Torben Rosenbohm

Freier Journalist aus Oldenburg

Fünf Wochen vor Hauptrundenabschluss: Wohin geht die Reise für die 18 Teams?

Ein knappes Viertel der regulären Saison steht in der easyCredit Basketball Bundesliga noch aus. Aktuell wirkt die Tabelle akkurat aufgeräumt: Drei Teams rangieren ganz oben, fünf dahinter, vier im Mittelfeld und sechs in prekärer Lage am Ende. Der Trend der vergangenen Wochen zeigt: Im Kern scheinen sich diese vier Gruppen nicht zu vermischen. Zeit für eine genauere Betrachtung.

Gruppe 1: Wer wird Erster?

An der Tabellenspitze haben sich der FC Bayern München (Bilanz der vergangenen zehn Spiele: 9-1), die NINERS Chemnitz (7-3) und ALBA BERLIN (9-1) eingenistet. Alle drei meistern aktuell neben ihren Herausforderungen in der easyCredit BBL auch noch das internationale Geschäft: München und Berlin werden in der kommenden Woche die Saison in der Euroleague beenden, Chemnitz hat das Finale um den Europe Cup erreicht.

Während Fans und Experten die Clubs aus München und Berlin schon vor der Saison für die vorderen Plätze auf der Rechnung hatten, ist der Erfolg der Chemnitzer eine der Überraschungen dieser Saison. Wann immer der Mannschaft von Trainer Rodrigo Pastore ein Einbruch prognostiziert worden war, antwortete das Team um die bärenstark aufgelegten Kevin Yebo, Wesley van Beck und Jeff Garrett (um nur einige zu nennen) mit dem nächsten überzeugenden Auftritt.

Die Laune bei Louis Olinde und Jonas Mattisseck hat sich aufgehellt: Zuletzt gelangen acht Siege in Folge. Bild: Ulf Duda/fotoduda.de

Bei allem Respekt vor den NINERS: Rang eins wird sich der FC Bayern München nicht aus der Hand nehmen lassen. Das Ensemble von Pablo Laso mochte sich bis zuletzt nicht ganz geschlagen geben, was die Play-In-Ambitionen in der Euroleague betrifft, allerdings gilt die volle Konzentration längst dem nationalen Geschäft. Dort gelangen neun Siege in den vergangenen zehn Spielen. Die Münchner haben überhaupt erst viermal verloren; der Pokalsieg und machen keinesfalls den Anschein, als ob sie sich mit dem bereits gewonnenen Pokal zufriedengeben.

Zu unterschätzen ist auch ALBA BERLIN nicht: Das Team um Weltmeister Johannes Thiemann siegte zuletzt achtmal in Serie und wird auch weiterhin alles dafür tun, um frühestens in einer Finalserie auf Bayern treffen zu können. Wenn the Trend der friend ist, dann heißt das: Die Saison 2023/2024 steuert auf eine Finalserie zwischen München und Berlin zu. Wichtige Einschränkung: Zuvor muss der jeweilige Gegner allerdings ein Mittel gegen die stets perfekt eingestellten Chemnitzer finden.

Gruppe 2: Wer qualifiziert sich außerdem sicher für die Playoffs?

Hinter dem starken Spitzentrio tummelt sich eine reizvolle Mischung aus Überraschungen und Prominenz. Zur ersten Kategorie zählen unbestritten die Würzburg Baskets (Bilanz der vergangenen zehn Spiele: 8-2) und Aufsteiger RASTA Vechta (6-4). Gefolgt werden sie vom amtierenden Meister ratiopharm ulm (5-5), Vizemeister Telekom Baskets Bonn (6-4) und MHP RIESEN Ludwigsburg (6-4).

In Würzburg kommen sie aus dem Strahlen kaum mehr heraus. Sportlich überzeugt das Team unter Regie des legitimen MVP-Kandidaten Otis Livingston II voll und ganz, zudem wurde just der Vertrag mit Headcoach Sasa Filipovski gleich um drei Jahre bis 2027 verlängert. Es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass der Slowene auch bei anderen auf dem Zettel steht – oder besser: stand. Es müsste für seine Mannschaft schon einiges schieflaufen, um die direkte Playoff-Qualifikation auf den letzten Metern der regulären Saison noch zu verspielen.

Otis Livingston II hat großen Anteil an der Erfolgsgeschichte der Würzburg Baskets. Bild: Ulf Duda/fotoduda.de

Ob das auch für Vechta gilt? Die Ausgangslage beim Neuling ist nach wie vor gut, allerdings gingen die Niedersachsen in den vergangenen zehn Spielen auch viermal als Verlierer vom Parkett. Während Konkurrent Würzburg derweil seinen Übungsleiter langfristig binden konnte, wird sich Vechta am Ende der Saison vom Headcoach verabschieden: Ty Harrelson zieht es zu ratiopharm ulm. Die Fans im Nordwesten freuen sich schon jetzt auf den 13. April: Dann gastieren die EWE Baskets Oldenburg zum Derby und zur echten Standortbestimmung im RASTA Dome; Wiedersehen in den Play-Ins nicht ausgeschlossen …

Die Ulmer, aus dem Eurocup ausgeschieden, finden sich ebenfalls in diesem Tabellenumfeld wieder, das ihnen im Idealfall noch den direkten Playoff-Einstieg bescheren kann – in einem weniger günstigen Szenario droht der Mannschaft von Noch-Trainer Anton Gavel allerdings eine Play-In-Zitterpartie. Die Erfahrungen aus der Vorsaison dürfen als Mutmacher verstanden wissen: Da fand Ulm im entscheidenden Moment zur Bestform. Gavel wird, bevor er sich in Richtung Bamberg verabschiedet, mit einem guten Resultat in Erinnerung bleiben wollen. Frühzeitig abschreiben darf man den aktuellen Tabellensechsten keinesfalls.

Gilt das Erreichen der Bestform auch wieder für die Telekom Baskets Bonn, die 2022/2023 zum Titel in der Champions League und zur Vizemeisterschaft stürmten? Die Jungs vom Hardtberg sind auch in dieser Spielzeit international erfolgreich und stehen im Viertelfinale der Champions League. In der easyCredit BBL zeigte sich zuletzt unter anderem beim Spiel gegen die EWE Baskets, dass mit ihnen auch national zu rechnen ist. Allerdings: Für einen Coup wie im Vorjahr wird es in der easyCredit BBL heuer nicht reichen.

Kleinere bis größere Rätsel geben die MHP RIESEN Ludwigsburg auf. Die kassierten zuletzt eine überdeutliche Schlappe gegen Ulm und mussten sich auch im ersten Spiel des Viertelfinales in der Champions League klar geschlagen gaben. Über den Trainer wird auch hier gesprochen: Es gibt Gerüchte über eine Rückkehr von John Patrick zur neuen Saison. Wie (beziehungsweise: ob) sich diese Debatten auf die weiteren Leistungen auswirken, dürfte sich in den kommenden Spielen zeigen.

Gruppe 3: Wer landet dahinter in den Play-Ins?

Es spricht derzeit nicht viel dafür, dass eines der vorderen acht Teams noch dermaßen ins Schlingern gerät, dass die dahinter Liegenden in dieses Rennen eingreifen. Dank der ab dieser Saison neu eingeführten Play-In-Plätze geht es für vier weitere Clubs aber nun darum, sich die Ränge neun und zehn zu sichern. In Betracht kommen: Die Veolia Towers Hamburg (Bilanz der vergangenen zehn Spiele: 3-7), EWE Baskets Oldenburg (5-5), Bamberg Baskets (5-5) und Basketball Löwen Braunschweig (5-5).

Die Towers zählten kurz zuvor noch zum Kreis der Anwärter auf einen direkten Sprung in die Meisterrunde, doch sieben Niederlagen aus den vergangenen zehn Spielen haben für einen Negativtrend gesorgt. Nun geht es für die Mannschaft von Trainer Benka Barloschky darum, aus diesem wieder herauszufinden.

Chaundee Brown Jr. strebt mit den EWE Baskets in die Play-Ins. Bild: Ulf Duda/fotoduda.de

Von einem weiteren Einbruch der Hamburger könnten natürlich auch die EWE Baskets Oldenburg profitieren. Die führen derzeit ein eng beieinander liegendes Trio an, das auch noch Bamberg und Braunschweig umfasst. Um sicher in die Play-Ins zu kommen, müssen die Schützlinge von Trainer Pedro Calles das Auf und Ab dringend abstellen. Bestes respektive schlechtestes Beispiel war die Vorwoche: Da irritierten die EWE Baskets vor allem im ersten Viertel mit einem blutleeren Auftritt bei den Telekom Baskets Bonn, um nur fünf Tage später über die bedauernswerten SEAWOLVES aus Rostock hinwegzurollen.

Der Blick auf den Spielplan lässt einen 6:2-Schlussspurt möglich erscheinen, der einerseits ganz sicher für die Play-Ins reichen und andererseits die Chancen erhöhen würde, noch an Hamburg vorbeizuziehen. Prognosen allerdings haben sich bei den Oldenburgern in dieser Saison oft als reines Glücksspiel erwiesen …

Die Bamberg Baskets mischen nach dem Wechsel auf der Trainerposition inzwischen auch mit im Rennen um die Play-In-Plätze. Trotz nahezu identischer Bilanz im Vergleich zu den Basketball Löwen (beide stehen insgesamt bei 11-15, daheim bei 7-6, auswärts bei 4-9 und bei einer Korbbilanz von -61 beziehungsweise -60), dürfte eher Bamberg als Braunschweig Rang zehn angreifen: Die Niedersachsen verloren zuletzt viermal in Serie.

Gruppe 4: Wer steigt ab?

Dramatisch könnte es im Kampf um den Klassenerhalt werden. Hier rangeln der SYNTAINICS MBC (Bilanz der vergangenen zehn Spiele: 3-7), die BG Göttingen (3-7), die ROSTOCK SEAWOLVES (0-10), die MLP Academics Heidelberg (3-7), die Tigers Tübingen (2-8) und die HAKRO Merlins Crailsheim (2-8) um die vier rettenden Plätze.

Um es an dieser Stelle kurz zu machen: Auch hier spricht der Trend wohl für sich. Crailsheim wirkt inzwischen wie festgebunden an den letzten Platz; zuletzt ging das wichtige Spiel gegen Heidelberg verloren. Die Heidelberger wiederum haben in Ingo Freyer den Trainer verpflichtet, der in den beiden Saisons zuvor die EWE Baskets und den MBC vor dem Abstieg bewahrte – er wird es wieder tun. Der MBC und die BG Göttingen haben eine Fähigkeit entwickelt, die ganz wichtigen Siege einzufahren. Entscheiden wird sich das Thema Abstieg also wahrscheinlich zwischen Aufsteiger Tübingen und Rostock. Tübingen ist ebenso kontinuierlich abgesackt wie Rostock, wenngleich die Lage in Mecklenburg-Vorpommern noch ein bisschen düsterer ist als bei allen anderen: 13 Spiele am Stück gingen an den Gegner. Und an diesem Freitag gastieren die SEAWOLVES in Tübingen …

Ingo Freyer rettete 2022 die EWE Baskets, 2023 den SYNTAINICS MBC – hält er 2024 die MLP Academics Heidelberg in der Liga? Bild: Ulf Duda/fotoduda.de

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Zu meinem Basketball-Background: Als wenig erfolgreicher Spieler hatte ich lange Zeit großes Interesse am aktiven Tun, allerdings beschränkt sich meine Liebe zu diesem Sport inzwischen auf die Besuche in den Hallen und Arenen und die entsprechende Arbeit an der Tastatur. Von 2004 bis 2014 habe ich die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit der EWE Baskets Oldenburg geleitet, seitdem beschäftige ich mich mit dem Club im Speziellen und dem Basketball im Allgemeinen als freier Journalist – unter anderem für die easyCredit Basketball Bundesliga oder in diesem Blog. Transparenzhinweis: Ganz gelegentlich verfasse ich auch Beiträge für die Website des eingetragenen Vereins Baskets4Life e.V. (2011 als Baskets Akademie e.V. gegründet), der sich in Projekten im Nachwuchsbereich engagiert (u.a. BASKita, Grundschulliga oder Streetcourts in der Region). Was ich sonst noch so mache: hier entlang.