Im Saisonendspurt der easyCredit Basketball Bundesliga stehen in allen Tabellenregionen noch wichtige Entscheidungen an. Während ein Trio einsam vorneweg marschiert, rangelt ein Quartett um das Heimrecht in der ersten Runde. Ein Quintett wiederum macht sich noch unterschiedlich große Hoffnungen auf eine Teilnahme an der Meisterrunde, im Keller blickt unterdessen Frankfurt sehnsüchtig (und inzwischen nahezu verzweifelt) einem Trio hinterher.
Ein Zeichen gesetzt haben zuletzt die Telekom Baskets Bonn. Das Team von Trainer Tuomas Iisalo besiegte vor heimischer Kulisse Verfolger ALBA BERLIN; es war der 28. Sieg im 30. Saisonspiel. Das an sich ist schon als famose Leistung einzuordnen, gewinnt aber sogar noch einmal an Wert, wenn man die Doppelbelastung der Bonner mit einberechnet. MVP-Kandidat TJ Shorts und seine Kollegen haben parallel in der Champions League von sich Reden gemacht und dort das Final Four erreicht. Am zweiten Maiwochenende spielen die Telekom Baskets um einen internationalen Titel.
Aufgrund der Tabellenkonstellation in der easyCredit BBL dürfte Basketball-Deutschland in dieser Saison bereits im Halbfinale in den Genuss des Kräftemessens der beiden Euroleague-Clubs ALBA BERLIN und Bayern München kommen (vorausgesetzt, sie gewinnen ihre jeweiligen Viertelfinalserien). Die Prognose ist nun nicht allzu gewagt: Der Meister kommt 2023 aus dem der Konkurrenz enteilten Trio.
Dahinter hat sich im laufenden Wettbewerb eine Art Schneckenrennen entwickelt, in dem sich an den Platzierungen ausgesprochen wenig ändert. Was auffällt: Kein Team ragt dabei mit besonders erfolgreichen Langzeitserien heraus. Während man gewöhnlich im Endspurt einer Saison von den ambitionierten Mannschaften ansteigende Leistungskurven sieht, kommen sie heuer nicht so recht vom Fleck. Mit Blick auf die vergangenen zehn Spiele sieht das bei den vier Anwärtern auf den vierten Platz so aus: Oldenburg 5:5 Siege, Ludwigsburg 4:6, Göttingen, 5:5 und Ulm 6:4. Ein Trend lässt sich daraus kaum ablesen, wohl aber eine Menge Schwankungen.
Diese tabellarische Ausgangslage steigert nun die Bedeutung der bevorstehenden Partie zwischen den EWE Baskets Oldenburg und den MHP RIESEN Ludwigsburg. So unberechenbar die Entwicklung in dieser Spielzeit sein mag: Ein Sieg würde die Niedersachsen dem Heimrecht im Playoff-Viertelfinale deutlich näherbringen. Da sich beide bereits zweimal begegnet sind, hat das Aufeinandertreffen das Potenzial einer überaus packenden Veranstaltung.
In der Liga setzten sich die Oldenburger am 28. Januar mit 75:71 durch. Mit zwischenzeitlich 18 Punkten hatte die Mannschaft von Trainer Pedro Calles zurückgelegen, um sich mit Schwung zurück zu kämpfen und schließlich den Sieg aus der Barockstadt zu entführen. Im Halbfinale beim TOP FOUR in Oldenburg bot sich ein ähnliches Bild: Ludwigsburg führte mit bis zu 16 Zählern und wurde im Schlussspurt doch noch von den EWE Baskets überholt. Revanchegelüste dürften in ausreichendem Maß vorhanden sein, wenn sich die RIESEN auf den Weg in den Norden machen.
Ein Schlüssel zu den Siegen gegen Ludwigsburg war übrigens die Dreierquote. Beim Erfolg in der Liga trafen die Oldenburger 50 Prozent ihrer Versuche, beim Pokal-Halbfinale waren es ordentliche 40 Prozent. Dabei zeigen die Norddeutschen aus der Distanz in dieser Saison eher Schwächen; ihre Trefferquote von 32,4 Prozent ist die zweitschlechteste im Liga-Vergleich.
Der Kampf um den vierten Platz mag zuletzt wie ein Schneckenrennen ausgesehen haben. Am Samstag allerdings ist höchste Intensität zu erwarten, wenn Oldenburg und Ludwigsburg im direkten Duell aufeinandertreffen. Die Furcht vor einer Platzierung unterhalb der ersten Fünf dürfte bei beiden Mannschaften nicht von der Hand zu weisen sein, denn ein Erstrundenduell mit Bonn, Berlin oder München kann eigentlich keiner wollen.
Im Spiel unter der Woche schnitten die beiden Kontrahenten unterschiedlich ab. Oldenburg verlor aufgrund zu vieler Ballverluste in Ulm, Ludwigsburg setzte sich gegen den SYNTAINICS MBC durch. Die RIESEN verspielten dabei zum wiederholten Male einen großen Vorsprung und mussten nach zwischenzeitlicher 16-Punkte-Führung in die Verlängerung, um den 18. Saisonerfolg einzufahren.
Und wer wird nun Vierter? Mit Blick auf meinen Tipp nach der Hinrunde halte ich mich lieber zurück … Eine Entscheidung übrigens ist bereits gefallen: medi bayreuth ist sportlicher Absteiger aus der easyCredit BBL. Die Verpflichtung von Trainer Mladen Drijencic in prekärer Ausgangslage aktivierte im Team neue Kräfte, der Rückstand aber erwies sich als zu groß.
Um das alles abzuschließen: Hoffnungen auf einen Playoffplatz haben noch Würzburg, Bamberg, Rostock, Chemnitz und Heidelberg, während neben den akut gefährdeten Frankfurtern noch Weißenfels, Crailsheim und Braunschweig in Sachen Ligaverbleib zittern.