Torben Rosenbohm

Freier Journalist aus Oldenburg

Foster ohne Rolle, Chapman verletzt: Legen die EWE Baskets personell doppelt nach?

Vor ihren gleich drei Auswärtsspielen in Serie habe ich mich vor einigen Tagen gefragt, ob die EWE Baskets Oldenburg möglicherweise vor einer frühen Woche der Wahrheit stehen. Nach zwei von drei absolvierten Aufgaben in fremden Hallen darf man attestieren: Die Spieler haben sich überwiegend in guter Verfassung präsentiert und unmissverständlich klargestellt, dass mit dem Team in dieser Saison zu rechnen ist. Darüber können auch das Ausscheiden im BBL Pokal und die diffizile Situation in der Champions-League Gruppe E nicht hinwegtäuschen.

Allerdings: Zu einer Baustelle im Kader ist eine zweite hinzugekommen. Und die hat es in sich.

Zunächst bleibt das Rätselraten um Neuzugang Kyle Foster. Nach anfänglich vielversprechenden Minuten ist seine Rolle immer kleiner geworden, bis er beim Auswärtssieg in Bamberg – der mit Ausnahme der letzten viereinhalb Minuten ein sehr überzeugender war – ganz aus der Rotation fiel. Auf gerade einmal 84 Sekunden Einsatzzeit gegen Rostock folgte die erste 0 der Saison. In Izmir, beim knappen 83:85, rutschte Foster kurzzeitig zurück aufs Spielfeld. Trainer Pedro Calles gönnte dem strauchelnden US-Amerikaner allerdings erneut nur überschaubare 04:03 Minuten, in denen er nicht nachhaltig Werbung in eigener Sache betreiben konnte.

Zu allem Überfluss warteten die EWE Baskets am Dienstag dieser Woche mit einer Meldung auf, die einen argen Rückschlag markiert. Bereits am Montag hatte ich aus dem Club Center die Info bekommen, dass das für diesen Tag geplante Interview mit Brekkott Chapman leider ausfallen muss. Der Spieler stehe kurzfristig nicht zur Verfügung, hieß es – meine Befürchtungen hinsichtlich des Absagegrunds sollten sich am Folgetag bestätigen: Der Power Forward fällt voraussichtlich monatelang aus.

Auf solche Aktionen von Brekkott Chapman müssen die Fans lange verzichten: Der Forward der EWE Baskets fällt mit einer Verletzung aus. Bild: Ulf Duda/fotoduda.de

Was bedeutet das alles nun für die Mannschaft? Zunächst einmal nichts Gutes. Denn die Verantwortlichen um Sportleiter Srdjan Klaric, Trainer Pedro Calles und Geschäftsführer Hermann Schüller geraten schon nach fünf Saisonwochen unter großen Entscheidungsdruck.

Auf dem Papier ist der Kader so tief wie selten. Auf allen Positionen bieten sich vielfältige Alternativen.

Nur: Auf dem Papier ist nicht auf dem Spielfeld. Und dort klaffen nun Lücken.

Einerseits fällt Energizer Alen Pjanic weiterhin aus. Der Forward erholt sich von einer komplizierten Verletzung am Ellbogen und wird frühestens im Dezember zurückerwartet.

Dann kommt die Personalie Kyle Foster hinzu. Was steckt hinter der zunächst verschlankten und zuletzt praktisch nicht mehr existenten Rolle des als Spezialist für Distanzwürfe verpflichteten 26-Jährigen? Von ihm haben sich die EWE Baskets nachweisbar einiges versprochen, nicht anders ist zu deuten, dass sie ihn mit einem Zweijahresvertrag ausgestattet haben. Glücklich scheint er nicht (mehr) zu sein: In einer Instagram-Story postete er dieser Tage Videos aus seiner Zeit in Frankreich – untermalt mit dem Spruch „I miss hooping“.

Prognose 1: Wenn hier nicht unmittelbar eine Wende zum deutlich Positiven erfolgt, werden die Oldenburger über eine personelle Veränderung nachdenken (müssen). So abgedroschen es klingen mag: Vielleicht passt es einfach nicht, und Foster muss an anderer Stelle sein Glück versuchen. Auf seiner Position dürfte es trotz des bereits angelaufenen Spielbetriebs Alternativen geben.

Zu schlechter Letzt ist da neben den Herren Pjanic und Foster noch die Blessur von Brekkott Chapman. Der emotionale Flügelspieler hatte sich zuvor bestens in das neue Team integriert, gemeinsam mit Deane Williams die eine oder andere Nachlässigkeit auf der Center-Position ausgeglichen und einen Weg eingeschlagen, der ihn in Richtung Publikumsliebling bringen könnte. Eben das ist nun aber für längere Zeit verschoben. Auch diese Verletzung zeigt: Prognosen, Power Rankings und andere Einschätzungen sind immer nur so lang gültig, bis ein Leistungsträger umknickt oder anderweitig auf dem Parkett verunfallt.

Prognose 2: Die EWE Baskets werden rasch nachbessern und einen Big Man verpflichten. Mindestens für die Zeit des Chapman-Ausfalls, möglicherweise aber auch darüber hinaus. Mit aktuell sechs ausländischen Spielern sind die Niedersachsen eine Ausnahme unter den ambitionierten Clubs. Zumal die internationale Doppelbelastung noch für einige Wochen für (gewollten) Pflichtspielstress sorgen wird.

Froh sein können die EWE Baskets vor diesem Hintergrund darüber, dass sie in der easyCredit Basketball Bundesliga mit 4:1 Siegen einen sehr guten Start hingelegt haben und in der Champions League trotz der beiden 83:85-Niederlagen gegen SIG Strasbourg und Pinar Karsiyaka im Rennen um die zweite Runde bleiben. Immerhin berechtigen Platz zwei und drei in der Gruppenphase zur Teilnahme an den Play-In-Spielen. Die Spiele gegen den belgischen Club BC Oostende haben eine entsprechend große Bedeutung.

Am Samstag steht nun zunächst einmal das Gastspiel bei den HAKRO Merlins Crailsheim um den ehemaligen Oldenburger Maurice Stuckey und damit der Abschluss des Auswärtstrips auf dem Programm. Die Gastgeber, Ex-Club von Oldenburgs DeWayne Russell, sind beileibe nicht zu unterschätzen, streben sie nach zuletzt vier Niederlagen in Serie doch eine Wende an.


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