Torben Rosenbohm

Freier Journalist aus Oldenburg

Vor dem Besuch vom Ex-Club: Mladen Drijencic gibt sich kämpferisch

Am 19. Januar 2022 endete in Oldenburg etwas, das man wohl mit Recht als Ära bezeichnen darf. Nach einem katastrophalen Saisonstart mit nur zwei Siegen aus 13 Spielen war für Trainer Mladen Drijencic Schluss – fast sieben Jahre lang hatte der heute 57-Jährige den Club aus dem Norden als Headcoach betreut.

Es folgten: mehr Zeit für die Familie, mehr Zeit für den Garten, aber bei allem Genuss einer vorübergehenden Auszeit auch Schritt für Schritt eine anwachsende Lust auf eine Rückkehr an die Seitenlinie. Etwas mehr als ein Jahr nach seinem letzten Spiel in Oldenburg vermeldete Basketball-Bundesligist medi bayreuth am 2. Februar 2023: Drijencic übernimmt den Tabellenletzten der BBL und ersetzt Lars Masell. Die Bilanz bis dahin: 3:14 Siege.

Sieben Wochen später und vor dem Gastspiel der EWE Baskets in Bayreuth (24. März) ist viel passiert – nur ein weiterer Erfolg ist (noch) nicht hinzugekommen.

Gegen den FC Bayern München sahen die Franken lange wie die Sieger aus, am Ende fehlte ein Punkt.

In Würzburg ging das Spiel zuletzt in die Verlängerung, aber wieder einmal durften die Wagnerstädter nur am Sieg schnuppern.

3:20 Siege, aktuell vier Erfolge Rückstand auf den rettenden Platz 16: Optimismus sieht anders aus.

„Als ich hier begonnen habe, traf ich auf ein junges Team mit vielen unerfahrenen Spielern“, blickt Mladen Drijencic zurück. „Was mir aber sofort bewusst wurde: Alle sind willig zu arbeiten, alle sind willig zu trainieren. Es gibt keinen schlechten Typen im Team.“ Und er fügt hinzu: „Dieser Eindruck besteht noch immer.“

Für den Trainer sei es in den ersten Wochen bis zur Länderspielpause vor allem darum gegangen, den Einsatz und die Intensität zu erhöhen. In den Spielen gegen Ulm, Hamburg und Ludwigsburg gab es allerdings nichts zu holen. In der zweiwöchigen Unterbrechung mussten die Bayreuther dann zwar mit einem durch Nationalmannschafts-Abstellungen und Verletzungen reduzierten Kader arbeiten, aber Drijencic nutzte jeden Tag, um Fortschritte zu ermöglichen; konditionelle, spielerische, taktische. Im Fokus: die Ballbewegung und das Kreieren offener Würfe.

Der Headcoach, der 2015 mit Oldenburg den Pokalsieg gefeiert hatte, weiß: „Mit jeder Niederlage wird das Loch tiefer.“ Er betont aber: „Wir arbeiten weiter. Unser gemeinsames Ziel lautet, immer das Maximum herauszuholen.“ Nach der Länderspielpause waren die Fortschritte sichtbar; die Spiele gegen Ludwigsburg, München und Würzburg wurden zwar verloren, Bayreuth aber agierte nun (endlich) auf Augenhöhe mit der Konkurrenz.

Die Gefahr, dass das Aufbäumen zu spät kommt, besteht allerdings. Bayreuth muss nicht nur Siege liefern, sondern auch auf Patzer der Konkurrenz hoffen. Immerhin: Einschließlich des Gastspiels der EWE Baskets bieten sich noch elf Gelegenheiten, um zu punkten.

„Das Spiel gegen Oldenburg wäre emotional noch einmal ganz anders, wenn es dort stattfinden würde“, sagt er. „Außerdem ist es im Vergleich zum Jahr davor ein fast komplett neues Team.“ Die EWE Baskets bezeichnet er als seinen „Heimatclub“, seine Frau und sein jüngstes Kind wohnen noch immer dort. Drijencic wirkt fast erleichtert, dass er zu dieser Partie nicht vor 6.000 bekannten Gesichtern antreten muss …

Die EWE Baskets und ihre Entwicklung in der laufenden Saison nimmt er mit großem Respekt wahr: „Das Team hat sehr schnell eine Identifikation gefunden, das funktioniert hervorragend.“ Hinzukomme in DeWayne Russell ein herausragender Akteur auf der Point-Guard-Position. „Er ist momentan auf einem Niveau unterwegs, das man ansonsten nur von TJ Shorts kennt“, sagt Drijencic anerkennend.

Einen Blick in die persönliche Zukunft wagt er momentan nicht. „Die volle Konzentration gilt der Gegenwart“, unterstreicht er. Und die heißt: Siege sammeln, um das vermeintlich Unmögliche doch noch möglich zu machen. Alles andere werde sich dann ergeben.

Ein bisschen Zukunft muss dann aber doch noch erwähnt werden: medi bayreuth ist gerade dabei, die Weichen zu stellen, um auch in den kommenden Jahren im Profibasketball überlebensfähig zu bleiben.

Beim 76:72 im Hinspiel gegen Bayreuth mussten sich TJ Holyfield (links) und seine Kollegen gegen Ahmed Hill & Co. ordentlich strecken. Bild: Ulf Duda/fotoduda.de