Torben Rosenbohm

Freier Journalist aus Oldenburg

Ein Kurzzeit-Oldenburger in der NBA: Anthony Black verzückt (nicht nur) Vater Terry

Im August 2003 vermeldeten die EWE Baskets Oldenburg einen Neuzugang für ihr Team: Terry Black. Der US-Amerikaner sollte vor allem die Defensivarbeit des Teams in der ersten Saison unter dem neuen Trainer Don Beck prägen. Aufgespürt hatten ihn die Verantwortlichen in der Summer League der NBA, wo große Träume reifen (und oft genug zerplatzen).

In die NBA hat es der heute 44-Jährige, wie so viele, nie geschafft. Das unterscheidet ihn von seinem Sohn Anthony, denn der war jetzt im mit Spannung erwarteten Draft in New York dabei. Schon an sechster Stelle in der ersten Runde wurde sein Name aufgerufen: Der 19-Jährige (Bild oben: Arkansas Razorbacks) wurde am Donnerstag von den Orlando Magic ausgewählt, wo auch die beiden deutschen Nationalspieler Franz und Moritz Wagner spielen. Der Draft 2023 hatte schon vorab für viel Aufsehen gesorgt: Zum einen rankten sich die ganz großen Geschichten um Victor Wembanyama, das französische Supertalent, zum anderen waren da auch noch die beiden Brüder Amen und Ausar Thompson. Als sie untergekommen waren, folgte auch schon: Anthony Black. Willkommen auf der ganz großen Bühne.

Anthony Black hat eine (kurze) Oldenburger Vergangenheit. Geboren wurde er zwar am 20. Januar 2004 in den USA, später kam er aber mit seiner Mutter in die Huntestadt, wo Terry Black von 2003 bis 2005 und dann noch einmal 2006/2007 auf Körbejagd ging. Hier brillierte der athletische Guard/Forward nicht nur mit seiner tatsächlich starken Verteidigung, sondern auch mit diversen spektakulären Flugeinlagen. „Air Oldenburg“ lautete irgendwann sein Spitzname, und es war eine ganz besondere Freude, ihm beim scheinbar mühelosen Dunken zuzuschauen (außer, man stand als Gegner auf dem Parkett).

Sein Sohn Anthony hat eine bemerkenswerte Entwicklung hinter sich. Er zeigte schon früh großartige Leistungen – beim Fußball, beim Baseball und vor allem beim American Football. Hier hätte ihm wohl ebenfalls eine echte Chance auf eine Profikarriere gewinkt, doch entschied er sich (zum Glück, darf man getrost hinzufügen) letztlich für Basketball.

„Ich wusste immer, dass er alles hatte, was ich nicht hatte“, sagt Terry Black heute über seinen Sohn. „Und ich konnte neun Jahre lang spielen“, blickt er zurück. Sprich: Dass Anthony möglicherweise eine noch größere Zukunft bevorstand als Terry, war für den Vater rasch klar. Da er konsequent seinen Entwicklungsprozess durchlaufen habe, sei der Erfolg fast zwangsläufig, so Terry Black, der in Dallas lebt.

Terry Black imponierte in Oldenburg mit seiner Verteidigung und seinen Flugkünsten. Bild: EWE Baskets

Dieser Prozess hat seinen Sohn im College-Team der Arkansas Razorbacks in eine tragende Rolle geführt. Anthony Black ist Point Guard und verfügt über eine Physis, die für Spieler auf dieser Position keine Selbstverständlichkeit ist. Gewiss profitiert er auch von seinen Erfahrungen im Football, wo es entschieden robust zugeht. Gute Voraussetzungen, um in der NBA nicht widerstandslos herumgeschubst zu werden.

Für Terry Black verlief die Zeit in Oldenburg, wo ihn die Fans bei einer Abstimmung ins „All-Second-Team“ wählten, übrigens wechselhaft. Während sein erstes Engagement von 2003 bis 2005 jeweils in den Playoffs endete und die EWE Baskets vom Image des Abstiegskandidaten fortführte, ging das Comeback 2006/2007 nach hinten los. Nach einer halben Saison als Nachverpflichtung im Trikot der Telekom Baskets Bonn (2005/2006) war er nach Oldenburg zurückgekehrt, doch verpasste ein Team voller Talent (unter anderem waren Desmond Penigar, D’Or Fischer und Dan Grunfeld Teil des Ganzen) die Meisterrunde, Coach Don Beck musste das Feld räumen.

Terry Black ging noch ein Jahr in Finnland auf Punktejagd, für Sohn Anthony geht die große Reise jetzt erst richtig los. Der väterliche Ratschlag an den Nachwuchs? „Gib dich niemals zufrieden und halte den Kreis um dich herum klein.“ Es wird spannend zu beobachten sein, wie sich der einstmals kleine Junge, der seinem Dad fasziniert am Spielfeldrand – unter anderem in Oldenburg – zugeschaut hat, nun in der besten Liga der Welt schlagen wird. Nicht nur die Fans der EWE Baskets, die Terry einst zujubelten, werden bei seinem Sprössling genau hinsehen.


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