inzwischen auf die Besuche in den Hallen und Arenen und die entsprechende Arbeit an der Tastatur. Von 2004 bis 2014 habe ich die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit der EWE Baskets Oldenburg geleitet, seitdem beschäftige ich mich mit dem Club im Speziellen und dem Basketball im Allgemeinen als freier Journalist – unter anderem als redaktioneller Mitarbeiter für die easyCredit Basketball Bundesliga, als gelegentlicher Experte am Mikro bei den EWE Baskets oder in diesem Blog. Was ich sonst noch so mache: hier entlang.


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