Torben Rosenbohm

Freier Journalist aus Oldenburg

Alles Max? Von wegen!

Es war ein wilder Wirbel, in dem der SYNTAINICS MBC am späten Samstagabend in Oldenburg unterging. Während die Gäste mit zunehmender Verzweiflung und schließlich ganz und gar vergeblich nach dem Schlüssel zur Partie suchten, begeisterten die EWE Baskets ihre Fans mit einer kraftvollen Defensiv- und unwiderstehlichen Offensivleistung. Das 108:68 in der easyCredit Basketball Bundesliga fiel am Ende nicht übertrieben hoch, sondern angesichts des Spielverlaufs absolut angemessen aus.

Gewiss war der MBC, der sich in den vergangenen Wochen in deutlich ansteigender Form präsentiert hatte, durch die Ausfälle von Kris Clyburn und Mario Ihring geschwächt. Aber auch die Oldenburger konnten nicht in Bestbesetzung antreten: Kenny Ogbe fiel (einmal mehr) verletzt aus, Rihards Lomazs musste nach nur fünf Spielminuten passen und Max DiLeo kam, obzwar im Trikot steckend, gar nicht zum Einsatz.

Drei Erkenntnisse strahlten aus dem überdeutlichen Sieg heraus:

Erstens: Es gibt ein defensives Leben abseits von Max DiLeo. Die eingesetzten Oldenburger gingen gegen das Team aus Weißenfels mit einer derart leidenschaftlichen Verteidigung zu Werke, dass man nur staunen konnte. Sie vermittelten den 6.000 Zuschauern in der einmal mehr ausverkauften Arena das Gefühl: Schaut her, wir können auch ohne unseren Anführer Max beherzt zupacken. Der MBC war dieser Entschlossenheit praktisch zu keinem Zeitpunkt gewachsen, sieht man von wenigen ausgeglichenen Momenten in der ersten Halbzeit einmal ab.

Fritz Hemschemeier hatte an der Seite seiner Kollegen (hier DeWayne Russell) Spaß bei der Arbeit. Bild: Ulf Duda/fotoduda.de

Zweitens: Es gibt deutsche Spieler im erweiterten Kader, denen man durchaus einige Spielminuten zutrauen darf. Einerseits freuten sich alle in der Arena über die Rückkehr von Center Norris Agbakoko, der lange verletzt pausieren musste und zuletzt nach dem gemeinsamen Aufwärmen 40 Spielminuten lang die Bank drückte. Dazu gesellten sich in Fritz Hemschemeier und Joel Harms zwei Youngster, die gewöhnlich im Regionalliga-Team der EWE Baskets Juniors / TSG Westerstede zum Einsatz kommen. Vor allem Hemschemeier, dessen Bruder Peter bei der BG Göttingen spielt, durfte gut 15 Minuten lang mitwirken und hinterließ, obwohl er punktlos blieb, einen mutmachenden Eindruck.

Drittens: Es gibt in diesem Team die Fähigkeit, ein Spiel konsequent zu einem guten Ende zu bringen. Allzu oft hatten die Oldenburger in dieser Saison eine durchaus komfortable Ausgangslage binnen weniger Momente aus den Händen gegeben und unnötig Spannung aufkommen lassen. Ganz anders lief es gegen den MBC: Als die Halbzeitführung knapp zweistellig war, gaben sie in der Folge weiter Gas und erhöhten auf eine Differenz von 20 Punkten. Später war die Marke von 30 erreicht – und die Spieler entwickelten den Ehrgeiz, einfach munter weiterzumachen. Bis zum allerletzten Ballbesitz führten sie diese Vorgehensweise, sehr zum Frust des Ex-Oldenburgers Martin Breunig, fort und verdienten sich das 108:68 nach Kräften.

Zehn Siege, fünf Niederlagen: Es gibt schlechtere Ausgangspositionen, um ins Finale der Hinrunde einzusteigen. Allerdings stehen die Schützlinge von Trainer Pedro Calles nun vor zwei sehr hohen Hürden. Am Samstag treten sie bei den Telekom Baskets Bonn an, die mit 13:2 Siegen ganz oben mit dabei sind, und am 28. Januar gastieren sie bei den MHP RIESEN Ludwigsburg, die später Halbfinalgegner im Pokal sein werden. Für die Oldenburger zwei echte Härtetests vor dem TOP FOUR in heimischer Halle.