Torben Rosenbohm

Freier Journalist aus Oldenburg

EWE Baskets auf Reisen: Ein Roadtrip als Woche der Wahrheit?

Ein Monat ist nun schon wieder vergangen, seit die EWE Baskets Oldenburg in die Saison 2023/2024 gestartet sind. Dabei erlebte der Basketball-Bundesligist bereits eine Enttäuschung, eine Überraschung, ein Ausscheiden – und einiges mehr. Der ganz normales Wahnsinn also?

Los ging es mit einer Enttäuschung: Das 86:91 bei den Basketball Löwen Braunschweig am ersten Spieltag kam durchaus unerwartet, denn die niedersächsischen Konkurrenten zählen grundsätzlich wohl zum Kreis der Teams, die man im Rennen um eine gute Position schlagen sollte. Nur wenige Tage später folgte unterdessen …

… die Überraschung: Vor heimischer Kulisse bezwangen die Oldenburger den großen Titelkandidaten, den FC Bayern München, mit 76:66. Der gesamte Auftritt der EWE Baskets an diesem Abend war gekennzeichnet von höchster Einsatzbereitschaft und großer Spielfreude. War da was in Braunschweig? Haken dran. Die Münchner allerdings waren durch die Schlappe derart angefasst, dass nur gut zwei Wochen später das folgte, was keiner gerne erlebt …

Das Ausscheiden: In München hatten die Oldenburger beim 73:101 im Achtelfinale des BBL-Pokals nicht den Hauch einer Chance. Von der ersten Minute an zeigten sich die Norddeutschen beeindruckt von der Qualität der Gastgeber, die ihren Titel im Pokal gerne wiederholen möchten. Gar nicht einmal so gewagte Prognose: Das wird ihnen gelingen.

Mit nunmehr 3:1 Siegen in der easyCredit BBL können die Oldenburger gewiss leben, das 83:85 nach Verlängerung gegen Strasbourg zum Auftakt der Champions League hingegen, das der ungeliebten Kategorie „unnötig“ zuzuordnen war, trübte die Laune kurzzeitig.

Wie ist denn nun dieser Saisonstart einzuordnen? Nun, es ist kompliziert. Das gilt übrigens nicht nur für die Resultate, sondern auch für den (Teil-)Blick auf die Mannschaft.

Kyle Foster kam zuletzt gegen Rostock nur noch ganz kurz zum Einsatz. Bild: Ulf Duda/fotoduda.de

Gleich am ersten Spieltag der neuen Saison in der easyCredit BBL machte ein Neuzugang in einer Form auf sich aufmerksam, wie die Verantwortlichen es sich von ihm versprochen haben: Kyle Foster traf vier seiner sechs Versuche von der Dreierlinie. Die überraschende Niederlage zum Auftakt konnte auch er nicht verhindern, allerdings machte sich unter den Fans das Gefühl breit, einen Spieler im Kader zu wissen, auf den aus der Distanz Verlass ist.

Vier Wochen später stellt sich die Lage (deutlich) anders da.

Foster versuchte sich in der Liga gegen München satte elf Mal aus mehr als 6,75 Metern und versenkte davon drei, stand gegen Heidelberg nur noch 14:16 Minuten auf dem Parkett (1/5 Dreier) und verwarf im Pokal in München alle fünf Distanzschüsse. Auf nur noch 10:05 Minuten in der Champions League folgte gegen die ROSTOCK SEAWOLVES der bisherige Tiefpunkt: Trainer Pedro Calles schickte seinen Guard für ganze 84 Sekunden auf das Parkett, wechselte ihn wieder aus und ließ ihn hernach auf der Bank schmoren. Ein Weckruf? Ein Fingerzeig? Die kommenden Spiele werden darüber Auskunft geben.

Genau hingeschaut wird bei den Fans auch bei den Centern. Während Norris Agbakoko, den Sportleiter Srdjan Klaric gerne zukünftig in der Rolle als festen Starter sehen würde, momentan das Selbstvertrauen zu fehlen scheint, liefert Neuzugang Ebuka Izundu zumindest solide Vorstellungen. „Solide“ kann dabei einerseits als „verlässlich“ verstanden werden, andererseits deutet es aber auch an: Hier geht noch mehr. Der 2,08-Meter-Mann fremdelt augenscheinlich noch mit den Anforderungen von Calles an die Defensive und ist offensiv auf der Suche nach kontinuierlicher Einbindung. 1,8 Defensivrebounds sind ein verblüffend schwacher Wert für einen Center, 4,0 Offensivrebounds hingegen eine herausragende Marke. Ausgebügelt wird die Arbeit unter den Körben allerdings verlässlich durch Deane Williams und Brekkott Chapman, die in Sachen Arbeitsauffassung als Vorbilder im Kader dienen dürfen.

Das gilt übrigens auch für andere, die viele positive Akzente setzen. Len Schoormann besticht durch enormen Schwung, Charles Manning Jr. verleiht dem Oldenburger Tun im Spielaufbau frische Impulse, und Kapitän Max DiLeo ist da, wenn man ihn braucht: Gegen Rostock ackerte er 35:50 Minuten lang – neue persönliche Bestmarke des harten Arbeiters in seiner Zeit in der easyCredit BBL. Auch der spät verpflichtete Lukas Wank liefert wertvolle Minuten, während DeWayne Russell mit 17,5 Punkten schon wieder Topscorer der Oldenburger ist, allerdings physisch phasenweise noch nicht wieder hundertprozentig fit wirkt.

Headcoach Pedro Calles ist noch auf der Suche nach der passenden Mischung. In der easyCredit BBL ist die Bilanz mit 3:1 Siegen aber sehr positiv. Bild: Ulf Duda/fotoduda.de

Es wird allemal spannend zu sehen sein, wie sich der aktuelle Trend fortsetzt. Die Oldenburger stehen in den kommenden Spielen vor hohen (Auswärts-)Hürden: Am Freitag, 27. Oktober, gastieren sie bei den Bamberg Baskets, am 1. November in Izmir bei Pinar Karsiyaka, nur drei Tage später steht das Gastspiel bei den HAKRO Merlins Crailsheim an. Kehrt Kenny Ogbe wieder zurück auf das Parkett? Und was bedeutet das für die Minutenverteilung? Fängt sich Kyle Foster – oder spielt er sich ganz aus der Rotation? Auch Headcoach Pedro Calles ist noch auf der Suche nach der passenden Mischung. Gegen Strasbourg hielt er in der Verlängerung (zu) lange am Personal auf dem Spielfeld fest, gegen Rostock musste Topscorer Russell in der Endphase (sehr) lange von der Bank aus zuschauen.

Der Roadtrip könnte durchaus zu einer frühen Woche der Wahrheit werden.


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