Torben Rosenbohm

Freier Journalist aus Oldenburg

Bewegung bei den EWE Baskets: Das neue Team nimmt langsam Gestalt an

Irgendwann im August, wenn im fernen Japan die Basketball-Weltmeisterschaft erst noch bevorsteht, werden sich die Profis der EWE Baskets Oldenburg zum ersten gemeinsamen Training zusammenfinden. Aus heutiger Perspektive, mitten im Juni, ist das ein ganzes Stück entfernt. Die Verantwortlichen allerdings stecken mittendrin in einer höchst geschäftigen Phase, denn mit den Erfahrungen aus der abgelaufenen Saison und den Erwartungen an die neue Spielzeit im Hinterkopf basteln Geschäftsführer Hermann Schüller, Sportleiter Srdjan Klaric und Trainer Pedro Calles intensiv am Kader.

Die Nachrichten der vergangenen Tage zeigen: Es gibt einiges zu tun.

Mit dem Vermelden der Abgänge von Owen Klassen, Shakur Juiston und TJ Holyfield haben die Oldenburger die Verabschiedung von Akteuren eingeläutet, die damit gewiss noch nicht am Ende angekommen ist. Es bleibt zunächst noch Spekulation, doch entsprechende Neuigkeiten zu Trey Drechsel, Tanner Leissner, Hassani Gravett und MaCio Teague sind mit großer Wahrscheinlichkeit früher oder später zu erwarten.

Was auffällt: Denen, die nicht mehr für den Club auf Körbejagd gehen, wird keine längere Pressemitteilung mehr hinterhergeschickt. Zwei, drei Zeilen auf den Social-Media-Kanälen, das war´s.

Im Interview hatte Headcoach Calles angedeutet, ein recht klares Bild vom Kader der Zukunft zu haben. Dazu lässt sich ein Quintett zählen, das mit Verträgen für 2023/2024 ausgestattet und dem Oldenburger Publikum bereits vertraut ist. DeWayne Russell, Max DiLeo, Kenny Ogbe, Alen Pjanic und Norris Agbakoko gehen weiterhin für die EWE Baskets auf Punktejagd. Ein überaus solider Grundstock.

TJ Holyfield verlässt die EWE Baskets Oldenburg nach zwei Saisons. Bild: Ulf Duda/fotoduda.de

Das Interesse der Fans gilt natürlich nun den Neuzugängen. Zwei stehen inzwischen fest: Kyle Foster und Charles Manning Jr. Deren Namen waren zuvor schon seit geraumer Zeit im Online-Forum schoenen-dunk.de gehandelt worden; das muntere Spekulieren in der Offseason erfreut sich ja seit jeher großer Beliebtheit.

Kyle Foster – dessen Nachname in Oldenburg naturgemäß die allerschönsten Erinnerungen hervorruft – hat seine erste Saison im Profibasketball gerade hinter sich gebracht. Der 26-jährige US-Amerikaner war während seiner Collegekarriere für die Howard University aktiv und bewies dort bereits seine Qualitäten von der Dreipunktelinie. In 119 Spielen versenkte er durchschnittlich 38 Prozent seiner Versuche; im letzten Jahr kam er auf herausragende 46 Prozent. Für die NBA reicht es nicht, dreimal stand er aber immerhin im Summer-League-Kader der Detroit Pistons.

Mit dem Sprung nach Europa verlor er sein gutes Händchen definitiv nicht: Beim französischen Erstligisten Chorale Roanne Basket war er nicht nur drittbester Scorer (12,4 Punkte pro Spiel), sondern brillierte mit 44,2 Prozent von der Dreierlinie. Es steht zu vermuten, dass Foster in eine Rolle schlüpfen soll, die in der abgelaufenen Saison Trey Drechsel bekleidete. Der bot mit durchschnittlich 13 Punkten, 4,6 Rebounds und 2,4 Assists gute Werte in der easyCredit BBL; seine Dreierquote blieb in den Playoffs mit absurden 7,7 Prozent weit unter den zuvor schon durchschnittlichen 33,3 Prozent in der Hauptrunde.

Neben Foster neu im Team ist Charles Manning Jr., der ebenfalls aus den USA stammt. Der 24-Jährige geht den gleichen Weg wie im Vorjahr Drechsel, denn er wechselte aus Serbien nach Oldenburg. Manning bestritt, genau wie sein neuer Teamkollege Foster, in der Saison 2022/2023 sein erstes Profijahr. Nach seinem letzten Collegejahr, das er im Team der University of South Alabama absolvierte, bot sich ihm im serbischen Club KK Metalac Valjevo die Chance, den Einstieg in den bezahlten Basketball zu schaffen. Nach 22 Spielen in der serbischen Liga KLS wechselte er zum ambitionierten Team von FMP Belgrad und setzte seine guten Leistungen dort fort – sowohl in der KLS als auch in der länderübergreifenden ABA League. Die Saison dort spielt er allerdings nicht mehr zu Ende, zwischenzeitlich war Manning bereits zur Abwicklung von Formalitäten in Oldenburg, wo er sich gleich einen Eindruck von seinem neuen Arbeitgeber machen konnte.

Neuzugang Charles Manning Jr. stattete Pedro Calles und den EWE Baskets Oldenburg bereits einen Besuch ab. Bild: EWE Baskets

Die EWE Baskets verknüpften die Nachricht von seiner Verpflichtung – genau wie bei Foster – derweil nicht mit einem entsprechenden Abgang, und doch klingt seine Arbeitsplatzbeschreibung nach einem Ersatz für MaCio Teague. Der war ohne vorheriger Europaerfahrung direkt vom College gekommen und hatte in Oldenburg in seinem ersten Profijahr nie richtig Fuß gefasst.

Eine Einschätzung zu den neuen Akteuren, bevor man sie auch nur einmal spielen gesehen hat? Das ist selbstredend schwierig, oder besser: unmöglich. Auf dem viel zitierten Paper aber liest sich das in beiden Fällen gut. Und: Sowohl Foster als auch Manning Jr. unterschrieben Verträge bis 2025. Das Beispiel Teague hat im Vorjahr aber einmal mehr gezeigt, dass Erwartungen und Realität gelegentlich nicht zueinander passen wollen. Teagues Kontrakt reicht formell übrigens bis 2024 …

Sieben Spieler umfasst der Kader der Oldenburger momentan. Zu erwarten ist einerseits die Verpflichtung von mindestens einem weiteren deutschen Spieler für die feste Rotation – weitere Youngster mit deutschem Pass dürften die Mannschaft im Training und punktuell in Spielen ergänzen.

Andererseits besteht Bedarf auf den großen Positionen. Hier wird gewiss ein direkter Ersatz für Center Owen Klassen hinzustoßen – in der Gerüchteküche wird anhaltend der Name Ebuka Izundu gehandelt (der übrigens im selben Team zuhause ist wie Manning Jr.); außerdem ist davon auszugehen, dass noch zwei Power Forwards verpflichtet werden. Denn: Tanner Leissner ist im neuen Kader mit großer Wahrscheinlichkeit ebenso keine Option mehr wie der bereits verabschiedete TJ Holyfield.

Ein Kern, der bleibt – und eine stattliche Anzahl an Zugängen: Es ist kein Neustart nach dem Neustart, sehr wohl aber eine relevante Justierung.


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