Torben Rosenbohm

Freier Journalist aus Oldenburg

Drei Wünsche zum Fest

Die EWE Baskets Oldenburg haben sich vor den nahenden Weihnachtstagen in eine kurze Spielpause verabschiedet – allerdings nicht so, wie sie es sich erhofft hatten. Gegen die Würzburg Baskets unterlagen die Oldenburger mit 77:79. Bei allem Respekt vor den tatsächlich gut aufgestellten und insbesondere kämpferisch beeindruckenden Gästen: Unter dem Strich verwarfen die EWE Baskets den möglichen Sieg von der Dreierlinie. Nur vier (!) von 25 (!!) Versuchen trafen den Korb, eine verheerende Quote von 16 Prozent war grotesk niedrig und schlicht nicht erstligareif. Es mag klingen wie eine überstrapazierte Plattitüde, aber: Es gibt solche Tage, an denen die Würfe nicht funktionieren.

Nach allem, was wir bisher vom Team in dieser Saison gesehen haben, lässt sich eine grundsätzlich positive Entwicklung feststellen. Mit 7:4 Siegen haben sich die Niedersachsen souverän in den Kreis derer zurückgespielt, die berechtigte Hoffnungen auf eine Teilnahme an den Playoffs haben. Wenn nicht noch unvorhersehbare Dinge passieren, werden die Telekom Baskets Bonn, ALBA BERLIN und der FC Bayern München mit absoluter Sicherheit die Postseason erreichen, während die MHP RIESEN Ludwigsburg und die EWE Baskets Oldenburg die beiden Clubs darstellen, bei denen die Wahrscheinlichkeit auf eine Saisonverlängerung abseits des dominierenden Trios am größten ist. Dahinter geht es munter zur Sache, inklusive Potenzial für die eine oder andere große Überraschung (und analog dazu auch für entsprechende Enttäuschungen).

Bevor der Blog sich in den kommenden Tagen noch in Form eines ausführlichen Gesprächs mit einem der Protagonisten der EWE Baskets in die Weihnachtstage verabschiedet, ist die Zeit gekommen für drei knackige (Basketball-)Wünsche aus Oldenburger Sicht zum Fest:

MaCio Teague war zuletzt zum Zuschauen gezwungen. Bild: Ulf Duda / fotoduda.de

Kader: Die Oldenburger haben in MaCio Teague aktuell einen Spieler im Team, der aufgrund der Regularien aussetzen muss. Das ist für ihn keine gute Situation, wenngleich er mit dieser augenscheinlich höchst professionell umzugehen versteht. Dennoch: Dieser Mann, immerhin einstiger College-Champion, braucht Spielzeit und sollte sie andernorts bekommen. Der Kader der Oldenburger würde hingegen in meinen Augen an anderer Stelle noch einen Impuls vertragen: auf den großen Positionen. Wenn sich der Club ohnehin den Luxus eines zusätzlichen Akteurs gönnt, dann doch besser dort, wo es unter den Körben zur Sache geht. Die Foulanfälligkeit eines Owen Klassen und die häufigen Blessuren eines Norris Agbakoko sprechen dafür, hier noch einmal nachzubessern. Andernfalls sind allzu oft positionsfremde Akteure gezwungen, Lücken zu schließen. In einer perfekten Transferwelt hätte dieser Mister X dann auch noch einen deutschen Pass …

TOP FOUR: Die Entscheidung, das TOP FOUR 2023 nach Oldenburg zu vergeben, hat nicht nur bei Geschäftsführer Hermann Schüller für große Freude gesorgt. Am 18. und 19. Februar 2023 spielen in der großen EWE ARENA der FC Bayern München gegen ALBA BERLIN und die EWE Baskets Oldenburg gegen die MHP RIESEN Ludwigsburg (Samstag), bevor am Sonntag der Pokalsieger im großen Finale gesucht wird. Ich wünsche mir für das Wochenende ein echtes Basketball-Fest, bei dem der Sport und seine Protagonisten im Mittelpunkt stehen und die 6.000 Menschen in der Arena möglichst enge und spannende Begegnungen erleben, die deutschlandweit vor den Bildschirmen für Aufsehen sorgen. Noch mehr aber wünsche ich all denen, die dieses Event nun binnen gerade einmal acht Wochen auf die Beine stellen dürfen, gute Nerven und eine gute Kondition. In der Vorbereitung steckt schließlich eine fast unvorstellbare Arbeit, die parallel zum ohnehin schon aufreibenden Club-Alltag stattfinden muss.

Owen Klassen bei der Arbeit. Der Center hat in Norris Agbakoko zwar einen Backup, der allerdings fiel zuletzt mit einer Blessur aus. Bild: Ulf Duda / fotoduda.de

Bundesliga-Saison: Es war ganz oft und ganz viel die Rede davon, dass sich die neuformierte Oldenburger Mannschaft erst noch finden muss. Dass Trainer Pedro Calles einer ist, der mit Blick auf die Gesamtentwicklung auch kleine Rückschläge einpreist. Die Niederlagen in Heidelberg und gegen Würzburg dürften zu dieser Kategorie gehören: vermeidbar, aber im Sinne des Fortschritts vielleicht sogar hilfreich. Nach der Partie in Heidelberg zeigte sich ein Aufwärtstrend; was aus der knappen Niederlage gegen Würzburg folgt, wird sich noch zeigen müssen. Aber: Vieles vom dem, was auf dem Parkett geschieht, folgt einer klaren Vorstellung und einer klaren Idee. Und auch in den Gesprächen mit den Spielern wird deutlich, dass hier eine gemeinsame Identität entsteht. Also: Ich wünsche mir, dass die Entwicklung fortgesetzt wird und dass sich die EWE Baskets Oldenburg in eine Position bringen, die es wahrscheinlich macht, dass erst in den Playoffs der beste Basketball der Saison gezeigt wird. Denn wenn die Vorsaison eines gezeigt hat, dann dies: Ohne Playoffs ist Basketball irgendwie einfach nur großer Mist.