Torben Rosenbohm

Freier Journalist aus Oldenburg

Viele Zweifel (vorerst) beseitigt

Im Sport gibt es eine ausgeprägte Neigung zu raschen Urteilen, die – je nach Ergebnis – aber auch ebenso rasch wieder geändert werden. In diesem oft nur Schwarz und Weiß betrachtenden und Grautöne ausblendenden Muster geht es schnell ans Eingemachte.

Stoff für dezente Panik einerseits und große Hoffnungen andererseits lieferten auch die EWE Baskets Oldenburg in den vergangenen Wochen. Da waren zunächst die Auftritte gegen die Telekom Baskets Bonn in zwei Testspielen; eines daheim, eines in fremder Halle. Insbesondere das irritierende 70:104 beim sogenannten „PreSeason Fan Day“ sorgte bei den Fans der Norddeutschen für Unbehagen; zu frisch waren noch immer die Erinnerungen an eine zumindest phasenweise gruselige Vorsaison. Als auch das zweite Spiel gegen Bonn mit 75:96 in die Hose ging, mehrten sich die kritischen Stimmen.

Dann kam der Saisonauftakt.

Dank einer vor allem defensiv leidenschaftlichen Auftaktphase erspielten sich die Oldenburger in Crailsheim eine frühe und zwischenzeitlich hohe Führung und brachten beim 95:82 den ersten Sieg nach Hause. Drei Tage später folgte das Pflichtspieldebüt für Pedro Calles in der heimischen Arena, über 5000 Fans waren gegen Bayreuth dabei. Sie sahen ein hart umkämpftes, bis in die Schlussphase spannendes Spiel, in dem sich die EWE Baskets mit 76:72 durchsetzten. Unter den Augen von Rickey Paulding übrigens, der als Fan auf der Tribüne saß und den Akteuren auf dem Parkett viel Applaus schenkte.

„Ich hoffe, dass wir bald besser offensiv werden, aber die Defensive war sehr stark und mit ihr können wir auch so weitermachen.“

Trainer Pedro Calles nach dem Sieg gegen Bayreuth

Zwei Spiele, zwei Siege: Wo stehen die EWE Baskets nun? Grundsätzlich boten die beiden ersten Spiele viele Argumente dafür, dass die Fans sich eben nicht auf eine Saison wie die vorangegangene werden einstellen müssen. Gerade die Verteidigungsarbeit imponierte enorm, der neue Kapitän Max DiLeo ging mit allerbestem Beispiel voran. Was er an Einsatz und Intensität auf das Spielfeld bringt, ist bemerkenswert. Wer ihn an seinen vorherigen Stationen beobachtet hat, kann darüber aber eigentlich auch nicht überrascht sein. DiLeo ist immer bereit, uneingeschränkt alles zu geben, und steckt seine Teamkollegen mit dieser Einstellung an.

Owen Klassen wurde gegen Bayreuth disqualifiziert. Bild: Ulf Duda / fotoduda.de

Offensiv verfügen die Oldenburger über eine Vielzahl an Waffen, wenngleich gegen Bayreuth die Arbeit unter den Körben frühzeitig dadurch behindert wurde, dass in Owen Klassen ein elementarer Baustein der Rotation abhandenkam. In einer erst nach längerem Videostudium endgültig aufgeklärten Situation war er zunächst von Bayreuths Kalif Young, den er aus der kanadischen Nationalmannschaft kennt, gefoult worden, bevor Klassen selbst sein Gegenüber mit dem Ellbogen erwischt. Die Mehrheit in der Arena rechnete wohl schon mit der Entscheidung auf unsportliches Foul, als die Referees den Oldenburger aber tatsächlich direkt vom weiteren Mitwirken ausschlossen. Ein früher Schock, der aber augenscheinlich weitere Kräfte weckte – auch auf den Rängen.

Ausbaufähig wirkt das Oldenburger Spiel noch hinsichtlich der Balance zwischen Würfen aus der Distanz und Abschlüssen am Brett und der individuellen Wurfauswahl. Aber mal ehrlich: Wenn am zweiten Spieltag schon alles so laufen würde, wie es in einem Wunschszenario aussieht, wäre das auch eher ungewöhnlich. Ob mit Klassen oder ohne – über eine Sperre wird in dieser Woche entschieden – stehen die EWE Baskets schon am Sonntag, 9. Oktober, vor einer enormen Herausforderung: Meister und Euroleague-Starter ALBA BERLIN wird in der EWE Arena vorstellig. Weitere Erkenntnisse dürften folgen.

Titelbild: Ulf Duda / fotoduda.de