Zugegeben: Ganz verarbeitet sind all die Eindrücke von der Basketball-Weltmeisterschaft noch längst nicht. Was dort in relativ kurzer Zeit alles über die Bildschirme lief, war noch gar nicht vollumfänglich (be)greifbar. Große Momente, große Spiele, Zitterphasen und schließlich Gold für Deutschland: Fans dieser Sportart kamen voll auf ihre Kosten.
Nach den Festspielen im globalen Maßstab richtet sich der Blick jetzt wieder auf die nationalen Herausforderungen. Denn: In dieser Woche steigen (endlich) die ersten Pflichtspiele mit Bundesliga-Beteiligung. In der ersten Runde des BBL Pokals (ob der noch einen Sponsorenzusatz bekommen wird?) mischen dabei nicht nur acht Erstligisten der Vorsaison plus die beiden Absteiger mit, sondern auch die besten sechs ProA-Teams der Spielzeit 2022/2023. Eine gleichermaßen gelungene wie überfällige Neuerung in meinen Augen.
Eine Woche später geht es dann auch in der easyCredit Basketball Bundesliga weiter. Die EWE Baskets, die im Pokal erst im Achtelfinale Mitte Oktober (und dort auswärts ausgerechnet beim Titelverteidiger Bayern München) gefordert sind, gastieren zum Start bei den Basketball Löwen Braunschweig.
Kurz vor dem ersten Tipoff gilt: Es ist Zeit, ein paar persönliche Erwartungen an die neue Saison zu formulieren. Und die gehen los mit einem Blick auf …
… den BBL Pokal: Es gibt einige Duelle, die auch aus Oldenburger Sicht mit Spannung zu erwarten sind. Gleich zum Auftakt trifft Ex-Coach Mladen Drijencic am Freitagabend mit seinem Club BBC Bayreuth daheim auf die MLP Academics Heidelberg. Setzt der fränkische BBL-Absteiger gegen Heidelberg um Rückkehrer und Ex-Nationalspieler Paul Zipser gleich ein kraftvolles Zeichen?
Spannend wird es gewiss auch zwischen RASTA Vechta und den ROSTOCK SEAWOLVES. Der Neuling, der beim Fan Day die Laune der Oldenburger Fans mit einem 94:81 vorübergehend trübte, empfängt den Aufsteiger des Vorjahres, bei dem der Ex-Oldenburger Christian Held (Bild oben: Ulf Duda/fotoduda.de) als Trainer in seine zweite BBL-Saison geht.
Und dann gibt es ja auch noch das Duell der Artland Dragons gegen die Bamberg Baskets (die heißen jetzt so). Der einstige BBL-Derbygegner Oldenburgs hat gewiss große Lust auf einen Überraschungscoup. Last but not least meldet sich Oldenburgs Meistertrainer Predrag Krunic nach einem Japan-Gastspiel zurück: Er gastiert mit dem SYNTAINICS MBC in Frankfurt.
Was erwarte ich also von dieser ersten Runde? Nun: Mindestens eine Überraschung wird es geben; allerdings würde insbesondere ein Erfolg von Vechta gegen Rostock nach den bisherigen Eindrücken der Preseason gar nicht mehr so überraschend erscheinen.
Und damit gelingt auch gleich die Überleitung zum zweiten Thema, das von gewissen Erwartungen gekennzeichnet ist: der neue TV-Rechte-Inhaber. Auf Magenta Sport folgt, zumindest in der BBL und im Pokal, DYN. Über das neue Bewegtbild-Zuhause der beiden nationalen Basketball-Wettbewerbe kann man ehrlicherweise noch nicht allzu viel sagen, denn das Projekt steht ganz am Anfang.
Was ich allerdings erwarte, das ist einerseits eine Aufwärmphase, in der gewiss nicht alles perfekt laufen wird. So viel Vorarbeit auch immer geleistet worden sein mag: Der Live-Betrieb lässt sich am Ende doch nicht vorab komplett simulieren. Was ich andererseits aber ebenso erwarte: ein professionelles Gesamtpaket, saubere technische Lösungen für möglichst viele Geräte – und vor allem Übertragungen, die das Niveau des Vorgängers mindestens erreichen. Denn was Magenta Sport Woche für Woche auf die Beine gestellt hat, war zwar auch nicht immer perfekt, aber in vielerlei Hinsicht (nicht nur für Basketball-Fans) überaus sehenswert. Die bisheriger Krönung war sicherlich die Basketball-WM. Das kritische Publikum wird sehr genau hinschauen.
Und die Bundesliga? Nun, hier müssen wir uns ohnehin noch eine Woche länger gedulden, aber grundsätzlich sehe ich es so: Der FC Bayern thront über allen anderen, dahinter rangeln Berlin, Oldenburg, Ulm und Bonn um die nächstbesten Plätze. Weitere Eindrücke (und Erwartungen) folgen in einem Club-Logo-Magneten-auf-BBL-Kühlschrank-Ranking in den Tagen vor dem ersten Spieltag.
Mehr Spannung dürfte übrigens durch die neuen Play-In-Spiele entstehen, denn ab dieser Saison müssen der Siebte und Achte in die Nachspielzeit, während der Neunte und Zehnte über den 34. Spieltag hinaus hoffen dürfen. Hier lauert viel Potenzial für große Geschichten. Gut so!
Schließlich gilt den EWE Baskets Oldenburg noch ein gesonderter Blick. Fakt ist: Das 81:94 beim Fan Day gegen Vechta war die vierte Testspielniederlage in Folge. Wenig überraschend war die Stimmung unter den fast 6.000 Fans (für einen Test eine bemerkenswerte Zahl) durchaus getrübt. Wir erinnern uns: Im Vorjahr gab es eine derbe Klatsche gegen Bonn, es folgte eine gute Saison mit einem vierten Platz nach der Hauptrunde.
Was das in der Saisonvorbereitung Erlebte nun bedeutet? Wir wissen es nicht!
Was es eher nicht bedeutet: Dass die Oldenburger mit großen Sorgenfalten in die Saison starten müssen.
Die durchaus reale Lücke insbesondere auf den deutschen Positionen haben die EWE Baskets durch die späte Verpflichtung von Ex-Nationalspieler Lukas Wank geschlossen. So überraschend die Verkündung beim gut besuchten Sponsorenabend in der EWE Arena erfolgt sein mag, so notwendig erschien diese Entscheidung letztlich doch. Da Alen Pjanic noch lange verletzt ausfallen wird, kamen die Verantwortlichen um eine Aufstockung des Kaders gar nicht herum.
Was die Nerven der aktuell in Teilen besorgten Fanschar ebenfalls beruhigen sollte: Die Arbeit von Headcoach Pedro Calles ist auf Entwicklung, Verbesserung und Optimierung ausgerichtet.
Daraus folgt meine – zumindest in dieser Phase – letzte Erwartung: Es wird ein nicht unkomplizierter Saisonstart für die Mannschaft, die aber nach aktueller Lage ein ernsthafter Anwärter auf das Heimrecht in der ersten Playoffrunde ist.
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